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Eine streitbare Sängerin sagt ihren Fans 'fare well' ...

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Den Menschen von der irischen Insel hängt der Ruf an, seit der Bekehrung durch den Heiligen Patrick im fünften Jahrhundert ein streng gläubiges und eigensinniges Volk zu sein. Noch heute feiern die Iren ihren Ahnherren alljährlich am 17. März mit prächtigen Paraden und einem zünftigen Besäufnis, am sogenannten St. Patrick's Day.

Auch die Musikerin Sinead O'Connor schafft es neuerdings, die irischen Grundkonstanten Frömmigkeit und Eigensinn in ihrer Persönlichkeit zu vereinigen. Aus ihren Songs spricht der Duktus einer tiefgläubigen Irin; ausgerechnet jetzt die Musikerkarriere an den Nagel zu hängen zeugt von einer nicht geringen Portion Eigensinn. Dass das Doppelalbum "She Who Dwells ..." wirklich das endgültige 'Fare Well' der Musikerin Sinead O'Connor sein wird, scheint wenig glaubwürdig. Aber der Eigensinn schlägt ja manchmal seltsame Kapriolen.

Frau O'Connor will sich in einigen Jahren auf alle Fälle nicht vorhalten lassen, ihre Fans zum Abschied nicht noch einmal herzlich gedrückt zu haben. Natürlich kann sie nicht alle, die ihr seit Jahren treu sind, in den Arm nehmen. Deshalb bedankt sie sich auf Musikerart mit einem schönen Doppelrelease, das neben unveröffentlichten und neu entstandenen Tracks auf der ersten CD auch einen Mitschnitt des Dubliner Konzertes vom vergangenen Jahr bereit hält, der beinahe die gesamte Karriere der streitbaren Sängerin, von ihrem 1990er Album "I Do Not Want What I Haven't" bis zu "Sean-Nós Nua" vom vergangenen Jahr noch einmal ins Gedächtnis ruft.

Sinead O'Connor hat nie ein Geheimnis aus dem gemacht, was sie bewegt. Sei es ihre sorgenvolle Kindheit, sei es ihr gespaltenes Verhältnis zur katholischen Kurie. Offen wie eh und je leitet sie dann auch ihr musikalisches Vermächtnis mit zwei lateinischen, bisher unveröffentlichten Songs ein. "Regina Caeli" und "O Filii Et Filiae" spiegeln das starke Interesse O'Connors an der spirituellen Tradition ihrer Heimat Irland wider. Sicherlich die wichtigste Konstante in der über 20-jährigen Karriere, die mit dem von einem Psalm inspirierten Album "The Lion And The Cobra" 1987 ihren Anfang nahm. Sich nur einen Schuh anzuziehen war O'Connors Sache noch nie. Und so fröhnt sie mit dem Abba-Song "Chiquitita" auch ihrer Liebe für Coverversionen, was den spirituellen Duktus der ersten Tracks wieder etwas mildert. "A Hundred Thousand Angels" beschwört mit einem prägnanten Reggae-Off-Beat und seinen aus dem Track "Ten Commandments" der Ska-Legende Prince Buster gesampelten Bläsersatz gar das lockere Lebensgefühl der Karibik herauf.

Traditioneller gibt sich der Livemitschnitt vom Dubliner Konzert ihrer "Sean-Nós Nua"-Tour im vergangenen Jahr. Wie schon auf dem gleichnamigen Album stehen keltische Folkarrangements im Mittelpunkt des Auftritts. Sie bilden den Corpus, der von Sinead O'Connor mit allerlei Feinheiten ergänzt, sich zu einem einfühlsamen Liveauftritt auswächst. So fehlen Klassiker wie "Nothing Compares 2 U" oder die unter die Haut gehende Ballade "I Am Stretched On Your Grave" vom Erfolgsalbum "I Do Not Want What I Haven't Got" natürlich genauso wenig, wie eine über sieben Minuten sanft rockende Version von "Fire On Babylon". "I Am Stretched On Your Grave" coverten Dead Can Dance übrigens auf ihrem gefeierten 94er Livealbum "Toward The Within".

Als sei "She Who Dwells" wirklich der endgültige Abschied von der musikalischen Bühne, beendet Sinead O'Connor ihr Doppelvermächtnis mit "The Last Day Of Our Acquaintance". Bleibt abzuwarten, ob der Eigensinn Sinead O'Connor nicht eines Tages wieder ins Aufnahmestudio und zurück ins Licht der Scheinwerfer führen wird.

Trackliste

  1. 1. Regina Caeli
  2. 2. O Filii Et Filiae
  3. 3. My Love I Bring
  4. 4. Do Right Woman
  5. 5. Love Hurts
  6. 6. Ain't It A Shame
  7. 7. Chiquitita
  8. 8. Brigidine Diane
  9. 9. It's All Good
  10. 10. Love Is Ours (Demo)
  11. 11. A Hundred Thousand Angels
  12. 12. You Put Your Arms Around Me (Demo)
  13. 13. Emma's Song
  14. 14. No Matter How Hard I Try (Demo)
  15. 15. Dense Water, Deeper Down
  16. 16. This Is A Rebel Song
  17. 17. 1000 Mirrors
  18. 18. A Big Bunch Of Junkie Lies
  19. 19. Song Of Jersualem
  1. 1. Molly Malone
  2. 2. Ro S Do Bheatha 'Bhaile
  3. 3. The Singing Bird
  4. 4. My Lagan Love
  5. 5. I Am Stretched On Your Grave
  6. 6. Nothing Compares 2 U
  7. 7. John I Love You
  8. 8. The Mourlough Shore
  9. 9. You Made Me The Thief Of Your Heart
  10. 10. Paddy's Lament
  11. 11. Thank You For Hearing Me
  12. 12. Fire On Babylon
  13. 13. The Last Day Of Our Acquuaintance

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