laut.de-Kritik

Das Rotkäppchen gibt feste auf die Nüsse.

Review von

Na herzlich willkommen, der Preis für das beschissenste Cover 2006 geht schon mal einstimmig an die brasilianische Front von Sepultura. Was soll das denn bitte sein? Rotkäppchen mit Efeu auf der Rübe? Hat beim Warten auf den Oberförster wohl ein wenig Laub angesetzt ...

Wie auch immer, Konzeptalben gab's im Thrash-Bereich bisher eher selten. Dafür ist die Thematik schon beinahe ausgelutscht. An Dantes 'Göttlicher Komödie' haben sich wirklich schon zahlreiche Bands versucht. Stilistisch muss man aber sagen, dass man die 'Divina Comedia' durchaus in ein so hartes Gewand verkleiden kann. Immerhin drehen sich zwei Drittel der Geschichte um Hölle und Fegefeuer, somit durchaus um Themen, die auch dem Thrasher hin und wieder unterkommen.

Nach einem absolut undefinierbaren Intro (klingt so, als ob mal wieder ein Didgeridoo im Spiel war) setzt "Dark Wood Of Error" gleich ein Ausrufezeichen, das ziemlich an "Chaos A.D." erinnert. Der Übergang zu "Convicted In Life" ist relativ abrupt, dafür zischt die Nummer auch ganz ordentlich ab. Einige Wechsel zwischen derben Grooves und schnellem Gebretter, dazu ein Derek Green, der beinahe das Micro frisst. So lasse ich mir Sepultura gern gefallen.

Das ebenfalls starke "City Of Dis" läuten Sitarklänge ein, doch vor allem bei "False" gehen die Löffel steil nach oben. Startet die Nummer als simpler, wenn auch zügiger Thrasher, wendet sich nach ein paar Minuten das Blatt und es ertönen tatsächlich Bläser und vor allem Hörner. Im Zusammenhang mit Sepultura mutet das vielleicht zunächst ein wenig schräg an, hat aber durchaus seinen Reiz. Die Soli von Andreas sind aber nach wie vor eher ein Fall für die Zwangsjacke.

"Fighting On" erinnert danach recht deutlich an Killing Joke und zügelt das Tempo deutlich. Tauchen schon im Intro "Limboi" die ersten Celli auf, so setzt sich das im folgenden "Ostia" fort. Auf den ersten Eindruck würde ich hier sogar auf einen der Apocalyptica-Herren tippen, da die Melodie doch eine typisch finnische Melancholie aufweist. Sehr experimentell der Song, aber auch recht sperrig. Doch bevor man sich zu sehr in irgendwelchen Experimenten verstrickt, geben "Buried Words" und "Nuclear Seven" straight forward auf die Nuss.

"Repeating The Horror" ist nicht übermäßig spannend und wirkt etwas konzeptlos, dafür zimmert "Crown And Miter" völlig entfesselt los. An den Hörnern scheinen Sepultura jedenfalls Gefallen gefunden zu haben, denn sie spielen auch hier eine gewisse Rolle. Trotzdem einer der besten Songs der Scheibe, kurz und knapp auf die Fresse. Danach fiedelklopft sich das "Primium Mobile" als Intro in das fast instrumentale "Still Flame" und lässt "Dante XXI" düster ausklingen.

Es wäre wohl übertrieben, von "Dante XXI" als dem besten Sepultura-Album zu sprechen, aber es ist auf jeden Fall wieder eins der Besseren. Der Schritt geht in die richtige Richtung, mit den Brasilianern muss man wieder rechnen.

Trackliste

  1. 1. Lost
  2. 2. Dark Wood Of Error
  3. 3. Convicted In Life
  4. 4. City Of Dis
  5. 5. False
  6. 6. Fighting On
  7. 7. Limbo
  8. 8. Ostia
  9. 9. Buried Words
  10. 10. Nuclear Seven
  11. 11. Repeating The Horror
  12. 12. Eunoe
  13. 13. Crown And Miter
  14. 14. Primium Mobile
  15. 15. Still Flame

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