laut.de-Kritik

Glory Hallelujah - danke für diese Platte!

Review von

Brilliant und bei gesundem Verstand – der Titel der Scheibe fasst eigentlich alles zusammen. "Brilliant Sanity" ist das zweite Album der Londoner Band Teleman und zeichnet sich aus durch ein perfektes Zusammenspiel eingängiger Melodien, überraschender Harmonieeffekte, Taktwechsel und kraftvoll eingesetzter Instrumente.

Musikalisch bis ins Letzte ausgefeilt, aber niemals überladen: Mit einem guten Schuss britischen Understatements und einem irre guten Gefühl für die Reinheit eingängiger Popsongs schaffen sie kleine sowie große strukturelle und harmonische Effekte, die einen tief berühren und gleichzeitig komplett vom Stuhl hauen.

Die klare helle Gesangsstimme von Tom Sanders wird geradezu gleichberechtigt unterstützt von akkurat gespielten Drums, erstaunlichen Synthie-Parts, kräftigen Gitarrenriffs und melodiös verschmitzten Basslinien. Immer verhaltend beginnend, greift alles ineinander über und eilt zügig, aber ohne Hast, zum donnernden Höhepunkt.

Britpop meets Synthiepop, Blur meets Chikinki meets Neu!. Und 'neu' ist das Stichwort, denn nichts von alledem wurde so schon einmal gehört, trotzdem ist nichts exotisch.

Mit "Düsseldorf" beginnend kommt der Kracher gleich am Anfang. Deutsche Ohren umschmeichelnd besticht dieses Lied nicht nur mit dem Düsseldorfer Umlaut-Ü und dem offensichtlich von einer deutschen Muttersprachlerin gesprochenen, ziemlich wörtlich übersetzten Text ("willst du nicht wissen, warum ich dich dort zurückgelassen habe, allein auf dem sich wegdrehenden Karussell ...?"). Das gesamte Arrangement mit Spannungsaufbau, Zurückhaltung, grandiosen Gesangs- und bauchwärmenden Bass(!)melodien und am Ende harten Gitarrenriffs lässt einen am bombastischen abrupten Ende atemlos die Repeat-Taste drücken. Zwanzigmal, ach was, hundertmal.

Hat man wieder Luft, hilft "Fall In Time": Fast fragil beginnt das Lied, schraubt sich über sich wiederholende Parts in die Höhe und überrascht dann mit einem kompletten Harmoniewechsel, der sich anfühlt, wie ein plötzlich auftauchender, schillernder Regenbogen am Himmel.

Stichwort Himmel: "Glory Hallelujah", die zweite Singleauskopplung, kommt daher als eines der eingängigsten Lieder auf der Platte. Trotz wunderbarer Melodieführung lässt es die winzigen Überraschungen der anderen Tracks fast schon ein bisschen vermissen, was spätestens "Canvas Shoes" wieder wett macht. Minimalistisch beginnend spaziert der Song in seinen Sommerschühchen in den Sonnenuntergang, der Wind weht leicht und erfrischend. Dann geht die Sonne unter und man merkt, dass man lächelt.

"Tangerine" weckt einen aber wieder auf – tanzt!, tanzt! Wackelt mit dem Kopf! "English Architecture" leiert gekonnt mit den Keyboards und bringt einen symphonisch begleitet zum genussvollen Fantasieren, während "Melrose" die gerade eingerichtete Komfortzone mit frechen Harmoniewechseln herausfordernd aufbricht.

"Drop Out" wirft wieder alles über den Haufen und platziert, nach einem anfänglich popsongartigen Start, eine lange flache Hochebene von repetitiven Klangfarben in die Mitte, nur um den Popsong danach wieder einzufangen und zu vollenden. Genial.

Wer nach dem musikalischen Epilog "Devil In My Shoe" noch nicht genug hat, empfehle ich alles noch mal von vorne. Ein Ohr und ein Schwein auf dem Cover - Glory Hallelujah - danke für diese Platte!

Trackliste

  1. 1. Dusseldorf
  2. 2. Fall In Time
  3. 3. Glory Hallelujah
  4. 4. Brilliant Sanity
  5. 5. Superglue
  6. 6. Canvas Shoe
  7. 7. Tangerine
  8. 8. English Architecture
  9. 9. Melrose
  10. 10. Drop Out
  11. 11. Devil In My Shoe

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