20. November 2015

"Motörhead kamen echt lahm rüber"

Interview geführt von

Nachdem sich The Bones beim letzten Album ein wenig mehr Zeit gelassen haben, folgt "Flash The Leather" nun wieder nur mit einem Abstand von drei Jahren zum Vorgänger "Monkeys With Guns". Da die Herren auch gleich wieder auf Tour sind und bei der Gelegenheit im Schlachthof Wiesbaden Station machen, bietet sich ein Gespräch geradezu an.

Im Backstage Raum sitzt mir schließlich auch die komplette Band gegenüber und beteiligt sich am gemütlichen Plausch, bei dem ich der Einzige mit einem Bier in der Hand bin. VOR der Show bleibt der Alk schön im (verschlossenen) Glas!

Wie geht's euch?

Andi: Gut, wir sind nur gerade in so ner Art Essens-Koma. Das Essen war echt super und reichlich.

Beef: (auf deutsch) Super und selbst?

Danke, du sprichst also deutsch?

Beef: Ja, ein bisschen.

Und der Rest von euch?

Andi: Nicht wirklich, leider nur Truckstop German. (Ebenfalls auf deutsch) Ein Bier und Würstchen mit Senf, bitte. Mitnehmen, ja. Alles klar? Gut, danke.

Spooky: Schmetterling (alle lachen)

Andi: Hühnchenfleisch

Beef: Hagebutte

Schmetterling? Hagebutte? Wo kommen die Wörter denn her? Klingt schon n bisschen schwul. Ich dachte, man lernt zu allererst immer auf deutsch zu fluchen?

Andi: Klar klingen die schwul, aber so Wörter schnappt man eben irgendwann auf und gerade WEIL sie so schwul klingen, merkt man sie sich.

Beef: Wir verwenden sie dann auch zum Fluchen, das passt dann schon.

(Der Deutschkurs geht dann ein paar Minuten so weiter und vor allem manch Wolle Petry-Slogan taucht immer wieder auf).

Beef, das letzte Mal als wir uns unterhalten haben, bist du gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Wie haben sich die Sprösslinge entwickelt?

Beef: Sehr gut, beide. Sie sind ein paar coole Hooligans, wie der Rest der Bande von den anderen. Wir haben alle Kinder die etwa im selben Alter sind. Das ist eine sehr aufregende Zeit, wenn sie zwischen drei und sechs Jahren sind und die Älteren gerade lernen wie man 'Fuck You' sagt (lacht).

Andi: Wir werden demnächst wahrscheinlich in Rente gehen und einfach an die jüngere Generation abgeben.

Spielen eure Kids denn schon Instrumente?

Andi: Ja, aber nur zum Spaß. Ein bisschen auf den Drums rumprügeln oder auf der Gitarre schrammeln. Aber nichts ernsthaftes. Mein Kleiner singt ein bisschen im Chor, aber das war es dann.

Spooky: Ich hab auf meiner privaten Facebook Seite ein paar Bilder von meine Kids hochgeladen. Die interessieren sich aber mehr für Kampfsport, als für Musik. Sie hämmern da auch ein bisschen auf den Drums rum und es klingt – schrecklich (lacht).

Beef, du hast schon wieder die Form gewechselt (Andi lacht sich halb tot). Das letzte Mal als ich dich gesehen hab, stand beinahe die Hälfte von dir auf der Bühne und du sahst echt fit aus.

Beef: Ehrlich? Bohr nur in der Wunde (lacht). Es ist echt scheiße, ich hab leider keine Zeit mehr für das Boxtraining, dass ich damals regelmäßig gemacht habe.

Nachwuchs und Band?

Beef: Ja auch, aber da kommt immer noch was anderes dazwischen. Something called life!

Ja, das lässt sich nur schwer ignorieren. Kam euch denn jemals der Gedanke, die Band aufzugeben oder weniger auf Tour zu gehen, seit ihr Eltern seid?

Beef: Wir SIND definitiv weniger auf Tour als früher. Zumindest, was die Länge der Touren angeht. Mittlerweile können wir nicht einfach ein Album veröffentlichen, die Gitarren einpacken und auf Tour gehen. Wir müssen uns inzwischen alle um so viele Sachen kümmern. Gerade, was Familie angeht. Außerdem wollen wir unsere Kinder nicht über Skype aufwachsen sehen. Diese Tour dauert jetzt mal elf Tage am Stück und das reicht auch. Als wir das letzte Mal in den Staaten unterwegs waren, dauerte das sechs Wochen! Das machen wir auf keinen Fall mehr. Das ist viel zu lange.

