laut.de-Kritik

Trockene Drumsounds und minimalistisch-melancholische Samples.

Review von

Ein zweites Mal nach "Ming" hat Calogero Randazzo alias Roey Marquis II. die Topelite der deutschen Rapacts gerufen, um an seinem zweiten Produzentenalbum teilzunehmen. Und sie waren in Scharen gekommen. Zwar musste Roey zum Beispiel dem Dendemann von Eins, Zwo fünf Beats schicken, bis dieser sich erbarmte, drei göttliche Strophen über seinen Tages, oder besser gesagt, Nachtablauf einzurappen.

Doch die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt, denn eine von seinen Zeilen gibt in Verbindung mit dem jazzig-chilligen Tune "Siebenschläfer" die Atmosphäre des Albums wider, wie es auch der beste Kritiker nicht hätte ausdrücken können. "Die Rettung in Not sitzt am Pult, Roey Marquis. Und wir Beide rocken so lang es noch Träume gibt."

Betrachtet man nur die Beatgerüste vom Meister Marquis persönlich, dann darf wirklich geträumt werden. Die trockenen Drumsounds und minimalistisch-melancholischen Samples ergeben eine entspannte, ja fast schüchterne Stimmung. Der Kopf nickt heftig, und die Gedanken fliegen in weitentfernte Sphären der eigenen Seele. Das einzige Instrumental auf der Platte "All-Chemie" legt davon mit Piano und Trompeten exzellent Zeugnis ab.

Den Emcees und Soulcroonern bleibt so bei diesen deepen Tracks viel Platz zum Scheinen. Tefla und Jaleel sind "Nachtschwärmer". Schivv, Tatwaffe und Pyranja kämpfen als "EHM" mit leeren Händen. Sieben/Treyer fühlen sich "Eingeklemmt", und bei "Myself" harmonieren die harten Skillz von Instinkt sehr gut mir der samtweichen Stimme Samirs.

Doch "Herzessenz" beinhaltet frei nach Roey Marquis alle Emotionen des Menschen. Also geht es hier auch ab und ab bouncend und battelnd zur Sache. "Swing", "Tschukka" oder der "Pickel" von Olli Banjo kommen mit wummernden Elektrosounds. Jonesmann schickt ein paar Attacken an die Alster, und S.D. vom Frankfurter Stammtisch "fickt die Girls, die Curse nur casten kann." Hervor heben möchte ich noch den jungen Mönchengladbacher und Kool Savas-Protege Eko. Der Junge hat es drauf, sein Flow und die Verse auf "Aufdrehn" gefallen mir jetzt schon besser als die seines Mentors Kool Savas.

Eigentlich ist "Herzessenz" eine perfekte Platte, wäre da nicht ein großer Haufen wirklich langweiliger Refrains. Ob nun Creutzfeldt und Jakob, Olli Banjo, Kool Savas oder Curse mit seiner Minden Posse, sie alle schaffen es nicht, die starken Beats und Raps bis in den Chorus zu tragen.

Nur Pal Ones Verstopfung überzeugt mit einem gut eingefügten Wu-Tang bzw. Raekwon-Sample. "Machine Gun Rap, For All My Niggas In The Back." Schade, mit mehr Konzentration und Kreativität in den angesprochenen Hooklines hätte es ein wahrer Klassiker werden können.

Trackliste

  1. 1. Intro feat. Ben Becker
  2. 2. Nachtschwärmer feat. Tefla und Jaleel
  3. 3. Swing feat. Creutzfeldt und Jakob
  4. 4. Pickel feat. Olli Banjo
  5. 5. Karma feat. Vanessa Mason und Pal One
  6. 6. EHM feat. Schivv, Pyranja, Tatwaffe
  7. 7. Musiktherapie feat. Lunafrow
  8. 8. Siebenschläfer feat. Dendemann
  9. 9. Niemand feat. Blumentopf
  10. 10. Klarsicht feat. Breite Seite und Karolina
  11. 11. Weg 1 feat. Samir, Tatwaffe
  12. 12. All-Chemie
  13. 13. Tschukka feat. Curse, Germany und Italo Reno
  14. 14. Aufdrehen feat. Kool Savas, Jonesmann, Eko
  15. 15. F.F. feat. S.D.
  16. 16. Willenskraft feat. Jonesmann und Bintia
  17. 17. Hingabe feat. Aphroe
  18. 18. Eingeklemmt feat. Sieben, Treyer
  19. 19. Myself feat. Instinkt, Samir, Lord Wax
  20. 20. Verstopfung feat. Pal One
  21. 21. Ignored Silence feat. Twister
  22. 22. Mein Pein feat. Azad, Jeyz, Instinkt, Sezar

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