laut.de-Kritik

Selbstbewusst gehen die Berliner eigene Wege.

Review von

Mit ihrem inzwischen vierten Longplayer kultiviert die Berliner Formation um Bernd Jestram und Ronald Lippok einmal mehr ihre Vorliebe für Stimmungslandschaften, die in ein schwermütiges Gewand gehüllt sind. Da passt es nur ins Bild, dass "Dwellers On The Threshold" trotz der elektronischen Instrumentierung alles andere als eine Club-taugliche Platte darstellt. Vielmehr bewegen sich Tarwater im Fahrwasser von Bands wie Coil, Dead Can Dance oder meinethalben auch Current 93, die mit ihren düster-schönen Alben einen wohligen Kontrast zum tagtäglichen Happy-Sound etablieren konnten.

Selbstbewusst gehen Tarwater hier eigene Wege. Zwar lassen die elektronischen Arrangements und der melancholisch monotone Gesang oftmals Coil als Überväter im Geiste erscheinen, doch geht der Plagiatsvorwurf vollkommen fehl. Mit vorsichtigem Pop-Appeal, wie in "1985" würzen sie ihre auf repetitiven Loopstrukturen basierenden Songs oder geben den Tracks eine Brise Neo-Folk bei wie bei "Be Late". Doch während Current 93 oder Dead Can Dance noch auf eine authentische Instrumentierung setzten, zeigen sich Tarwater ganz als Kinder der 90er. Ihre Harfe ist synthetisch und kommt aus dem Sampler. Kein Wunder ist doch die eine Hälfte von Tarwater unter als To Rococo Rot inzwischen zum Begriff unter Freunden experimenteller Elektronik-Mugge geworden.

Wer also in seinem Herzen dunkle Gruftie-Sounds und minimale Elektronik nicht im Widerspruch sieht, der wird mit "Dwellers On The Threshold" sicherlich viel Freude haben, und das trotz oder gerade wegen der melancholischen Grundstimmung, die die Platte durchzieht.

Trackliste

  1. 1. 70 Rupies To Paradise Road
  2. 2. Metal Flakes
  3. 3. Diver
  4. 4. 1985
  5. 5. Be Late
  6. 6. Tesla
  7. 7. Now
  8. 8. Miracle Of Love
  9. 9. Phin
  10. 10. Perfect Shadow
  11. 11. Dogs And Light Tents
  12. 12. Imperator Victus

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