laut.de-Kritik

Gelungener Tagesbeginn für lichtscheue Nerds.

Review von

Was für ein Frühstück, mag sich mancher bei diesem Titel denken. Außer einigen lichtscheuen, ausgemergelten Nerds dürfte wohl kaum jemand "Bits For Breakfast" für einen gelungenen Tagesbeginn halten. Landen die Bits aber so clubtauglich angerichtet auf dem Frühstücksteller wie bei Smash TV und werden zudem noch mit süßlich schrägen Lyrics von Raz Ohara garniert, dann knurrt der Magen unüberhörbar und das Wasser läuft im Mund zusammen.

So geschehen beim fantastischen Opener "Queen Of Man", dem vielleicht besten Track des Albums. Raz Ohara, der mit seinen Releases bei Kitty Yo und seiner Zusammenarbeit mit Alexander Kowalski bereits alle Ohren auf sich lenkte, inszeniert sich einmal mehr als exzentrische Diva. Das passt wunderbar zum Discofunk von "Queen Of Man" mit seinen prägnanten Gitarrenchords und der im Vergleich zur letzten Smash TV Platte "Electrofied" zurückgenommenen Elektronik.

In der Folge dominieren jedoch wieder Synthesizer und Sampler das Geschehen, ohne dass sich daraus ein durchgängiger Style ablesen ließe. Klassische Electrobeats ("Luv 4 Luv", "New User?") finden genauso ihren Platz auf "Bits For Breakfast", wie minimalistisch in Szene gesetzte Housenummern ("Conchord", "Don't Wanna Fool You"), die mit ihren Discozitaten manchmal an Tracks von Metro Area erinnern. Die Abkehr von den heftig die Tanzfläche rockenden Nummern, wie sie auf "Electrofied" noch in der Mehrzahl waren, ist unverkennbar.

"Electrofied" fütterte die Zuhörer ohne Rücksicht darauf, ob diese überhaupt noch hungrig sind. Kompromisslos werden löffelweise Grooves den Hals hinunter gestopft, bis die Bauchdecke zum Zerplatzen gespannt ist. "Bits For Breakfast" geht nicht mehr mit der Brechstange vor, sondern macht ganz bewusst Appetit, versteht sich in erster Linie als Genuss und weniger als sportliche Leistung.

Zwar wirken manche Geschmacksnuancen noch etwas plump und bedürfen der Verfeinerung. Insgesamt haben Oberkoch Holger Zilske und sein Assistent Michael Schmidt jedoch einige gute Rezepte in der Hinterhand, um einem "Bits For Breakfast" schmackhaft zu machen. Das macht Hoffnung auf den Mittagstisch. Guten Appetit.

Trackliste

  1. 1. Queen Of Man
  2. 2. Intruder
  3. 3. Luv 4 Luv
  4. 4. Can't Wait To Operate
  5. 5. Conchord
  6. 6. New User?
  7. 7. Don't Wanna Fool You
  8. 8. TV Is Talking
  9. 9. Sad
  10. 10. Drop The Gun
  11. 11. Circuit Breaker
  12. 12. Everyone's A Star

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Die beiden Elektroniktüftler Holger Zilske und Michael Schmidt bereichern seit 2001 das Berliner Techno- und Electro-Label Bpitch Control mit ihren Releases.

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