La Bakken veröffentlicht ein Album voller Tom Waits-Interpretationen. Den kalifornischen Grantler zu covern, ist eine zweischneidige Sache. Die meisten Künstler scheitern an dieser Aufgabe, wie Springsteen an "Jersey Girl" oder Rod Stewart am "Downtown Train". Die norwegische Jazzdiva versucht sich …

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  • Vor 9 Jahren

    Nun im Grunde sagt kommerzieller Erfolg nichts oder wenig über die künstlerische Qualität, da gebe ich dir natürlich Recht. Allerdings sind Amazon oder Itunes nicht "irgendwelche" Download Charts sondern die wichtigsten Vertriebskanäle für Musik in der Neuzeit. Trotzdem denke ich wie die Rezension angelegt worden ist, hat man dem Album etwas unrecht getan und seine eigenen verkrusteten klischeebehafteten Denkweisen hinsichtlich gesellschaftlicher Strukturen (die denen das gefällt ist die High Society die sich zwar mit Waits amüsieren aber ansonsten Cocktail schlürfend im Foyer stehen und wir sind die jenseits des Mainstreams angesiedelten richtig wahrhaftigen Tom Waits Kenner, weil wir in verräucherte Clubs gehen und deswegen quasi von Haus aus einen ganz anderen Zugang haben und eben auch keine Stefan Gwildis CD´s im Regal)

    Nur, so ein Verriss (und nichts anderes war es) ist schnell geschrieben, man hat ein paar Lacher bei den Stammlesern sicher und kann sich mal wieder richtig beömeln.

    Was ich sagen will, dass ich diese ganz Klischees und Glorifizierungen nicht mag. Rebecca ist keine "Charmeuse" oder "La Diva", die denen das gefällt nicht automatisch "Spießer" was immer das heissen mag, und Marianne Faithfull´s Performance mit diesem "Strange Weather" zumindest in dem You Tube Video eher so weit abgehalftert, dass ich denke sie zündet sich nicht die Zigarette an, wegen Schmacht oder weil es zu Szene gehört sondern weil sie dann weniger singen braucht. Da soll es eine Show gegeben wo Waits eine Jahrmarkt Kulisse aufgebaut hat mit Goldregen von der Decke usw. Ich zweifel nicht an, dass das ein großer Künstler ist, aber nur weil einer schräg spielt ist es noch lange keine Kunst. Da ich aus der Fotografie komme erinnert mich das an all die Schwarz / Weiß Art Künstler die gerne ihre Machwerke damit rechtfertigen, dass ihnen andere Masssatäbe wie klassische Bildgestaltung oder Schärfe fehlen. Tom Waits sagt selber, dass er sein Image nur weiter kultiviert hat, weil es dass ist was das Publikum in ihm sehen will. Es wird zum Stellvertreter unserer eigenen Ideologien oder versteckten Wünsche, zum "Idol". Wahrscheinlich sitzt er heute mit seiner Frau auf seiner Farm, züchtet Tomaten und mal Acryl Bilder. Genau wie Joe Cocker. Die Frontsaufnase aus Woodstock. Ich glaube dieses verklärte, diese Sex and Drugs and Rock`n`Roll sind gut für die Inspiration Überlieferung und der gutsituierte, gesund lebende Mensch ist langweilig dem kann ja nichts einfallen bei dem öden Leben ein gigantischer Aberglaube ist. Bei diesem Gregory Porter Konzert oder generell war das Publikum schon eine Art jazzmusikalische "Oberschicht", vom Studienrat über das ältere Künstlerehepaar, aber auch der 20 jährige Musik Student und sogar Kinder. Mir ist auch eine zugeknallte Amy Whinehouse mit richtig Power in der Stimme lieber die trotzig ein " I won´t go to Rehab" raushaut, als eine durchgestylte Beyonce mit Sonnenbank Bräune aber inhaltsleeren Songs. Ich denke so ein Künstler wie Waits, und das haben zahllosen Unfälle oder tragische Drogenkarrieren des Rockbusiness gezeigt, hat einfach auch mal in seiner eigenen Kotze gelegen und das kalte Zittern des Turkey erlebt und fand nicht jeden Moment schön. In vielen hat er Inspirationen gefunden für seine poetischen Texte und grossartigen Melodien. Aber deswegen hat er bei mir keinen Freibrief um unzumutbar zu klingen. Der Anwalt hat es gut formuliert, vieles ist subjektiv und die endgültige Wahrheit und richtige Kritik gibt es nicht. Der eine will sich unterhalten lassen, durch Musik, der andere sucht Dialog oder Herausforderung. Dennoch versuche ich auch an Sachen immer unvoreingenommen ran zu gehen. Sonst müsste ich sagen ein Tom Jones ist was für feuchte Höschen Muttis und eine englischer Schlagerfuzzi den ich mir nie anhören würde. Dann hätte ich aber auch nicht das letzte Album geniessen können. Ein Meisterwerk des R´n B auch in Kollaborationen mit Van Morrisson. Element of Crime fällt mir noch ein, auch herrlich "unmusikalisch" und mit Texten die sich auch eher auf Scheitern und Missgeschicke gründen als auf gepachteten Erfolg und heile Welt. Nur denke ich man verlangt da von der Sängerin zu viel zwischen Inhalt und Darbietung Verbindungen herzustellen oder gar Sprachbilder neu zu zeichnen und mit inhaltliche Klischees neu zu reflektieren. So wie die Frau auf mich wirkt ist sie wahrscheinlich nach einer Waldmeister Bowle schicker und zum abschleppen bereit. Obwohl man kann sich auch täuschen. :-) Eigentlich wenn es danach geht, dürfte sie den Rüpel Tom gar nicht interpretieren, ja noch nicht mal ne Scheibe von ihm auflegen. Dann hätte Michael Jackson aber auch nie "Bad" singen dürfen und Mousse T. dürfte nicht "Sex Mother Fucker" von Prince nachspielen. Obwohl :-)

