laut.de-Kritik

Glamrock lebt!

Review von

Lang, lang ist's her, seit der von Gott Auserwählte Noah einen gigantischen Tannenholzkasten baute, um den Fortbestand des Lebens auf der Erde zu sichern. Heute, viele hundert Jahre später, zeichnen fünf Schweden für eine Neuauflage der Arche verantwortlich. Diese soll aber nicht nur die Menschheit retten und wachrütteln, sondern auch noch verdammt schick aussehen.

Pechschwarze Wände waren gestern, heutzutage muss es bunt leuchten! Hier noch etwas Glitzerstaub, dort ein paar funkelnde Steinchen. Keine Frage, die Optik, mit der The Ark sich präsentieren, ist reichlich eigenwillig. "Schrill ist noch nicht schrill genug" scheint das Leitmotiv der Combo zu sein, lassen sie sich doch ausschließlich mit Lederschlaghosen, Netzhemden oder Federboas ablichten.

Auch 70er Jahre-Reliquien zieren öfter ihren Körper, so als wäre die Zeit um 30 Jahre zurück gedreht worden. Karrierehinderlich ist die gewöhnungsbedürftige Präsentation aber keineswegs, können The Ark doch zumindest in ihrer nordischen Heimat auf einige Nr.1-Hits verweisen. Hört man sich ihr aktuelles Album "In Love We Trust" an, weiß man auch, warum. Mit großer Geste schütteln sie eine ganze Reihe Hits aus dem Ärmel.

So lässt "Beauty is the Beast" unverzüglich das Tanzbein zucken oder lädt "Vendelay" zu spontanem Mitschunkeln ein. Vor allem beweisen sie aber eines: Glamrock ist nicht so leicht tot zu kriegen! Doch leider hält "In Love We Trust" nicht nur Ohrwürmer vom Schlage eines "The Most Radical Thing To Do" bereit. Bisweilen überschreiten sie die Schmerzgrenze des erträglichen Bombastes meilenweit.

Zum Beispiel überlastet "Father Of A Son" mit seinem "Hallelujah"-Refrainchor das Zwerchfell und raubt einem den letzten Nerv. Zudem besteht wegen der hohen Eingängigkeit und der spiegelglatten Produktion eine latente Überzuckerungsgefahr, weshalb mehr als 45 Minuten "Arkrock" am Stück nicht zu empfehlen sind. Nichtsdestotrotz bleibt unterm Strich ein okayes Album, das streckenweise durchaus zu überzeugen weiß.

Trackliste

  1. 1. Beaty Is The Beast
  2. 2. Father Of A Son
  3. 3. Tell Me This Night Is Over
  4. 4. Calleth You, Cometh I
  5. 5. A Virgin Like You
  6. 6. Interlude
  7. 7. Tired Of Being An Object?
  8. 8. Disease
  9. 9. Vendelay
  10. 10. 2000 Light-Years Of Darkness
  11. 11. The Most Radical Thing To Do

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