laut.de-Kritik

Auch wenn alles 'extrem' schreit: Hängen bleibt wenig.

Review von

Traurig, aber wahr: In den Metal-Annalen des Jahres 2016 dürfte Phil Anselmo unter der Kategorie 'Vollpfosten' abgehandelt werden. Daran kann auch "Caught Up In The Gears Of Application" nichts ändern, das erste Album seiner reanimierten Sludgecore-Truppe Superjoint (jetzt ohne "Ritual" im Namen) seit 13 Jahren. Denn obwohl alles an der Scheibe "EXTREM" schreit, bleibt am Ende einfach zu wenig hängen.

Anselmos persönlicher Watergate-Skandal ist ohnehin nicht vergessen zu machen: Sturzbetrunken auf der Bühne den Hitlergruß zu zeigen und 'White Power' zu skandieren, das zeugt selbst für den Vollblutredneck von befremdlicher Hirnlosigkeit. Zumal bei dem Gig sein verstorbener Pantera-Weggefährte Dimebag Darrell hätte geehrt werden sollen. Die Folgen sind bekannt: Ein Video der Szene landete im Netz und der Shouter fand sich im größten Shitstorm seiner Karriere wieder, inklusive der Absage von Auftritten seiner Band Down.

Der harte Aufschlag im virtuellen Zeitalter hat auch auf "Caught Up In The Gears Of Application" Spuren hinterlassen. Zwar ist es (sowohl akustisch als auch inhaltlich) wie gewohnt schwierig zu verstehen, was Phil in Songs wie "Clickbait" und dem Titeltrack so alles von sich gibt. Zumindest in "Ruin You" kann man aber so etwas wie Selbstkritik heraushören: "You will ruin you! You will ruin you!" kläfft der Südstaatler dort im Refrain.

Zu seinem Glück fungiert Superjoint als eine Art Exorzismus-Programm, um die negativen Energien im Ökosystem der Beteiligten zu kanalisieren. Und auch auf Album Nummer drei pendelt die vertonte Hässlichkeit zwischen rasantem Hardcore, Midtempo-Groove sowie diversen Metal-Stilen. Die Gitarristen Jimmy Bower und Kevin Bond sägen um ihr Leben. Die beiden Neuen an Bass und Schlagzeug – Stephen Taylor und Joey Gonzalez – bollern eifrig mit.

Mit zahllosen Breaks stellt die Band sicher, dass sich ja kein Wohlfühl-Flow breitmachen kann. "Circling The Drain" etwa will sich ums Verrecken nicht für Hü oder Hott entscheiden, ein Part bremst den anderen aus. So taumelt die Nummer ohne Höhepunkte über die 4:30-Minuten-Marke. Die kurzen Tracks gefallen da schon besser. Wer "Burning The Blanket" oder "Sociopathic Herd Dillusion" nicht durchsteht, kann sich den Rest getrost schenken und sich in die Hände eines Careteams begeben.

Sperrig, kompromisslos heavy und bitterböse wollen sie klingen, das machen Superjoint mehr als deutlich. Das Resultat ist vor allem anstrengend. Denn trotz aller Tempovariationen wirkt es nicht gerade, als seien allzu viele Gedanken ins Songwriting geflossen. Wenn es klingt, als wäre ein wilder Stier durchs Studio gehetzt, dann passt das. Kennt man ja von Anselmos Soloplatte mit den Illegals. Schade, denn wo Bower und Bond etwas Abwechslung ins Spiel bringen, horcht man immerhin mal auf – bei den Gitarrensoli in "Ruin You" und dem punkigen "Mutts Bite Too" etwa, oder wenn sie mitten in "Clickbait" eine neue Tonlage finden.

Womit wir wieder zum Mann am Mic kommen: Anselmo geht stramm auf die 50 zu, wovon er so einige Jahre im Suff und Drogenrausch verbracht hat, und das hört man ihm mittlerweile auch an. Im Vergleich zu den ersten beiden Superjoint-Alben gurgelt und rülpst er diesmal in einer tieferen Tonlage – nur irgendwie saftlos. Von den Dicke-Eier-Shouts des Debüts, die stark an Pantera-Glanzzeiten erinnerten, ist keine Spur mehr. Kriegt er die nicht mehr hin? Oder will er nicht? So außer Puste hat jedenfalls nicht mal Lemmy auf dem finalen Motörhead-Album geklungen. Und der war auch nicht gerade für einen gesunden Lifstyle bekannt.

Trackliste

  1. 1. Today And Tomorrow
  2. 2. Burning The Blanket
  3. 3. Ruin You
  4. 4. Caught Up In The Gears Of Application
  5. 5. Sociopathic Herd Dillusion
  6. 6. Circling The Drain
  7. 7. Clickbait
  8. 8. Asshole
  9. 9. Mutts Bite Too
  10. 10. Rigging The Fight
  11. 11. Receiving No Answer To The Knock

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4 Kommentare mit 10 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Komm halt die fresse und geh lieber weiter metallica hören :mad:

    • Vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      gleich noch mal nen zusammengerollten EMP hinterher schieben :mad: :nerved:

    • Vor 7 Jahren

      es heisst nicht "sludgecore" es heisst nur sludge. oder doomcore. aber auf jeden fall nicht sludgecore, du millenialmissgeburt :mad:

    • Vor 7 Jahren

      Lauter Genrefremde am Werk hier!

    • Vor 7 Jahren

      danke @dorque! Ich hab soo gelacht...

    • Vor 7 Jahren

      im post, der gelöscht wurde stand, dass hank williams der dritte ebenfalls am bass ist.
      Der witz ist doch, natürlich wird das rad nicht neu erfunden. natürlich sind acid bath und eyehategod unerreicht. aber es ist, sofern man das "objektiv" betrachten kann, ein solides bis gutes album. Klar anselmo hatte schon bessere tage, geschenkt.
      Der grund für die negative kritik ist, dass dem guten gil die person anselmo bzw was er gesagt und getan hat, nicht gefällt.
      Aber dann kann ich nur sagen FUCK YOU! diese art von musik MUSS so sein! entartet. gefährlich. kaputt. soziopathisch. abhängig. degeneriert. räudig. verkommen. geisteskrank. infiziert. verreckt. wer das an dieser musik kritisiert, hat das prinzip nicht verstanden und sollte sich vllt wirklich lieber stromlinienförmig nen EMP oder die aktuelle Deaf forever ausgabe hinten rein schieben und dann LAMEtallica hören. oder irgendwelchen heimlcih schwulen post-rock scheiss :mad:
      Einerseits finde ich es gut, dass es noch leute wie anselmo gibt. aber sonderlich alt sollte er lieber nicht werden.
      Aber ich sehe in den nachfolgenden generationen niemanden, der da die fackel übernehmen kann.
      ne zeitlang dachte ich nick oliveri macht es, aber der hat leider eingeschwenkt :( zum glück gibt es noch die dwarves. mal schauen, was aus den raunchous brothers wird

  • Vor 7 Jahren

    Sag mal... Muss das denn sein?... Immer gleich so vulgär zu werden.... Du kleiner verschi**ener ar**hfi**er... Reiss dich mal zusammen!

  • Vor 7 Jahren

    ich finde derart geballer immer interessant, aber auf albumlänge, gesachweige diskografie, wie es anselmo tut, das ist beachtlich gleichtönend bis fade. man nehme einen song vom letzten panteraalbum, einen von scour, einen von superjoint, einen von seinem soloding...man hat den eindruck, es ist diesselbe soße

  • Vor 7 Jahren

    ....der typ hat soviel drauf, macht aber sowenig daraus