Porträt

laut.de-Biographie

Rotten Monkey

"Enormes Talent", attestiert rap.de-Autor Skinny Rotten Monkey, detektiert in seinem Schaffen "lebendiges Storytelling", "beeindruckende Akribie" und "dichte, kafkaeske, harte Atmosphäre". Angesichts so viel Lob: Kein Wunder, dass er den Rapper an die Spitze seiner Liste der Geheimtipps des Jahres 2014 stellt.

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"Langsam langt es", befindet Rotten Monkey knapp zwei Jahre später, angesprochen auf seinen ewigen Status als Liebling nur weniger Eingeweihter. Unverändert wurstelt der Mann tief, ganz tief im Untergrund. Endlich die verdiente Bekanntheit zu erlangen: vielleicht mit eine Motivation dafür, über Jahre liegen gebliebene Projekte nun tatsächlich in Angriff zu nehmen.

Rotten Monkey stellt endlich sein gemeinsames Album mit Heilanstalt fertig, an dem er bereits seit 2013 arbeitet. "Drowning // Blue Pill" erscheint im Dezember bei Emopunkrap, dem Label seines Bruders im Geiste, Private Paul. Mit ihm hat Rotten Monkey wenig zuvor das Kollabo-Album "Live Fast Die Young" unters Volk geworfen.

Die Beats für das gemeinsame Projekt stammen durch die Bank von Private Paul. Rotten Monkey fühlt sich aber durchaus nicht nur zum Rapper, sondern auch zum Produzenten berufen. Parallel zu diversen anderen musikalischen Projekten bastelt er an einem Album mit eigenen Produktionen: ein wahrhaft emsiger Zeitgenosse, dieser Rotten Monkey.

Als er in Köln zur Welt kommt, trägt er diesen Namen freilich noch nicht. Aber: "Er passt zu mir und der Musik, die ich mache" witzelt er gegenüber rapblokk.com über seinen Alias. "Affen sind dope. Sie fressen Bananen und schaffen viele Klimmzuüge. Sie sind gewalttätig und liebevoll, aber nie schlecht. Eigentlich sind sie die besseren Menschen."

Rotten Monkey verlebt Kindheit und Jugend auf dem Land, beschreibt sich selbst als "Teil der gelangweilten Bushaltestellen-Dorfjugend, die nur Scheiße baut". Kaum, dass er seine Schulzeit hinter sich gebracht hat, zieht es ihn auch schon weg. Mit Umwegen über London und Bonn landet er 2014 in Hamburg.

Die ersten Rap- und Produktions-Versuche hat er da längst hinter sich: "Mein bester Freund ist durchgedreht und hat nicht mehr aufgehört zu rappen. Das hat mich dann irgendwie angesteckt." Als prägend lobt Rotten Monkey, der auch aus seinem Faible für Rock, Metal und Techno kein Geheimnis macht, zum Beispiel frühe Tracks von Bushido, Kaisa, Basstard, die Sekte, Hollywood Hank und das Weisse Scheisse-Camp.

Hier stolpert er wohl auch über Private Paul, der ihn als ersten und einzigen Künstler zu sich auf sein Emopunkrap-Label holt. "Er hat einen Backup gebraucht" - für gemeinsame Auftritte, unter anderem als Support von Prezident - "und als erster mein Talent erkannt. Wir haben ein paar Tracks gemacht, daraus wurde ein Album", erinnert er sich. "Eigentlich ist das alles von selber passiert."

Bis zu besagtem Album dauert es allerdings eine Weile. Rotten Monkey veröffentlicht zunächst zusammen mit Heilanstalt das erste Tape "Keine Absolution". "Ziemlich schlimm", befindet er mit etwas Abstand. "Aber es gibt die Richtung vor." Eine Flut von Tracks schließt sich an, verteilt auf im Schnitt zwei Tapes pro Jahr, die Rotten Monkey zum Gratisdownload bereit stellt.

Emopunkrap rühmt Rotten Monkey als den "ungekrönten König des postmodernen Dschungels". Er selbst sieht es pragmatischer: "Ich mache die Sachen, die ich machen will", erklärt er gegenüber dem Splash! Mag, "und habe das Gefühl, dass ich auch bei allem, was mir wichtig ist, etwas auf die Beine stellen kann."

Wichtig muss es aber schon sein: "Einfach kackfröhliche Sommertracks zu machen, macht mir keinen Spaß. Ich mag die kaputte Energie meiner Tracks." Die steckt zum Großteil in den vielschichtigen, bilderreichen Texten. "Ich finde es langweilig, nur das Einfachste zu sagen. Das Einfache muss auch gesagt werden und an den richtigen Stellen ist es Sprengstoff, aber Texte, die sich durchgehend nur auf einer Ebene befinden öden mich schnell an."

Trotz aller Text-Fixierung schwebt Rotten Monkey eine Laufbahn als Schriftsteller eher nicht vor: "Ich hab' mal kürzere Prosatexte geschrieben, aber nichts ist über das Skizzenstadium hinausgekommen", gesteht er. "Daran muss man mehr feilen als an Rapsongs. Deshalb macht mir Rap auch so viel Spaß. Hinklatschen und fertig. Das liegt mir."

Ja, was nu? Komplexe Texte, die nicht langweilen, oder Schnellschüsse aus dem Handgelenk? Für Rotten Monkey offenbar gar kein Widerspruch: "Das ist doch das Geile an Rap, dass jeder das Recht hat, seinen Scheiß zu labern." Wie auch immer der gerade aussieht.

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