laut.de-Kritik

Moderne Produktion essen Mittelalter-Rock (nicht) auf.

Review von

Es hat den Anschein, als hätten Subway To Sally mit demselben Problem zu kämpfen wie Apocalyptica: sie werden mehr und mehr zu einer normalen Metal/Rock-Band. Die ehemals prägenden Stilmittel, welche beiden Bands seit ihrer Gründung zu Eigen waren, weichen mehr und mehr in den Hintergrund.

Ok, natürlich haben Subway mit Frau Schmidt immer noch eine Geigerin in der Band, die den Sound in Stücken wie "Judaskuss" oder "Einsam" nachhaltig prägt. Natürlich haben sie mit Eric Fish einen ausdrucksstarken Sänger, der nach wie vor auf die deutsche Sprache zurückgreift. Aber was folklorische oder mittelalterliche Instrumente oder Ideen angeht, haben sie sich doch so nachhaltig von ihrem Wurzeln entfernt, dass sie die Bezeichnung "Mittelalter Rock" fortan wohl endgültig los sind.

Ehemals tonangebende Instrumente sind mittlerweile maximal schmückendes Beiwerk. Natürlich geht die Band ihre Stücke immer noch mit oftmals anderen Ansätzen an als die meisten anderen, doch der Wandel scheint nahezu abgeschlossen. Ist "Kreuzfeuer" deswegen ein schlechtes oder langweiliges Album? Ganz bestimmt nicht, denn "Engelskrieger" hat vor sechs Jahren ja auch alle überrascht.

Mit "Aufstieg" haben sie direkt einen Rocker an den Anfang gestellt, der live vermutlich demnächst auch den ersten Platz einnehmen wird. Ähnlich angelegt ist auch das bereits auf der Weihnachtstour vorgestellte "Besser Du Rennst", das zusammen mit "Niemals" einfach wie ein moderner Rocksong klingt.

Modern ist ein gutes Stichwort, denn auch die Produktion der Scheibe ist modern wie selten zuvor. Das zeigt sich recht deutlich beim getragenen "So Fern, So Nah". Auch bei den Chören in groovenden Liedern wie "Die Jagd" oder dem sehr auf Charts getrimmten "Einsam" fällt das massiv auf. Ebenfalls in diesen Zusammenhang einordnen muss man wohl die Ballade "Komm In Meinen Schlaf" mit Eisblume-Sängerin Ria. Was sich Bodenksi dabei gedacht hat, frag ich mich bestimmt nicht allein.

Ganz haben sich die Brandenburger aber natürlich nicht von ihren Wurzeln verabschiedet: "Judaskuss" besitzt einen schönen orientalischen Einschlag, der auch in "Krähenkönig" auftaucht, und das wunderbar getragene "So Fern So Nah" verzichtet ebenfalls nicht auf eine altertümliche Instrumentierung. Ein paar wunderbar irische Klänge ertönen im nicht weniger starken "Angelus", bei dem dann endlich wieder die typischen Hintergrundchöre auftauchen, die man kennt und liebt.

Zum Ende hin gibt es die schöne Ballade "Versteckt", die allein mit akustischen Gitarren, Geige und Erics Gesang funktioniert, bevor das epische, sehr pathetische "Vater" den Schlusspunkt setzt. Das macht "Kreuzfeuer" letztendlich zu einem guten Album, das man als Subway To Sally-Fan haben sollte. Auch wenn die ganz großen Hits vielleicht erst wieder auf dem nächsten Album zu finden sind.

