3. April 2018

"In uns Ossis steckt der Sozialismus drin!"

Interview geführt von

Shacke One hat unlängst sein zweites Album "Bossen & Bumsen" veröffentlicht. In Essen gibt er Auskunft über seine Reisen nach Südamerika, kompromisslose Kunst fernab kommerzieller Zwänge sowie seine Vorlieben für Funk, Boom Bap und analoge Fotografie.

Gerade erst verpasste Shacke One dem Hauptstadt-Rap mit seinem zweiten Album eine Frischzellenkur. Im Frühjahr 2018 begeben sich die "Lebemänner von Welt" der Nordachse auf "Bossen & Bumsen Tour", um mit ihrer im Norden Berlins etablierten schnoddrigen Haltung den Rest der Republik zu beglücken.

In Essen erreicht Shacke One mit seiner Entourage das Herz des Ruhrpotts, das sich als natürlicher Verbündeter ihrer Mission anbietet. Vorherige Auftritte forderten zwar ihren Tribut in Form einer leichten Heiserkeit, doch hält diese Shacke One keineswegs davon ab, bei seinem späteren Konzert das Maximum aus dem überschaubar großen Hotel Shanghai zu holen. Untergrund-Hits wie "Saufen & Halligalli" verpflichten schließlich.

Dass sich sein Leben nicht ausschließlich zwischen diesen beiden Polen bewegt, verdeutlicht das Interview mit dem Rapper. Während sich Tiger 104er und G.G.B. auf ihren Support-Auftritt vorbereiten, nehmen sich Shacke One, Beatbastler Achim Funk und der assoziationsfreudige "Kultatze" Heiko jede Menge Zeit für ein Gespräch. Gut gelaunt und redselig geben sie Auskunft über ferne Reisen und Lokalpatriotismus, Kunst und Kapitalismus sowie die reinigende Funktion von Rap.

"Wir picheln bis wir nicht mehr schlau, sondern endlich dumm sind." Wie groß ist die Bürde der Intelligenz?

[Lachen] Manchmal kann es anstrengend sein, die eigene Intelligenz zu ertragen. Wir sind eine Mischung. Wir sind ja nicht komplett dumm. Ich bin jetzt auch nicht immer der extremste Um-die-Ecke-Denker, aber manchmal schon. Ich behandele einfache Themen, aber teilweise mit doppeltem Boden, den du aber nicht verstehen musst. Du kannst es trotzdem feiern, wenn du es nicht verstehst. Auf die Line "Ich hätte nur Lob bekommen von Reich-Ranicki" folgt "Hundert Jahre Zweisamkeit wünschen sich Latinas / Doch häng' ich mit den Atzen ab, hab' ich eh nur Augen für's Bierfass". Das spielt auf "Hundert Jahre Einsamkeit" an, das berühmteste literarische Werk Südamerikas, das ich natürlich nie richtig gelesen habe. Die haben das auch mal im literarischen Quartett besprochen. Ich lese keine Bücher, ich gucke mir nur sowas an. Das geht schneller. Wenn eines ganz gut wegkommt, überlege ich, dass ich es vielleicht mal lese. Dann mache ich aus "Hundert Jahre Einsamkeit" "Hundert Jahre Zweisamkeit". Wenn du es aber nicht verstehst, ist es trotzdem cool. Das mag ich, denn wenn Leute nur komplexe Sachen reden, die ich nicht verstehe oder die ich viermal hören muss, um sie zu verstehen, dann lese ich lieber ein Buch. Ich finde gut, dass es die ganz schlauen Sachen gibt, aber für Texte, die ich dreimal hören muss, bis ich sie verstehe, halte ich Rap nicht für das richtige Medium.

Eskapismus scheint eine große Rolle zu spielen. Welche Bedeutung hat Realitätsflucht für dich?

Wenn man säuft oder so, dann reduziert man sich auf die Urinstinkte. Das ist auch cool. Im Endeffekt sind ja die Grundbedürfnisse doch die schönsten Sachen. Achim, dem man das nie zutrauen würde, war auf Mallorca und hat übelst krass gefeiert. Da besaufen sich alle und sind total behindert drauf. Das ist schon geil, auch wenn es nicht immer so sein muss. Aber Realitätsflucht? Die Texte bilden schon auch die Realität ab. Am Anfang entsprach auch schon viel der Realität, aber jetzt ist es mit den Frauen auch noch Realität. Realitätsflucht habe ich gemacht, als ich nach Südamerika gefahren bin, sodass ich von der Realität eine Auszeit habe.

