laut.de-Kritik

Sonnenverwöhnter Wohlfühlsound ohne größere Ausreißer.

Review von

Ian Parton, Mastermind hinter dem Projekt The Go! Team, springt mit dem vierten Album "The Scene Between" auf Anfang. 2004 bescherte dem Brightoner "Thunder, Lightning, Strike" Durchbruch und Kritikerliebe. In Eigenregie hatte er an dem Mix aus Indiepop, Samples und Hip-Hop-Beats gebastelt. Erst als die Soundkulisse stand, kamen Stimmen und Instrumentalisten an Bord, die zu einem recht festen Sextett verschmolzen. Nach dem 2011er Album "Rolling Blackouts" widmeten sich die Mitglieder anderen Bands, nur Parton packte irgendwann die Lust, das Go! Team fortzuführen.

Als erneuter Einzelkämpfer setzte er sich für den Songwirting-Prozess ein klares Ziel: Die Stücke sollten melodiös und catchy wie nie, gleichzeitig aber eine bunte Collage aus Instrumenten, Sounds und Samples werden. Sobald die Strukturen standen, holte der Brite sich Sängerinnen dazu. Dieses Mal sind das weder Rapperin Ninja noch Indie-Bekanntheiten wie Bethany Consentino von Best Coast, sondern junge Frauen, die Parton selbst vorher kein Begriff waren.

Mit unverbrauchtem Mädchencharme erinnern die ausgewählten Vokalistinnen stellenweise an jene Best-Coast-Frontfrau, erfrischend ist der Verzicht auf Standard-Gäste allemal. Abwechslung ist selbstverständlich: Während beispielsweise die Brasilianerin Samira Winter liebenswürdig-zuckrig durch den Opener "What D'You Say" schwebt, bringen die US-Sängerinnen Emily Reo ("Her Last Wave") und Doreen Kirchner ("Blowtorch") eine lässige Retro-Rock-Attitüde in ihren Beiträgen unter. In "The Art Of Getting By (Song For Heaven's Gate)" bündelt ein afrikanischer Gospel-Chor die Grundstimmung des Titels.

Thematisch behandelt er den Massenselbstmord der Anhänger der religiösen Bewegung Heaven's Gate, begleitet von künstlichen Orgelpfeifen, Piano, Handclaps und Space-Sounds. Der Chor verstärkt die oberflächlich feierliche Atmosphäre. Die Lyrics machen den Song allerdings zu einer schaurigen Hymne für den tödlichen Entschluss der Mitglieder: "Taking the only way we know / Taking the only thing that matters".

Obwohl Parton die komplette Platte über seiner Basteltechnik treu bleibt, sticht besonders "The Art Of Getting By (Song For Heaven's Gate)" unter den anderen hervor. Intros mit Telefonklingeln ("Did You Know?") oder zischend geöffneten Dosen ("What D'You Say") und Interludes mit Zerreffekten ("Gaffa Tape Bikini") oder rauschenden Songs-Samples ("The Floating Felt Tip") unterbrechen die Mischung aus gitarrenlastigen Lo-Fi-Pop und verspielten Synthesizerklängen nur kurz.

Nuancen gibt es zwar definitiv: "Her Last Wave" neigt sich in eine verträumte Girl-Pop-Richtung, "Waking The Jetstream" liebäugelt eher mit Surf-Rock, der Titeltrack "The Scene Between" schwurbelt eein wenig mit Synthie-Kaskaden und einem Kindergesang-ähnlichen Chor daher. Nichtsdestotrotz bleibt das Ergebnis sonnenverwöhnter Wohlfühlsound ohne größere Ausreißer.

Das Lob, das The Go! Team für das Debüt erntete, verdient "The Scene Between" nicht. Es findet keine ansprechende Mitte zwischen den angekündigten schmissigen Ohrwürmern und Sample-Spielereien. Wer nach einem Pop-Album für die nächste Fahrt in den Sommerurlaub sucht, ist damit aber gut bedient.

Trackliste

  1. 1. What D'You Say
  2. 2. The Scene Between
  3. 3. Waking The Jetstream
  4. 4. Rolodex The Seasons
  5. 5. Blowtorch
  6. 6. Did You Know?
  7. 7. Gaffa Tape Bikini
  8. 8. Catch Me On The Rebound
  9. 9. The Floating Felt Tip
  10. 10. Her Last Wave
  11. 11. The Art Of Getting By (Song For Heaven's Gate)
  12. 12. Reason Left To Destroy

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