laut.de-Kritik

Springlebendige Gitarrenmucke - reinhören, abrocken, Yeah schreien.

Review von

Son Goku ist der Held einer Comic Serie und rettet bereits als Kind mit reinem Herzen die Welt - perfekt.

Son Goku ist die neue Band von Thomas D, macht ziemlich flotte Gitarrenmusik zu deutschen Texten, die sich, zumindest peripher, ebenfalls auf ihre Weise mit Weltrettung befassen - so weit, so gut.

Zur Erinnerung: Einst hatte ebendieser Thomas D mit seinen drei Mitstreitern von den Fantastischen Vier, die damals noch undenkbare Kombination von Hip Hop-Beats und deutschen Texten gewagt und damit die deutsche Musiklandschaft zumindest partiell revolutioniert. So wird seither sein Name allgemein, und dies nicht zu Unrecht, mit Hip Hop assoziiert. Dass er nun mit seiner neuen Gang Son Goku auf sehr sehr rockigen, teilweise fast schon hardcorigen Wegen wandelt, mag vielleicht den einen oder anderen überraschen, doch so ganz aus dem blauen Nichts kommt diese vermeintliche musikalische Kehrtwendung bei näherer Betrachtung doch nicht. Wer beispielsweise einem Konzert seiner letzten Solo-Tournee (mit dem fantastischen Caspar Brötzmann an einer der bis zu drei Gitarren) beiwohnen durfte, der wird sich wohl noch gut daran erinnern, wie heftig da zum Teil auf der Bühne gerockt wurde. Heavy. Und auch aus seiner Vorliebe zu Bands wie Monster Magnet hat Thomas nie ein Hehl gemacht. Im Gegenteil: Dave Wyndorf war damals sogar als Gastsänger auf "Lektionen in Demut" dabei. So gesehen ist er einfach nur geradeaus weiter gegangen und jetzt eben bei Son Goku gelandet.

Son Goku sind natürlich nicht nur Thomas, auch wenn er als Frontmann und mit seinem Background sicher im Mittelpunkt der Band steht. Doch diese Band, die er da hinter/neben sich versammelt hat, ist weitaus mehr als nur die Hintergrundbeschallungskomparsenclique, wie die Püppchen, die beispielsweise ein Glenn Danzig um sich herumschart. Mit Axel Hilgenstöhler (Gitarre/Ex-Thumb), seinem langjährigen Weggefährten Beril Mark (Drums/Produzent), Jochen Hornung (Gitarre/Ex-Beat Down) und Paul J Greco (Bass/Ex-Chumbawamba) hat sich eine Band gefunden, die klingt, als würde sie schon ewig zusammen spielen. Mit seinem MARS-Mitbewohner Komi Togbonou steht zudem ein zweiter Sänger in den Reihen von Son Goku, der speziell auf der Bühne über eine unglaubliche Ausstrahlung verfügt und gesanglich die ideale Ergänzung zu Thomas' (Sprech-) Gesangsstil darstellt.

Die musikalische Richtung geht wie bereits erwähnt ganz klar nach vorn: verzerrte Gitarren, fette Riffs, straightes Schlagzeug, alle Songs sind irgendwo in den weiten Gefilden zwischen Rock und melodischem Hardcore angesiedelt. Das gesamte Songwriting auf "Crashkurs" überzeugt, die Melodien sind durch die Bank ausgereift und gehen ziemlich schnell ins Ohr, ohne dabei beliebig oder austauschbar zu sein. Klar, hier wird nicht die Gitarrenmusik neu erfunden, doch das, was sie machen, machen Son Goku sehr gut. Ein weiteres Plus ist, dass es auf der ganzen Platte keinen einzigen Ausfall gibt, alle Stücke bewegen sich auf hohem musikalischen Niveau.

Auch bei den Texten muss man Son Goku ein dickes Kompliment machen, denn trotz der bewusst und offensiv vertretenen Weltverbesserungsattitude kommt "Crashkurs" auch textlich niemals peinlich rüber, sondern schwebt mit erstaunlicher Leichtigkeit über das doch recht dünne Eis, auf das man sich (wieder mal) gewagt hat. War mir persönlich bei "Lektionen in Demut" noch zu viel Zeigefinger und Esoterik im Spiel, so präsentiert "Crashkurs" ernste Mars-Thematik, Eins-Sein mit sich und der Welt etc., in einer lockeren, angenehm unangestrengten und ausgereiften Form des Vortrags. Und bei manchen Zeilen (ich lese mehr aus deinem Lachen, als aus deiner SMS...) muss man sogar richtig schmunzeln und wünscht sich, dass die Kids auch wirklich zuhören, was Son Goku da zu sagen haben. Sehr sympathisch.

So ist "Crashkurs" eine rundum überzeugende Rockscheibe geworden, an der es nichts Gravierendes auszusetzen gibt und die man besten Gewissens weiter empfehlen kann. Als kleine Kritikpunkte könnte man anführen, dass die an sich sehr guten Songs zuweilen ein wenig zu routiniert, zu rund produziert und zu abgeklärt daher kommen, was den "richtigen" Damen und Herren PunkrockerInnen wohl zu glatt sein dürfte. Auch textlich hätte man beim einen oder anderen Song mal aus der vorherrschenden Thematik ausbrechen oder (politisch) konkreter werden dürfen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Son Goku mit Crashkurs einen rundum gelungenen Erstling vorgelegt haben. Da kann man sich schon mal auf die Tour freuen, denn live geht die Band mit den Songs mit Sicherheit ziemlich ab.

Trackliste

  1. 1. An alle
  2. 2. Crashkurs
  3. 3. Gebet Dank
  4. 4. Alle für jeden
  5. 5. OM
  6. 6. Hier sind wir hier
  7. 7. Tut mir leid
  8. 8. Ist das Dein Leben ?
  9. 9. Wessen Schicksal
  10. 10. Sofort aufhören
  11. 11. Leicht
  12. 12. Läutet alle Glocken
  13. 13. Wann willst du Dein Leben wenn nicht jetzt
  14. 14. Space

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