Andi: Wir drehen wieder mehr auf, wenn wir 60 oder älter sind, dann haben wir wieder die Zeit (lacht).

Beef: Zur vierten Reunion Tour dann.

Andi: Und die Kinder aus dem Haus sind.

Und dann als Headliner auf Wacken!

Beef: Ja, das würde mir gefallen (lacht).

Andi: Echt? So spät wollte ich dann eigentlich nicht mehr spielen (alle lachen). Ich finde 15 Uhr ist ok.

Haben sich denn im Laufe der Zeit auch die Tourgewohnheiten verändert? Oder die Trinkgewohnheiten?

Beef: Ja und nein. Vor den Shows wird auf jeden Fall nichts mehr getrunken. Da sind wir sehr konsequent. Was danach im Bus oder Backstage oder mit den Fans an der Theke passiert, ist wieder was anderes.

Andi: Mittlerweile suchen wir uns unsere Schlachten sehr genau aus. Früher war das eher wie jeden Tag Krieg.

Spooky: Und jeden Morgen!

Lasst uns ein wenig über "Flash The Leather" sprechen. Ihr habt auch diese Mal die Tradition beibehalten, den Titel des vorhergegangenen Albums als Song auf das aktuelle zu packen. Dieses Mal habt ihr mit "Bigger Than Jesus" aber sogar ne Nummer von eurem 2002er Album verbraten. Allerdings meintest du auch schon mal, dass der Text in den Grundzügen bereits existiere.

Beef: Naja, die Grundzüge gab es bereits einige Jahre, aber jetzt war es endlich mal an der Zeit, die Nummer auch aufzunehmen.

Andi: Es gab einige Fans, die richtig sauer waren, weil wir nie einen Song namens "Bigger Than Jesus" hatten. Deswegen mussten wir uns der Sache mal annehmen.

Beef: Wir machen uns den Spaß einfach immer wieder gern. Das verwirrt sogar manchmal die Leute beim Label, gerade WEIL der Titeltrack nie auf dem jeweiligen Album ist. Wenn wir jetzt noch ne Compilation nur aus Titeltracks machen, drehen die völlig durch.

Andi: Großartige Idee! Dann denken alle, sie kaufen ein Boxset und bekommen tatsächlich nur sieben oder acht Songs. Das wäre der genialste Rip-Off überhaupt (alle lachen).

"In Schweden sind viele Journalisten verhinderte Rockstars."

Wie viel Arbeit und wie viel Spaß ist es für euch solche Interviews zu machen und über das aktuelle Album und den ganzen Kram zu sprechen?

Andi: Über das Album zu sprechen macht schon Spaß. Die immer wieder auftauchenden Klischeefragen nerven ein wenig. Allerdings machen wir auch nicht jeden Tag 10 Interviews in Folge. Manche Bands machen am Tag 30 Interviews und beantworten dabei immer wieder die selben Fragen. Da hast du schnell keinen Bock mehr drauf.

Beef: Mir macht das auch noch viel Spaß. Natürlich gibt es Ausnahmen. Nächstes Jahr feiern wir 20-jähriges Jubiläum. Wenn dann Journalisten, die uns schon interviewt haben auf einmal wieder ankommen und NOCHMAL fragen, wie es war, als wir die Band gegründet haben, dann frag ich mich schon, warum die den Job machen. Gib dir mal ein bisschen Mühe, bei deinen Fragen. Denk dir was neues aus, das machen wir auf unseren Alben ja schließlich auch. Das nervt dann schon ein bisschen. Wir sind nicht die größte Band der Welt, aber ein wenig Recherche kann man schon betreiben, bevor man ein Interview macht. Und wenn man sich nur den Wikipedia-Eintrag durchliest. Ich kann es auf einer Seite verstehen, schließlich bekommen Magazine immer wieder neue Leser, welche die alten Artikel nicht kennen. Aber dann ist das meiner Meinung nach Aufgaben des Journalisten, Recherche zu betreiben und diese Informationen in den Artikel selber einzuflechten.