Also reist du nicht nur nach Osteuropa wie du es im Song "Karpaten & Cevapi" beschreibst?

Ne, Südamerika auch. Die beiden Ziele mag ich. Osteuropa ist keine Realitätsflucht. Da ist es noch härter, wie bei uns vor 20 Jahren. Das finde ich auch geil. Südamerika ist aber was ganz anderes. Ich will nicht sagen, dass das eine Flucht ist. Es ist für mich eine Auszeit von meinem Leben, auch dem dummen Leben. Wenn ich da bin, spreche ich zum Beispiel eine andere Sprache, lasse mich auf andere Kulturen und Musik ein. Das ist dann schon die etwas schlauere Seite. Ich war zuletzt in Kolumbien, aber habe auch schon mal in Chile gelebt. Ich war in Bolivien, in Ecuador, habe schon eine ganze Menge gesehen. Ich mag es auch voll und verstehe die Kultur. Ich könnte mir vorstellen, irgendwann dort auch länger zu leben. Aber nicht jetzt.

Die meiste Zeit repräsentierst du Nordberlin. Worin bestehen die Alleinstellungsmerkmale der Gegend?

Das wir so ein Movement aus Ost und West aufgebaut haben. Bomber war aus Prenzelberg, ich war aus dem Wedding. Also haben wir gesagt: Das ist die Nordachse, die Achse des Nordens. Das ist bei uns in der Kneipe entstanden. Dann haben wir diesen Song "Achse des Nordens" gemacht und anschließend gesagt, wir machen jetzt eine Platte und nennen uns Nordachse. Das sind die beiden Ost-Bezirke Prenzelberg und Pankow, dann Wedding, Reinickendorf, Heiko ist dann mehr aus dem Märkischen Viertel und ein bisschen Moabit. Das ist dieser Nordfilm. Irgendwie sind wir untereinander connectet. Wir machen dort Partys. Die Graffitisprüher sind connectet. Irgendwie ist es ein geiles Movement. Und dazu kommt, dass es immer ein Außenseiterding war. In Kreuzberg gibt es von allem mehr, in Neukölln gibt es von allem mehr. Aus dem Wedding und so kommt nicht so viel her. Natürlich auch anderer Rap. Aber das ist unser Nordberlinfilm, den wir fahren. Es gibt noch einen ganz anderen, wenn AK Ausserkontrolle vom Wedding rappen. Die chillen im gleichen Bezirk, aber die leben einen anderen Film. Das ist eine Parallelwelt. Wir representen unseren Film. Der spielt sich eher in Kneipen ab, auch auf der Straße, an den Zugdepots, in den Clubs. Es ist irgendwie ein besonderes Feeling, das sich da so aufgebaut hat, was wir nach außen tragen. Wir bauen uns unser kleines Paradies. Das ist es. Es fehlt bloß noch, dass wir unseren eigenen Laden aufmachen.

Heiko: Unser kleines Versailles.

"Wir geben einen Fick auf alles und verdienen damit Geld."

Warum ist es insbesondere bei Berliner Rappern von Bedeutung den Mikrokosmos ihres Viertels hochzuhalten?

Das ist, weil die Stadt so groß ist. Damit grenzt man sich auch innerhalb der Stadt ab. In kleineren Städten macht das keinen Sinn. Jeder Bezirk ist wie eine kleine Stadt. Nordberlin hat vorher keiner representet. Haben halt Leute gemacht, aber das war anders. Aber dass sich Bezirke zusammentun, das ist glaube ich neu. Wir drehen unsere Videos, auch alle Heiko-Videos im Wedding, weil wir da chillen. Warum soll ich woanders hin, wo ich mich nicht auskenne?

Aber das ist doch interessant. Du sagst, du kennst Südamerika und die härteren Gegenden in Osteuropa. Verliert die eigene kleine Gegend da nicht ein wenig an Bedeutung? Relativiert sich die Sicht darauf nicht?

