laut.de-Kritik

In Slowenien größer als Jesus.

Review von

Während sich ein Alexander Klaws vermutlich immer noch für einen (zumindest nationalen) Superstar hält, können sich Siddharta diesen Titel mit vollem Recht an die Brust heften. Obwohl sie außerhalb Sloweniens bisher noch nicht mal auf 'ner Milchtüte aufgetaucht sind, dürften sie in ihrer Heimat vermutlich größer sein als Jesus.

In ihrer inzwischen zehn Jahre andauernden Bandgeschichte hat das Sextett auf nationaler Ebene so ziemlich alles erreicht, was musikalisch zu holen ist. Dazu mussten sie aber nicht irgendwelche nichtssagende Weichspülermucke produzieren, sondern legten sich von Anfang an schlicht keine stilistischen Grenzen auf.

Somit lassen sich die inzwischen auch schon wieder zwei Jahren alten Songs auf "Rh-" stilistisch auch in keine Schublade packen. Siddharta mischen, je nach Lust und Laune, Rock mit Metal und Folk, und wenn ihnen gerade danach ist, tauchen auch klassische Elemente der Filmmusik auf. Trotzdem klingt das alles wie aus einem Guss.

Nach dem Intro schmeichelt sich "Japan" als erstklassige Gothic Rock-Nummer in die Ohrmuschel, die zielsicher mit Streichern unterlegt ist und einen Chorus aufweist, bei dem man entweder direkt mitsingen oder einfach nur dahin schmelzen will. Es folgt "My Dice", das in der Strophe mit Akustikgitarren und zweistimmigem Gesang überzeugt und im Chorus wieder rockiger wird.

"Insane" ist eine absolut gelungene Symbiose aus Blind Guardian und Subway To Sally. Mit Sänger Tomi M. haben die Slowenen einfach einen wirklich ausdrucksstarken Fronter in ihren Reihen, der auch langsame Stücke wie "Sim Hae", das manchmal etwas angeschmalzte "Rain" oder das verträumte "Marslander" überzeugend rüber bringt. Dabei sollte man auch Gitarrist Primoz B. nicht vergessen, der für die Backingvocals zuständig ist.

Ob man sich auch mit Stücken wie "Kloner" oder dem harten "Rooskie" (witziger Akzent in der Strophe) anfreunden kann, bleibt Geschmackssache. Hier schimmern die slowenischen Wurzeln in Gesang und Melodie wohl am deutlichsten durch. Interessant sind diese Songs auf jeden Fall auch. Mit der Single "Rave" und Tracks wie "Core" dürften sie auf jeden Fall alle Fans von Nightwish und Konsorten erfreuen, die sich ihren Lieblingssound auch mit männlichem Gesang vorstellen können. Von einer deutlich elektronischeren und härteren Seite zeigt sich das Sixpack hingegen bei "T.H.O.R.", das auch noch ein paar slowenische Lyrics aufweist, nur um mit "You Betray" schon wieder sehr folkloristisch zu werden.

"Venom E" fängt zwar sehr ruhig und balladesk an, gipfelt aber schnell in einem Funk-Wahnsinn mit Slap-Bass, drückenden Gitarren, schnellen Drums und abgedrehten Gesangslinien und Chören. Ein Beispiel eines Großleinwand-Soundtracks bietet das finale "Etna", das jedem Film mit ausladenden Landschaften zur Ehre gereichen würde.

Von Siddharta dürfte man in naher Zukunft noch einiges hören, denn es besteht wohl kein Zweifel daran, dass wir es hier mit großen Songwritern zu tun haben. Warum schaffen es Bands dieser Art immer nur in Skandinavien und, wie man sieht, auch in Slowenien, um die breite Masse zu überzeugen? Kann mir das mal jemand erklären? Zu "My Dice", "Insane" und "Rave" ist übrigens jeweils ein Video abgedreht, die neben einigen anderen Specials, auf der Bonus DVD der Limited Edition enthalten sind. Könnte sich also durchaus lohnen, sich das Ding abzugreifen.

Trackliste

  1. 1. RH-
  2. 2. Japan
  3. 3. My Dice
  4. 4. Insane
  5. 5. Crazy
  6. 6. Kloner
  7. 7. Rooski
  8. 8. Rave
  9. 9. Rain
  10. 10. Core
  11. 11. T.H.O.R.
  12. 12. You Betray
  13. 13. Venom E
  14. 14. Marslander
  15. 15. Etna

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9 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    Hallo,

    der guten Besprechung kann ich nur voll zustimmen. Unbedingt anhören!!
    ABER: Bitte die Original-muttersprachliche Version nehmen. Ich finde die englische Fassung schlechter, der Gesang passt nicht mehr so gut zur Musik wie auf der Originalversion.

    Tim

  • Vor 18 Jahren

    Die Musik von Siddharta (Symbiose aus "Blind Guardian" und "Subway to Sally") dürfte zwar - wenn diese Beschreibung zutrifft - für mich persönlich ungefähr so attraktiv wie die Geräusche eines Zahnarztbohrers sein, aber daß das Spektrum der Laut-Besprechungen geographisch erweitert wird, find ich einfach klasse.

  • Vor 18 Jahren

    Siddharte? Heisst der Typ wirklich so? Und wenn ja, woher stammt er? Nimmt mich jetzt grad wunder?

  • Vor 18 Jahren

    @Timy T: Da bin ich ja erleichtert. Folkig? Mal sehen, ob diese Band oder eine CD von denen mir mal über den Weg läuft. Mit S.t.S. hätt' ich auch an sich kein Problem. "Blind Guardian" allerdings sind für mich ein rotes Tuch. Ist aber nur mein ganz persönlicher Geschmack.

  • Vor 18 Jahren

    ich weiß zwar net, wo man bei siddharta blind guardian raushören will, find die aber so oder so nicht übel. kenn allerdings nur die "internationale" version der platte.

  • Vor 18 Jahren

    also ich hab weder was gehört, noch jemals vor dem laut-review von der band gelesen. das hatte eine konsequenz bei mir: die platte ebayen für 8 euro und gespannt warten. hatte sie vorgestern im media markt in der hand, aber ich dachte ich wart bis sie da is. nach der allgemeinen meinung im forum lohnt es sich ja.