Andi: In Schweden geben wir gar keine Interview für Magazine mehr. Wir machen Radio und fürs Lokalfernsehen aber keine Magazine mehr. Wir wurden da einfach schon viel zu oft verarscht und beschissen. Das sind keine Journalisten, das sind verhinderte Rockstars. Wir haben uns echt bemüht, immer die komplette Band für Interviews zusammenzubekommen aber die sitzen dann da und schreiben höchstens mal was mit. Wenn wir uns dann aber das Interview durchlesen, stehen da Sachen drin, die wir nie gesagt haben. Tatsachen und Fakten sind falsch dargestellt und Aussagen komplett falsch wiedergegeben. Also was soll der Scheiß? Dann nehmt euch doch einfach ein Bild aus dem Internet und denkt auch das Interview komplett aus. Das ist für alle Beteiligten einfacher (lacht bitter).

Sind wirklich alle Magazine in Schweden so?

Andi: Nein, natürlich nicht, aber wir haben einfach schon zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Deswegen haben wir diese Entscheidung getroffen. Magazine, die sich tatsächlich auf Musik spezialisiert haben, sind meist anders, aber Tages- oder Klatschzeitungen sind die Hölle.

Aber über die letzte Scheibe sprechen macht euch wirklich noch Spaß? Ich kenne einige Bands, die lieber sagen: 'let the music do the talking' und sich lieber über ganz andere Sachen unterhalten würden.

Beef: Doch, das macht mir auf jeden Fall immer noch Spaß. Auch über alte Alben zu sprechen macht mir Spaß, schließlich ist das alles ein Teil unserer Geschichte und entwickelt sich ständig. Gerade die alten Nummern sind auch für uns immer wieder interessant, weil sie eine Zeit oder einen Moment reflektieren – ähnlich wie eine Fotografie. Tatsächlich bekommen wir gar nicht so viele musikorientierte Fragen gestellt.

Andi: Exakt, und von daher macht es eigentlich schon Spaß auch wirklich mal über die Musik zu sprechen:

Alles klar, dann lass uns über "Violent Hostility" und "Dollar Signs & Kryptonite" sprechen.

Andi: Oh fuck off, nächste Frage (alle lachen). Was willst du wissen?

Die sind beide ganz schön schnell, gerade "Violent Hostility" geht vom Shredding her ordentlich ab.

Andi: Das ist auf Spookys Mist gewachsen. Der peitscht uns da richtig nach vorne weg.

Spooky: Ja, was soll ich sagen? Ich wollte einfach die schnellen Sachen noch ein bisschen schneller haben. Andernfalls merken die Leute doch, dass wir alt werden (lacht). Und das wollen wir noch so lange wie möglich vermeiden.

Beef: Die Songs sind wirklich schnell und natürlich werden wir nicht alt. Nur besser – und vielleicht dümmer (lacht).

Andi: Das waren wirklich ein paar bewusste Entscheidungen in Sachen Tempo. Vor ein paar Jahren sah ich ein Motörhead-Konzert. Das war noch bevor Lemmy krank wurde und sichtlich gealtert ist. Und selbst da musste ich schon feststellen, dass sie manche Songs einfach langsamer gespielt haben. Und das kam echt lahm rüber. Viele Bands, die schon echt lange dabei sind, werden immer langsamer und behaupten dann, sie würden mehr grooven. Sorry, aber Motörhead sollen nicht grooven. Die sollen rocken! Ich will die Energie und das Tempo spüren. Das hab ich den anderen Jungs auch gesagt und ich hoffe, dass wir aufhören, bevor bei uns das Tempo und die Energie flöten gehen. Gerade bei der Auswahl des richtigen Tempos lassen wir uns viel Zeit. Das kann passieren, dass wir da um einzelne bpm streiten.

Hast du die letzte Motörhead gehört?

Andi: Ja klar, die ist cool. Gefällt mir besser, als die davor. Ich finde sie zum einen abwechslungsreicher und zum anderen haben sie eben wieder ein paar schnellere Nummern drauf. Aber wie das live aussieht, weiß man mittlerweile leider nicht mehr. Genauso wenig, wie man weiß, ob man die Band auf der kommenden Tour tatsächlich sehen wird, oder ob das Konzert kurzfristig abgesagt wird. Aber hoffen wir mal das Beste.

Dann lasst uns ein wenig über den deutschen Songs sprechen. Wessen Idee war das?

Andi: Da musst du dich an den Beefmeister wenden.