Trackliste

  1. 1. Aufstieg
  2. 2. Judaskuss
  3. 3. Besser Du Rennst
  4. 4. So Fern So Nah
  5. 5. Die Jagd Beginnt
  6. 6. Einsam
  7. 7. Komm In Meinen Schlaf
  8. 8. Angelus
  9. 9. Krähenkönig
  10. 10. Niemals
  11. 11. Versteckt
  12. 12. Vater

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13 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Seit gestern draußen, keine Ahnung wann die Laut-Kritik kommt, deshalb schon mal vorab meine:

    AUFSTIEG
    Fängt recht schmissig an, bis dann der typische StS-Sound zum Einsatz kommt. Der Vers ist nun keine Offenbarung, der Refrain geht dafür gut ins Ohr. Ist sicher nicht die beste Melodie, die ich jemals gehört habe, aber zumindest auch keine Entäuschung. Atmophärtechnisch (dieses Wort sollte in jedem vernünftigen Review vorkommen) fühle ich mich spontan an das Egelskrieger-Album erinnert. Brauchbarer Auftakt.
    7,5/10

    JUDASKUSS
    Der ruhige Vers gefällt mir sehr gut, der Refrain hätte 1:1 auf Engelskrieger gepasst. Überhaupt scheint sich schon jetzt abzuzeichnen, dass es stilistisch in diese Richtung geht. Das Tempo ist deutlich gedrosselt, was mir persönlich gut gefällt. Die zweite Zeile des Refrains ist ein erster Höhepunkt. Wirklich brilliant, das darauf folgende etwas nervige "Küss mich, küss mich..." zieht den Gesamteindruck aber leider wieder etwas runter.
    8,5/10

    BESSER, DU RENNST
    Die bisher flotteste Nummer, passend zum Text, ausgestattet mit einem sehr eingängigen Refrain, der mir seit dem ersten Hören nicht mehr ais dem Ohr will, was nur bedingt gut ist, weil er sich dummerweise auch etwas schnell abnutzt. Eine typische Single eben, mit wenig Ecken und Kanten. Weil es derzeit aber noch Spaß macht:
    8/10

    SO FERN, SO NAH
    Ich mag einfach die STS-Harmonien. Das ist schon echt erste Sahne, was da von den Rhythnmus-Gitarren kommt. Das Tempo schleppt sich so dahin, ich fühle mich sogar ein wenig ein einige Doom-Kapellen erinnert, auch wenn der Vergleich sicherlich gewagt ist (vor allem wegen des Gesangs). Beim Refrain ist anfangs zu befürchten, dass er langweilt. Nun, beim dritten Durchlauf kann ich aber nicht drüber meckern. Am Ende wird sogar noch etwas auf die Tube gedrückt und der Refrain in einer anderen Variante gesungen. Hier ist das Lied sogar richtig stark.
    8/10

    DIE JAGD BEGINNT
    Das klingt wieder nach etwas älteren STS, allerdings wieder mit angezogener Handbremse. Beim Refrain gefallen die von mir so geschätzten Hintergrundchöre, die gegen Eric Fish ankämpfen (und für mich jedes Mal klar gewinnen) besonders.
    Insgesamt aber bisher aus meiner Sicht mit Abstand das schwächste Lied. Wer derart auf die Bremse steigt, muss wenigstens melodietechnisch überzeugen. Das gelingt hier nur bedingt.
    6/10

    EINSAM
    Der Vers lässt schon mal gespannt dem Refrain entgegenfiebern. Da baut sich was auf. Und tatsächlich, der Refrain macht Dampf. Sicher, der Innovationspreis kann damit nicht gewonnen werden, aber eine Wohltat für's Mobbiohr ist's dennoch. Es wird sicherlich kein Klassiker für mich werden, aber live sollte das super funtionieren.
    8/10

    KOMM IN MEINEN SCHLAF
    Oje, nun kommt also Eisblumes Auftritt. Selten so eine langweile Frauenstimme gehört. Der Gesang ist einfach nur langweilig. Das hätte ich mit meiner Kopfstimme cooler gesungen, aber die wollten ja nicht. Textlich will ich das auch nicht hören, wobei es gut zu Musik passt, die nämlich vor Kitsch trieft. Bei Eric Fish klingt's gleich etwas besser, das Lied lässt sich aber nicht mehr retten. Ich bete, dass der Titel nicht Programm ist und das Lied meinen Träumen fern bleibt.
    3,5/10