Aber das ist ja, wo wir herkommen. Das ist unser Zuhause, wo wir groß geworden sind und was uns sozialisiert hat. Wenn ich in Südamerika bin, gibt es Sachen, über die ich mich freue, dass ich sie nicht auspräge, die ich aber sonst an mir habe, zum Beispiel diese Härte, der Umgangston, die Leute ziehen eine Fresse. Das ist ein härterer Umgangston, den die Leute da drüben nicht haben. Ich bin dann nicht in Südamerika und denk mir: 'Häh? Warum motzt mich jetzt keiner an? Warum sind die freundlich zu mir?' Ich freue mich darüber und ich vermisse es nicht. Aber wenn ich wieder Zuhause bin, dann weiß ich: Da komme ich halt her, da kommen wir alle her.

Westberlin Maskulin scheint dein Haupteinfluss zu sein. Ist das korrekt?

Nicht nur. Das wird immer in diese Sparte reingedrückt. Ich muss gestehen, dass ich von Taktloss nicht viel Einfluss habe. Ich habe aber auf jeden Fall viel Einfluss von Savas. Den finde ich überkrass. Gestern im Club lief "Fehdehandschuh" auf der Aftershow-Party. Wenn der darauf rappt, muss ich mir eingestehen, dass ich davon beeinflusst wurde. Das ist für mich auch immer noch das Krasseste. Aber ansonsten habe ich viel Einfluss von Big L. Das ist der Ami-Rapper, der mich am meisten beeinflusst hat. Und dann Leute wie Too Short, der immer erzählt, dass er aus Oakland kommt. Da kommt dieses krasse Lokalding her. Ich feier das einfach.

Du verknüpfst diesen Battle-Ansatz, den Savas früher gepflegt hat, mit Boom Bap und Westcoast/G-Funk-Sound von Achim Funk.

Genau, wir sind groß geworden mit dem Boom-Bap-Sound. Mit dreizehn, vierzehn haben wir natürlich auch alle Bassboxxx und den ganzen Berlin Rap gehört. Was Deutschrap betrifft haben Berliner halt nur Berlin Rap gehört. Aber wir haben dann angefangen Boom-Bap-Sound zu hören. Damit waren wir schon Außenseiter. Das haben viele nicht gehört, das war nicht angesagt Anfang der 2000er. Wir haben das überkrass gefeiert und waren voll auf dem Hip-Hop-Film. Und dann sind wir irgendwann auf den Westcoast-Sound gekommen. Dann sind wir die übelsten Funk-Freaks geworden. 80er Funk, der dann von den Wescoast-Leuten gesamplet wurde. Das lassen wir auch einfließen, wodurch die Mischung zustande kommt wie bei "Lebemänner Von Welt" mit Tiger104er oder "Saufen & Halligalli".

Wer sind deine Favourites im Funk-Bereich?

Boah, das ist sehr schwer zu sagen, weil das ganz viele Künstler sind, die nur eine Single herausgebracht haben. Die kennt kein Mensch. Aber es gibt so Sachen wie "Psycho For Your Love" von Westwood & Cash, das kennt keine Sau, aber ist megakrank. Berühmter sind so Leute wie The Bar-Kays, die auch in den 70ern Funk und dann in den 80ern richtig üble Sachen gemacht haben, oder One Way und Prince. Es gibt ganz viel und wir sammeln das seit zehn Jahren auf Platte. Ich habe 1.000 Platten nur mit dem Sound. Das ist mein Ding. Privat höre ich viel mehr solche Mucke als Rap. Ich höre Rap nur, um mich für den Moment entertainen zu lassen.

Du warst früher auch Eminem-Fan. Hast du dich bereits von "Revival" erholt?

Nein, ich höre das gar nicht mehr. Ich habe Eminem mit zwölf, dreizehn Jahren gehört und dann habe ich schon angefangen richtig Hip-Hop zu hören. Ich fand die Line halt geil. Das verstehen viele nicht: "Früher hörte ich Ice-T und Eminem. Heute mache ich selbst die lesbische Erika straight again. Eminem ist auch immer noch krank. Dieses Lied "Stan" habe ich vor ein paar Tagen im Fernsehen gesehen. Was der für Songs geschrieben hat, finde ich schon gut. Lyrisch einer der Krassesten, die es jemals gab. "The Real Slim Shady" war ein ganz eigener Sound. Der hat richtig verrückt mit krassen Lines angefangen. Von den Boom-Bap-Rappern finde ich die Leute lyrisch nicht mehr so krass. Guru oder so langweilen mich, wenn ich hinhöre, was er rappt. Das ist alles nicht spannend. Dann bleiben halt Leute wie Too Short und Big L, der angefangen hat, räudige Lines und asoziale Dinger mit krassem Flow zu bringen. Der ist immer noch King. Und Eminem hat es dann auf ein neues Level gebracht.

