laut.de-Kritik

Fasst den Zustand der Punk-Community 2005 zusammen.

Review von

Eigentlich sollte ich ihnen dankbar sein. The Explosion haben es immerhin geschafft, mich mal wieder zum Nachdenken über Musik zu bringen. Darüber, was ich überhaupt von einer guten Punkrockplatte erwarte. Zu folgendem Schluss bin ich gekommen: entweder ich möchte textlichen Anspruch (wie Bad Religion es zeitweise bieten oder auch ZSK), oder aber ordentlich rocken können (wie bei den Mad Caddies oder Rancid).

The Explosion schaffen beides nicht so recht. Textlich verrennen sie sich in "Fuck You!"-Punkrockplattitüden ("I Know"), zeigen selten eine politische Seite, und wenn, dann geben sie sich nicht kämpferisch wie beispielsweise Anti-Flag, sondern eher resigniert, wie in "No Revolution". Von wirklicher Wut spürt der Hörer nichts. Selbst die Line "I won't fight in any wars, I can't stand to see much more Atrocity" in "Atrocity" trägt Sänger Matt Hock saft- und kraftlos vor.

Musikalisch bewegen sie sich im poppunkigen Rahmen mit kurzen Ausflügen in Alternative Rock-Gefilde, wobei sie oft ein wenig an Madcap erinnern. Der Opener "Deliver Us" kommt fast noch am nächsten an ein reines Punkrock-Ideal heran. Auch zwischendurch blitzt die Fähigkeit catchy Stücke zu schreiben hier und da auf. Songs wie "Mothers Cry" gehen gut rein, leider aber auch ebenso gut wieder raus. Das ist schade, denn handwerklich haben die Jungs alles drauf, was man braucht, um als Musiker ernst genommen zu werden. Wäre da noch ein Fünkchen mehr Eigenständigkeit.

Mit ihrem Drang zum poppigen Punk qualifizieren sie sich in der Tat bestens für ein Signing bei einem Major-Label. Gerade im für massenkompatiblen Punk offenen US-Markt sollten sich The Explosion gut positionieren lassen. Das richtige Punkrockgefühl kommt auf "Black Tape" leider nicht rüber, auch wenn sich die fünf East Coast Boys auf Tracks wie "Go Blank" redlich bemühen.

Vielleicht fasst dieses Album aber auch ganz gut den Zustand der Punk-Community anno 2005 zusammen: Die politischen Aktivisten haben im letzten Jahr eine ganze Menge Energie gegen W. vergeudet, das (vorerst) letzte Aufbäumen des Polit-Punks endete abrupt am 02. November und mündet jetzt in "No Revolution". Also können wir in diesem Sommer getrost wieder auf die Vans Warped Tour gehen, wo der Punk das ist, was auch für The Explosion gilt: In allererster Linie gut konsumierbar.

Trackliste

  1. 1. Deliver Us
  2. 2. Filthy Insane
  3. 3. Here I Am
  4. 4. I Know
  5. 5. We All Fall Down
  6. 6. Mothers Cry
  7. 7. Atrocity
  8. 8. Go Blank
  9. 9. No Revolution
  10. 10. Heavyweight
  11. 11. Grace
  12. 12. Hollywood Sign

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