    ANGELUS
    Engel sind ja sowas wie ein Lieblingsthema der Truppe. Ok, auf "Ich habe meinen Engel im Aufwind schweben sehen." stehe ich ja nun nicht unbedingt. Zumindest ist die Melodie schön, auch wenn es mir etwas zu dick aufgetragen ist. Eine Ballade, die mir nicht wehtut, aber auch nicht unbedingt hätte sein müssen.
    6,5/10

    KRÄHENKÖNIG
    Dieses Lied beginnt sehr ruhig und wird dann von einem orentalischen Thema untermalt. Nicht besonders abwechslungsreicher Vers, eigentlich ist der sogar total scheisse. Gott sei Dank entschädigt der Refrain für den Ärger zuvor. Echt schade, denn der Refrain gehört zu den stärkeren auf dem Album.
    7/10

    NIEMALS
    Immerhin kommen mal wieder die härteren Gitarren zum Einsatz. Yeah, der Vers macht schon mal Mut. Hui, bisher ganz klar der beste Vers. Der Refrain kann das hohe Niveau nicht ganz halten. Schade, hier wäre der qualitätstechnisch der Refrain von Krähenkönig gut gewesen. Aber der Vers macht echt Spaß und ok, der Refrain ist auch schon sehr hymnisch.
    8/10

    VERSTECKT
    Das nächste zurückhaltende Lied. Schön instrumentiert, die Akkustikgitarren sorgen für eine heimelige Atmosphäre, unterstützt von getragenen Streichern. Der Gesang transportiert aber leider keine Magie, eher ein wenig Langeweile. Sicher keine schwaches Lied, aber so langsam nagt so ein schwer definierbares Gefühl in der Magengegend. Vielleicht hab' ich ja Hunger, oder ist's schleichende Enttäuschung?
    6,5/10

    VATER
    Jetzt noch ein guter Abgang und das Album ist zumindest keine große Entäuschung. Den Vers finde ich nun nicht unbedingt zum Jauchzen, aber wenigstens ist der Refrain wieder ein Lichtblick.
    Das zweite Vater beim Refrain finde ich echt gut (diese Info nur für die Musikprofis).
    8/10

    FAZIT:
    Mein Lieblingsalbum von STS (Engelskrieger) bleibt unerreicht, auch finde ich Bastard noch ein Stück besser. Zudem ist mir aufgefallen, dass die Texte nicht mehr so recht zu überzeugen wissen. Früher fand ich viele Texte wirklich gut, auf diesem Album sind mir die Texte aber irgendwie egal. Ist aber nicht schlimm, weil mir Texte bei der Musik sowieso nicht so wichtig sind. Hauptsache die Mucke passt.
    Insgesamt wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, wobei dies auch schwer war, da ich sehr hohe hatte. Eine Entäuschung ist es aus meiner Sicht nicht, allerdings auch keine Offenbarung. Es fehlen einfach die Knaller, die auf den letzten Alben mehrfach enthalten waren. Zudem der (Beinahe-)Totalausfall, das macht mich nur bedingt glücklich. Trotzdem, wer STS mag, macht beim Kauf nichts falsch.

    7,5/10

  • Vor 14 Jahren

    mittelaltermusik hat mit subway to sally ungefähr so viel zu tun wie bläser-punk mit ska

  • Vor 14 Jahren

    falsch.

    sts haben in der vergangenheit oft und gern mit verschiedensten formen mittelalterlicher musik experimentiert. vom madrigal bis zum gauklerstück war da stets viel kompositorischer sachverstand mit im spiel, der über das abliefern normaler rockformen mit folkverzierung hinausging.

    ob man die mag oder nicht; sie haben in der sog szene mehr drauf als die durchschnittliche kirmesbummscombo oder verkrampfte medieval-goth-kapelle.