"Geld stinkt zum Himmel, echte Kunst ist kompromisslos." Wie schwer fällt es dir, dich kommerziellem Druck zu entziehen?

Wir haben ja auch Bock Geld zu verdienen, wollen uns dafür aber nicht anpassen. Wir wollen einfach nur unser Ding machen. Das ist die Zecke in mir, das ist der Punk in mir. Ab und zu muss der Punk in mir Lines einbringen. Ich feiere Ton Steine Scherben und ihre Attitüde übelst ab. Wir sind Ossis, Mann! In uns steckt der Sozialismus auch drin. Die Wessis haben halt 45 Jahre mehr Kapitalismus drin. In unserer Generation kriegst du das mit.

Achim Funk: Es war bis jetzt so, dass wir uns gar nicht anpassen. Wir haben keinen Song, bei dem wir uns fragen, wem der gefallen würde. Vielleicht bei den Videos, wo es um die Visualisierung des Sounds geht. Aber ansonsten machen wir 100% kompromisslose Mucke.

"Kunststudium? Ich mache doch den ganzen Tag Kunst."

Aber trotzdem steckt ihr ja eine Menge Energie in die Albumproduktion rein und kommt am Ende mit relativ wenig heraus, wie ich annehme.

Achim Funk: Nö, so wenig ist das jetzt auch nicht. Wir können davon leben. Ich habe eine große Wohnung, ich gehe nicht arbeiten. Alles gut. Wir sind aber gerade auch noch in der Aufbauphase. Wir hatten bis jetzt eigentlich nur Free Tapes. Das ist jetzt das erste Album, das wir verkaufen. Und jetzt kommt auch unser Online-Shop raus. Wir mussten erstmal Strukturen schaffen. Dann gingen ein paar Sachen schief. Wie es immer so ist, wenn man anfängt, Sachen ins Rollen zu bringen. Aber finanziell mache ich mir für die nächsten Jahre keine Sorgen. Dazu kommt noch, dass wir auch Veranstalter sind, was für Außenstehende vielleicht nicht so ersichtlich ist. Wir leben nicht nur von der Rap-Mucke, sondern sind DJs und haben unsere eigenen Veranstaltungen. Das geht schon alles.

Shacke One: Unsere Release-Party haben wir selber veranstaltet. Wir haben 1.100 Tickets verkauft. Das ist alles unser Geld. Aber trotzdem haben wir nicht mega viel Kohle. Aber uns geht es auch nicht nur um Geld. Klar, wollen wir damit auch Geld verdienen und davon leben können, aber ob ich es schaffe, damit auszusorgen? Keine Ahnung, vielleicht passiert noch richtig was. Aber wir machen, was wir wollen, geben einen Fick auf alles und verdienen damit Geld.

Heiko: Wir sind halt keine Schauspieler, sondern leben die Scheiße, die wir sagen. Andere tun so, als so sie irgendetwas sind. Wir hängen in der Kneipe, wir wichsen im Puff und wir sind halt so. Das ist das ganz normale Ding. Und wenn es dann auf die Kante gibt, dann gibt's halt auf die Fresse. Aber wir protzen damit nicht herum. Wir haben halt keine Waffen, unsere Waffen sind unser Penis und unsere Zunge. Fick auf die ganze Scheiße, die da oben ist. Trap und alles, die ganzen Pisser sind nicht real.

Entstanden die Heiko-Skits auch einfach freestyle?

Achim Funk: Bei "Heikos Himmelfahrt" war es so, dass ich ihm eine WhatsApp-Nachricht deswegen geschickt habe. Dann hat er mir das komplett an einem Stück zurückgeschickt. Ganz normal, er ist halt so. Und ich habe das Sample noch in petto gehabt, weil ich mir ab und zu Interlude-Samples zurücklege. Dann habe ich mir die WhatsApp-Nachricht auf den Rechner gezogen, das Sample darunter gelegt und dann war es fertig. Alles organisch, da wurde nicht herumgedoktert.

