laut.de-Kritik

Glampopelectropunk aus Hamburg.

Review von

Popmusik und Glamour haben sich schon immer gut verstanden, sind vielleicht gar füreinander gemacht. Unzählige Bands hat jenes Paar bereits geboren, und viele weitere werden noch folgen. Das Hamburger Quartett Stella gehört auch zu den Zöglingen aus dem Hause Pop und Glamour, bewegt sich mit den Glampopelectropunk-Songs seines aktuellen Albums "Better Days Sounds Great" in ähnlichen Gewässern wie die B-52's oder die Throwing Muses und würzt den College-Sound mit dezenten elektronischen Spielereien.

Die betörenden, sirenenartigen Gesänge des Intros "Romantic Mindless" eröffnen "Better Days Sounds Great", bevor die beiden Uptempo-Nummern "Never Going Back To School" und "Woman With A Beard" härtere Töne anschlagen und mit dem mehrstimmigen Gesang ganz unverhohlen auf den Pfaden der B 52's wandeln, nicht ohne die Gefahr, im turbulenten Auf und Ab der Wellen unterzugehen. Während die B 52's mühelos durch die Welt des Pop groovten, wirkt vieles bei Stella zu angestrengt und gestelzt.

Zu oft vertrauen Stella auf die wohlfein inszenierte Geste und vergessen dabei, dass gute Popmusik nicht vom Pathos allein lebt; sonst wirkt sie leer. Langeweile macht sich deshalb breit, nachdem die ersten paar Songs abgefeiert sind, und das ungute Gefühl nimmt überhand, dass Stella ihren narzistischen Neigungen selbst am willigsten erliegen.

Ab "Goodbye Popkids" darf das elektronische Instrumentarium vermehrt zeigen, was in ihm steckt. Das tut der Musik von Stella gut, nimmt den Songs etwas von ihrer Kopflastigkeit und spricht dafür den Unterleib umso direkter an. Mit Thies Mynther erscheint ein in elektronischen Kreisen einschlägig Vorbelasteter im Line Up von Stella. Und er enttäuscht hier genauso wenig wie in der Produzentenrolle bei den Chicks On Speed.

Vielleicht brauchen Stella einfach etwas Zeit, um sich warm zu grooven und das mächtige Erbe der Hamburger Schule abzuschütteln. Sind die Aufwärmübungen erst mal absolviert, dann ist "Better Days Sounds Great" das Popalbum einer Band mit vielen Facetten. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass die Musiker zu viel wollen und sich damit zwischen alle Stühle setzen. Wie gute Eltern sollten sie ihrem Nachwuchs Zeit geben, sich zu entwickeln. Geduld ist hier gefragt.

Trackliste

  1. 1. Romantic Mindless (Intro)
  2. 2. Never Going Back To School
  3. 3. Woman With A Beard
  4. 4. Dreams
  5. 5. Goodbye Popkids
  6. 6. The First And The Last Day Of Love
  7. 7. Eleven
  8. 8. Capitol Letters
  9. 9. Better Days Sounds Great
  10. 10. Take Me Back To Tokyo
  11. 11. Tonight
  12. 12. (I Could Be Your) English Teacher
  13. 13. The Shape Of Sound Itself
  14. 14. Work For Love
  15. 15. Underwater State

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