  • Vor 14 Jahren

    Ich habe mit riesiger Vorfreude das Album erwartet und sogar bereits zu Anfang des Jahres die exklusive Mailorder beim Label bestellt. Und dazu ich bereue es nicht!

    Die Anordnung der Lieder ist perfekt. Das Album ist nach Bastard für mich das beste. Es passt irgendwie zu Subway To Sally.

    Hier meine Bewertung der Lieder:

    Aufstieg (10/10)
    Das Lied geht gleich gut los. Einen besseren Auftakt zu einem Album kann man sich gar nicht wünschen. Der Song geht direkt ins Blut. Auch textlich gefällt er mir.

    Judaskuss (9/10)
    Auch hier gefällt mir der eingängige Rhytmus. Das erste Hören hat mich ein wenig an In Extremos "Küss mich" erinnert, aber die Gitarren klingen viel besser in Judaskuss.

    Besser du rennst (9/10)
    Die erste Singleauskupplung auf dem Album kommt schnell und irgendwie schon fast punkig daher. Der Ohrwurm schlechthin.

    So fern, so nah (7/10)
    Hier gefallen mir die Rhytmusgitarren auch sehr gut. Der Refrain ist ebenfalls eingängig und schnell einzuprägen. Mir persönlich etwas zu langsam.

    Die Jagd beginnt (10/10)
    Auch genial. Vom genialen Anfang, über die genial gesungenen Strophen bishin zum Refrain - perfektes Lied, ich freue mich schon auf die Live-Version.

    Einsam (10/10)
    Für mich zusammen mit Aufstieg, Niemals und Die Jagd beginnt einer der besten Songs der Platte. Die Geige geht einem nicht mehr aus dem Kopf und der Refrain sowieso nicht.

    Komm in meinen Schlaf (4/10)
    Das gerade dieser Song der Opener auf den Konzerten wird hätte ich in meinen schlimmsten Träumen nicht erwartet. Die Stimme von Eisblume passt nicht zu dem Lied. Ab 1:20 Min. klingt es schon etwas besser...Erics Gesang macht sich in dem Lied, aber musste es Eisblume sein als Gastsängerin...schade!

    Angelus (8/10)
    Für mich eine der schönsten Balladen Subway To Sallys. Sowohl textlich als auch musikalisch sehr gut gelungen.

    Krähenkönig (8/10)
    Schön, was herauskommt, wenn Subway To Sally experimentieren hört man hier. In dem Stück kommt im Instrumentalteil sogar ein Kleiderständer als Instrument vor. Tolles Lied.

    Niemals (10/10)
    Hätte sich auch sehr gut als Single geeignet. Die Gitarren in den Strophen gefallen und der Refrain prägt sich ebenfalls gut ein. Beim ersten hören sofort sympatisch.

    Versteckt (9/10)
    Als ich die Hörproben auf der Kreuzfeuer-Seite von Subway To Sally das erste mal gehört habe, habe ich gedacht, das zu viele ruhige Lieder dabei wären. Aber das diese ruhigen Lieder so klasse sind...Versteckt ist ebenfalls unglaublich geworden. Hätte auch der krönende Abschluss sein können...

    Vater (7/10)
    Für mich sehr gewöhnungsbedürftig, obwohl mich das Stück irgendwie an zusammenschnitte älterer Songs erinnern könnte. Sympatiepunkte bekommt der tolle Refrain.

    Allgemein ist das Album doch sehr gut gelungen. Die laut.de Bewertung verstehe ich nicht.

  • Vor 14 Jahren

    Einzelkritiken finde ich immer interessant. :)

  • Vor 14 Jahren

    @aggrotroll (« mittelaltermusik hat mit subway to sally ungefähr so viel zu tun wie bläser-punk mit ska »):

    Diesen Anspruch haben StS auch gar nicht (mehr). Sie haben sich langsam aber sicher bewusst weg davon bewegt.

    Dennoch haben sie verglichen mit anderen Metalbands einen einzigartigen Stil.

    Ich persönlich mag sowohl die neuen Sachen wie auch die alten.