Ist deine kompromisslose Haltung auch der Grund dafür, weshalb du nicht zu Proletik gegangen bist? Gab es überhaupt ein Angebot? Immerhin bezeichnet Frauenarzt dich und MC Bomber als unschlagbares Team.

Ich habe auch ein anderes Major-Angebot bekommen. Aber ich glaube daran, dass du bei Entscheidungen, bei denen du nicht weißt, ob sie richtig oder falsch sind, nur nach deinem Bauchgefühl gehen kannst. Du kannst Pros und Contras auflisten, aber du kommst zu keinem Ergebnis. Ich hatte bis jetzt nie das Gefühl, dass es das richtige ist. Ich bin zufrieden, dass wir es jetzt so machen, weil wir die Möglichkeiten mitbringen, unseren Scheiß selber zu machen. Wir haben die Strukturen, wir haben gut Leute, die die Beats bauen können, wir haben Leute, die Video drehen können, wir haben Heiko am Start. Wir machen den Scheiß einfach selber. Warum soll ich den Leuten dafür so viel Geld geben?

Heiko: Ich bin einfach sauer und angepisst. Die ganze Scheiße, die da oben abgeht. Die Preise für das Warsteiner hier! Die ganze Kapitalismus-Kacke geht mir so auf den Sack. Ich bin der Thomas Gottschalk hier in diesem Scheiß-Club. Mir hängen die Rüschen aus dem Schwanz raus. Ich bin so angepisst, ich will einfach nur Gas geben. Ich könnte den Scheiß-Kühlschrank über meinem Kopf zerlegen.

Rapper scheinen sich zunehmend auch anderen Künsten gegenüber zu öffnen. MC Bomber studiert an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Haiyti an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Könntest du dir das auch vorstellen?

Ich komme ja aus dem Graffiti und habe mich dadurch mit Formen und Farben auseinandergesetzt, aber was soll ich mit einem Kunststudium? Ich mache doch den ganzen Tag Kunst. Ich interessiere mich auch für alle möglichen Sachen. Ich habe mein Leben lang immer analoge Fotos gemacht, auch wenn ich das jetzt nicht mehr so mache.

Aber auf Reisen wirst du die Gegend sicher noch dokumentieren.

Klar! Ich bin aus Kolumbien gekommen und habe 300 Schallplatten mitgebracht, die ich einen Monat lang fein ausgesucht habe. Ich bin verrückt, ich habe 30.000 - 40.000 Platten in der Hand gehabt. Klar, ich mach genug Kultur, aber ein Kunststudium? Auf keinen Fall. Warum studiert man denn Kunst? Du denkst doch nicht, dass man deswegen einen Job kriegt. Weiß nicht, warum die alle Kunst studieren. Ich bin nicht der Meinung, dass mir irgendjemand eine Anleitung geben sollte. Nein, Kunst ist doch ohne Anleitung. Aber ich glaube, ich bin schon in relativ verschiedenen Richtungen open minded. Ich gehe aber nicht in Kunstausstellungen. Ich verstehe es nicht und frage mich oftmals, was daran jetzt die Kunst ist.

Mit der Fotografie hast du ja praktisch schon einen anderen künstlerischen Bereich genannt.

Ja, aber ich gehe deswegen nicht auf eine Fotografie-Ausstellung. Habe ich natürlich auch schon bei Ausstellungen von Kumpels gemacht. Für mich habe ich überlegt, ein kleines Büchlein zu machen mit Fotos aus Südamerika. Aber ich will mir damit nichts aufbauen.

Zum Abschluss: "Untergrund die Basis. Rap als Katharsis." Wovon reinigt dich der Rap?

Das ist eine geile Line wie ich finde. "Rap als Katharsis", indem man sich mit sich selbst beschäftigt. Du lässt Sachen raus, die dir auf den Sack gehen, die dich beschäftigen. Die Sachen, die mich ankotzen, thematisiere ich in meiner Musik. Sich von dem Dreck reinigen, mache ich auf jeden Fall, weil ich keinen Bock habe, das nach außen zu tragen. Durch die Gegend zu laufen und schlechte Laune zu haben, weil mich etwas ankotzt. Ist doch cool. Dafür ist Musik ein super Ventil.

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Shacke One

"Nordberlin! Betret' den Kosmos und begreife, unser Leben spielt sich ab zwischen Zugdepot und Kneipe. Ich bin hungrig und verteil' Platzverweise an Dullis.

1 Kommentar