Beef: Ganz im Ernst, schon auf der ersten Deutschlandtour haben uns die Fans gefragt, warum wir keinen Song auf deutsch spielen. Naja, weil wir eben Schweden sind, Schlaumeier. Und als Schwede ist das nicht unbedingt das erste, was die einfällt. Aber im Laufe der Jahre wurde immer klarer, dass wir in Deutschland eine enorm große und treue Fanbase haben. Wir haben ein deutsches Label, eine deutsche Promoagentur, usw. Also ist irgendwann die Idee wieder aufgekommen, quasi als Geschenk an all unsere Fans hier. Das war dann aber gar nicht so einfach, einen Song auf deutsch zu singen, weil Deutsch eine sehr harte Sprache ist. Ähnlich wie schwedisch, ist nicht wirklich viel Melodie in der Sprache. Englisch ist einfach die ultimative Rock'n'Roll-Sprache. Es war schon eine ganz schöne Herausforderung und wir werden mit Sicherheit nicht den Literatur Nobelpreis dafür erhalten, aber – warum nicht? Wir haben den Song ja auch auf englisch aufgenommen.

"Wir sind eine Rock'n'Roll-Band und wollen den Leuten ne gute Zeit bereiten."

Werdet ihr den Song auch auf schwedisch veröffentlichen? Oder französisch oder japanisch?

Beef: Auf jeden Fall lateinisch, alles weitere muss man sehen (alle lachen).

Andi: Wenn wir die Möglichkeit haben, es mit einem Sänger ein lokalen Band aufzunehmen, die einen gewissen Status hat, kann man das auch mal in anderen Sprachen machen. Eigentlich wollten wir das mit Wolle Petry machen, aber wir hatten seine Nummer verloren. Also haben wir einfach Sammy von den Broilers gefragt. Sammy kam auch in Essen bei uns mit auf die Bühne, das war cool.

Beef, hast du die Texte direkt auf deutsch verfasst, oder zunächst auf englisch oder schwedisch und dann übersetzt?

Nein, direkt auf deutsch geschrieben. Nachträglich zu übersetzen hätte wenig Sinn gemacht, weil ich es auch so schon kaum singen kann. Das ist echt hart von der Phrasierung her. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich einen Song auf schwedisch schreiben oder singen könnte. Klar, ich kann schon alte schwedische Punksongs singen, oder was von ABBA. Aber schwedische Texte schreiben – ich glaube nicht. In der eigenen Sprache landet man einfach zu schnell in irgendwelchen Klischees und es wird schnell cheesy.

Ich muss ja gestehen, dass ich eure Scheibe zum ersten Mal im Auto auf einem USB Stick mit einigen anderen Alben darauf gehört habe. Als dann das Intro erklang war ich mir erst mal nicht sicher, warum ich mir ne symphonische Power Metal Band auf den Stick gezogen hatte.

Andi: Genau DAS war unsere Absicht. Wir wollten, dass die Leute denken, sie hätten die falsche CD im Player. Mission erfüllt (lacht).

Klingt nach wie vor ein bisschen seltsam, das Teil. Aber dafür ist der Rest des Albums umso besser. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich den deutschen Song musikalisch für am schwächsten halte. Die anderen haben mehr Power.

Andi: Ok, kann ich so stehen lassen. Wir haben bei dem Track tatsächlich auch versucht, ihn bewusst eingängig zu halten. Das machen wir sonst gar nicht. Wir schreiben die Songs so wie sie rauskommen, ohne dass da ein Plan dahinter ist. Wir hatten die Hauptmelodie und an der haben wir uns dann bewusst orientiert. Der Song spaltet die Gemüter wirklich und gerade DAS mag ich. Die einen hassen ihn, die anderen lieben ihn. Ich bin auch sehr zufrieden mit der Dynamik der Scheibe.

Habt ihr eigentlich schon mal mit dem Gedanken gespielt, auf ein Label zu verzichten und euch nur um einen Booker und um einen Vertrieb zu kümmern?

