laut.de-Kritik

"We're here to change the Australian rap game!"

Review von

"We wanted to set the album off with some straight rap shit." Remi und seine Produzenten Sensible J und Dutch hätten ihr Vorhaben nicht explizit ins Booklet schreiben müssen: "Raw X Infinity" lässt Zweifel an der Absicht der Australier gar nicht erst aufkeimen. "Now watch me - and tell your friends about me." Na, sehr gerne doch!

So wenig, wie der Beat des Titeltracks irgendwelchen Firlefanz braucht, so wenig fehlt der Nummer eine Hookline. Remi knallt einen einzigen Wortschwall auf die minimalistische, auf das Allernötigste heruntergebrochene Kombination aus klingelnden Schellen und furztrocken rappelnder Drum. "My rap is animal, my rap is my story", okay - und wie lautet die Mission? "We're here to change the Australian rap game."

Wenns weiter nichts ist ... Die Mittel, um diesen Zweck zu erfüllen, führen die Herren jedenfalls im Gepäck. 808s und groovende Basslinien, ein bisschen Synthiegeflacker und eine Handvoll Elektrosounds verzwirbeln Sensible J und Dutch zu schlanken, gelegentlich sogar staubigen Kulissen. Die geraten mindestens kopfnick-, oft sogar ausgesprochen tanzbar und entfalten eine ganz eigene Ästhetik. "We don't leave the studio until shit is bumpin'", verspricht "F.O.H. (For Opinionated Humans)". Offenbar sind alle Beteiligten lange genug drin geblieben.

Der Bass der "XTC Party" klingt, als hätte man ihn aus einem Mash-Up von Jamiroquais "Little L" und Daft Punks "Around The World" destilliert, das Tempo heruntergeschraubt und einen hastig tickenden Rhythmus darübergeworfen: funky, funky! Remi erscheint im deutlich holpriger konstruierten Brett von "Tyson" allerdings mindestens genau so trittsicher. Hier wirken die Bässe wie eine Serie von Körpertreffern, die Uppercuts setzt der Mann am Mic mit seinen Zeilen.

Kantige Stimme, smoother Flow: Das muss, wie sich zeigt, keinen Widerspruch darstellen. Auch entspannte Kiffertunes und die Beschäftigung mit unerfreulichen Themen wie Rassismus, Diskriminierung oder die Dummheit der Menschen schließen sich gegenseitig nicht aus. Remi nimmt ernst, was er tut und sagt, kultiviert dabei aber den Spaß an der Sache. Er und seine Mitstreiter lassen überall persönliches Erleben, die eigene Herkunft und die privaten Vorlieben - etwa für Fela Kuti oder Bass-Gott Pino Palladino - einfließen.

"I like that boy!" Dem Shout-Out in "Melbourne Sunset" möchte ich mich voll umfänglich anschließen. Seine eigenen Danksagungen schickt Remi in "No Enemy" per Afrofunk in die Runde. Danach schenkt er mit "Sangria" noch einen entspannten Absacker aus: "We don't stop. We won't stop." Das macht gar nichts.

Trackliste

  1. 1. Raw X Infinity
  2. 2. F.O.H. (For Opionionated Humans)
  3. 3. Livin
  4. 4. XTC Party // House Of Beige
  5. 5. Tyson
  6. 6. Ode To Ignorance
  7. 7. Dope With No Seeds // Re-Lacks
  8. 8. Aviation (Disco Weed)
  9. 9. Thats.That.Shit.
  10. 10. Nigerian Sunrise
  11. 11. Melbourne Sunset
  12. 12. No Enemy
  13. 13. Sangria

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