laut.de-Kritik

You just haven't earned it yet, baby!

Review von

Na, lange keinen doofen Bandnamen mehr gehört? Dann mal schön aufgepasst: Rock Kills Kid (prust) nennen sich fünf Jungs ohne rot zu werden, natürlich Amerikaner, und bringen auch noch einen Sound auf den Weg, der vom stolzen Label folgendermaßen beschrieben wird: "Kein Gepose, kein hysterisches Next-Big-Thing-Geeiere, kein weiterer Bloc Party-Klon." Nicht? Nein! Ich würde vielmehr sagen: Kein Gepose, aber sehr wohl hysterisches Next-Big-Thing-Geeiere (bzw. hilfloses Trittbrettfahren), da nicht nur Bloc Party-Klon, sondern auch artverwandt mit den Killers, Interpol, Kaiser Chiefs und überhaupt allen 80er Wave-Bands, die schon von den gerade Genannten beklaut wurden.

Beklaut. Welch hässliches Wort. Manchmal ist es ja sowas von wurst, ob eine neue Band wie eine alte klingt. War Interpol nicht vor allem ein tolles Joy Division-Update und Maximo Park die moderne Fortführung Smiths'scher Stilsicherheit? Dennoch: Während "Are You Nervous?" sanft und belanglos vor sich hin poppt, machen mich die kleinen Räubereinen des Quintetts zunehmend aggressiv und das kann ja kaum im Sinne der (zahlreichen) Erfinder gewesen sein. Zumal der RKK-Sound ungefähr so aggressiv klingt, wie System Of A Down balladesk.

Sicherlich können die fünf Buben nix dafür, in Orange County aufgewachsen zu sein. Wenn der eigene Sound dann aber exakt wie der einer Uniband aus "O.C. California" klingt, ist der anfängliche Schnöselverdacht vielleicht doch nicht so falsch gewesen. Einen Refrain mit den Worten "Life is a real bitch / but we keep moving on" hätte ich heute jedenfalls höchstens noch Fred Durst zugetraut.

Sicher ist aber auch, dass "Paralyzed" seinen Weg in die Indie-Discos machen und dort zu Recht viele Freunde finden wird. Dass "Hideaway" keine Killers-Coverversion ist, fällt vielleicht schwer zu glauben, macht aber erstmal nix, denn bis hierher ist die Welt des geistigen Diebstahls noch einigermaßen in Ordnung. Erst wenn in "Midnight" ob des dreisten Bastards aus The Cure und ABC erste Bedenken aufkommen, wird die Sache ungemütlich.

Dabei ist dieses Level noch knapp zu ertragen, ganz schlimm wirds wirklich erst hinten raus: "Run Like Hell", "Don't Want To Stay" und "Hope Song" gehören zum schlechtesten, was ich seit langem gehört habe. Auch wenn das abschließende "Raise Your Hands" diesen Eindruck nochmal aufbessert, anders als die US-Kollegen von She Wants Revenge stellen sich Rock Kills Kid dem europäischen Publikum als öde Kopisten vor. Und die L.A.-Band der Stunde bleiben Under The Influence Of Giants. Mit Abstand.

Trackliste

  1. 1. Paralyzed
  2. 2. Hideaway
  3. 3. Midnight
  4. 4. Are You Nervous?
  5. 5. Back To Life
  6. 6. Life's A Bitch
  7. 7. Run Like Hell
  8. 8. Don't Want To Stay
  9. 9. Hope Song
  10. 10. Raise Your Hands

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