Beef: Drüber gesprochen haben wir mal, ja. Aber dazu sind wir wohl zu sehr Dinosaurier. Als wie aufwuchsen, benötigte man einfach noch ein Label. Jetzt, 15 Jahre später. Hat sich die ganze Musikindustrie verändert. Ich bin mir sehr sicher, dass wir das stemmen könnten, aber es würde uns deutlich mehr Arbeit kosten. Wir hätten theoretisch mehr Zeit für sowas, weil wir weniger touren, aber dann kämen unserer Familien wieder zu kurz. Vielleicht bleibt ein bisschen mehr Geld letztendlich bei uns hängen, aber die Frage ist, ob das den Aufwand wert ist. Schwer zu sagen, bei einer Band unserer Größe. Und ganz ehrlich: wir trauen uns das auch nicht wirklich zu. Wir sind in einer anderen Zeit und mit einer anderen Arbeitsweise aufgewachsen und ich glaube nicht, dass wir das wirtschaftlich umsetzen könnten, so dass es sich für uns lohnt. Wir werden sehen, aber im Moment fühlen wir uns ganz gut so, wie es ist.

Habt ihr für die Scheibe mit einem Produzenten gearbeitet?

Boner: Ja, klar. Der selbe Typ, mit dem wir immer arbeiten. Wir haben bis auf ein Album immer mit Mankan Sedenberg gearbeitet. Er ist sowas wie das fünfte Bandmitglied und versteht uns einfach, sowohl persönlich, als auch musikalisch.

Hat er Einfluss auf die Songs?

Andi: Auf das Songwriting nicht, aber auf die Arrangements schon manchmal. Er hat immer wieder ein paar Ideen, die wir nicht gehabt hätten und das macht ihn als Produzent wichtig.

Boner: "Dollar Signs & Kyptonite" ist beispielsweise ein echt alter Song, aber er wollte ihn unbedingt auf der Scheibe haben. Also haben wir uns nochmal dran gesetzt und ihn ein wenig umarrangiert. Er ist sowas wie der Hausfrauentest. Wenn der Song für ihn funktioniert, dann funktioniert er auch live und auf Scheibe.

Spooky: Seine Meinung ist uns wichtig, aber nicht unbedingt entscheidend. Das letzte Wort haben wir als Band. Aber er hat als Außenstehender gerne mal eine andere Sicht auf einen Song als du als Songwriter. Da ist man oftmals auf ein bestimmte Sichtweise festgefahren und wenn er dann mit einer anderen Idee ankommt, kann das schon inspirierend sein.

Wäre es ok für euch, wenn ich euch abschließend ein paar Fragen zum Thema Flüchtlinge stelle?

Beef (zögerlich): Versteh mich nicht falsch, aber wie bereits erwähnt hat man bei Magazinen wenig Einfluss drauf, was letztendlich abgedruckt wird. Außerdem sind wir keine politische Punkrock Band.

Kann ich verstehen, ich wollte auch gar nicht zu politisch werden. Ich hatte nur im Radio gehört, dass in Schweden eine sogenannte Refugee Airline geplant ist, die Alte, Kranke, Frauen und Kinder, die den strapazierenden Landweg nicht geschafft hätten, mit dem Flieger aus Syrien rausholen will.

Andi: Wow, dann weißt du deutlich mehr als wir. Ich habe schon lange keine Nachrichten mehr gesehen. Gerade auf Tour bleibst du nicht wirklich auf dem Laufenden.

Beef: Lass es mich so sagen: wir sind keine politische Band, aber wir sind uns sehr genau bewusst, was um uns herum passiert auf de Welt. Wir wollen das aus unserer Musik aber bewusst raus halten. Wir wollen den Leuten nicht sagen, was sie sagen, tun oder denken sollen.

Andi: Wir sind Entertainer. Wenn Bono, Sting und wer auch immer ihren Einfluss und Bekanntheitsgrad nutzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen, ist das klasse. Aber wir sind eine Rock'n'Roll-Band und wollen den Leuten ne gute Zeit bereiten. Was wir politisch denken, ist nicht wirklich wichtig. Wenn wir beiden irgendwo in einem Pub ein Bier zusammen trinken, kannst du mich sowas gerne Fragen und ich diskutieren mit dir über politische Themen aber in einem Interview muss das nicht sein. Ich denke, wir haben alle einen gesunden Menschenverstand und nach dem versuchen wir uns zu richten. Ich konnte mir die Bilder von dem ertrunkenen Jungen am Strand vor einigen Tagen gar nicht anschauen. Das fand ich wirklich furchtbar, gerade als Vater. Das macht mir Albträume. Das will ich nicht in unseren Songs haben. Wenn wir unterwegs sind, wollen wir unseren Fans und uns für eine Stunde die Möglichkeit geben, den Scheiß zu vergessen und mit uns ne gute Zeit zu haben. Das ist das was wir können und das ist das, was wir wollen.

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