    Also mich erinnert das an einen Krimi der letzten im Fernsehen ausgestrahlt wurde. "Bretonische Verhältnisse" basierend auf einem Buch. Ja und in Foren mokierten sich viele User, die eben das Buch gelesen hatten, der Film wäre zu gestylt und an vielen Stellen auf gefällig manipuliert. Das Problem tritt aber immer auf. Zahlreiche Künstler haben sich an Tom Waits Material versucht. Joss Stone, Elvis Costello, oder sogar Diane Krall fallen mir aus dem Kopf ein. Obwohl wie die das gemacht haben soll, ist mir schleierhaft. Frau Bakken ist keine Diva und Tom Waits nicht der Vorzeige Looser zu dem man ihn gerne stilisiert. Beides sind Künstler mit ihren ganz unterschiedlichen persönlichen Ausdrucksmitteln. Frau Bakken hat es versucht, die Kritik ist auf anderen Portalen trotz berechtigter Einschränkungen überwiegend positiv und so sollte man auch wohlwollen urteilen und den Künstler der eine Leistung erbracht hat nicht als Projektionsfläche für seine weltanschaulichen Schubladen missbrauchen und das ganze noch mit vollkommen überflüssigen Seitenhieben auf andere Künstler garnieren. Und ob jede sensible oder abgebrühte Künstlerseele das so locker aufnimmt wie der Anwalt das hier unterstellt kann man erst beurteilen wenn man selber mal eine CD oder ein Buch veröffentlich hat und dann in den Medien die ersten Kritiken lesen muss. Wobei wir wieder beim Lieferant der Vorlage sind. Tom Waits. Der scheisst wahrscheinlich darauf was so ein Schreiberling im Web sich zusammen schmiert, was ihn mir wieder sympathisch macht. Man kann noch lange reden welches menschliche Gefühl jetzt Grundthema einer Tom Waits Komposition war und wie er oder seine Nachahmer es interpretieren müssten. Nur bitte die Kirche im Dorf lassen dabei. Die ersten drei Stücke gefallen mir weniger, da schwurbelt sie etwas rum und macht einen auf besoffen. Downtown finde ich in der Live Performance gut, allerdings kann sie da nicht ganz gegen die Big Band ansingen allein von der Lautstärke her. Bad as me nervt. Das klingt nach Brecht und Kurt Weil und würde insgesamt wohl besser von Nina Hagen gemeistert. Christas Card from a Hocker ist gerade akzeptabel. Time scheint dafür wie fast für sie geschrieben. San Diego Serenade ist (unabhängig von der Vorlage) für mich einfach wunderbare Poesie und schön und Yesterday is Here hat sich bei mir als regelrechter Ohrwurm festgesetzt. Unterm Strich als Fazit, ein engagierter Versuch mit Akribie und Perfektion und einem Schuss zu wenig Wagnis und Mut vielleicht ohne die ganz große neue Idee, einigen Schwächen aber eben auch ein paar Highlights die insgesamt animieren sich mit dem Werk weiter zu beschäftigen und es auch einem "etablierten" Publikum anraten Originalfassungen zu würdigen. Und so ist der Spagat zwischen Werktreue und Neu Interpretation vielleicht nicht zu Hundert Prozent gelungen aber man hat zumindest von der anderen Seite her die Hand gereicht und ein Statement abgegeben zum vermeintlichen Gossenkind und Werbung in Sachen Tom Waits gemacht. Gute Werbung wie ich finde. Und dafür müssten wir Schon immer, jetzt wieder oder jetzt erst recht Tom Waits Fans doch eigentlich dankbar sein, oder nicht?

  • Vor 9 Jahren

    "Ich zweifel nicht an, dass das ein großer Künstler ist, aber nur weil einer schräg spielt ist es noch lange keine Kunst."
    Stimmt, das können auch andere. Aber Tom Waits macht das vor allem deshalb, um seinen Liedern eine zusätzliche Ebene einzuräumen. Das, was eine zarte Ballade sein könnte, wird herausgeblafft und wird auf diese Weise mit Spott überzogen. Das, was ein Liebeslied sein könnte, wird lallend vorgetragen und somit unglaubwürdig. Das, was eine Szenenbeschreibung von der Straße ist, wirkt hoffnungsloser, gebrochener, rauher. Insofern ist die Stimme Mittel zum Zweck, nicht die eigentliche Kunst.

    "Nur denke ich man verlangt da von der Sängerin zu viel zwischen Inhalt und Darbietung Verbindungen herzustellen oder gar Sprachbilder neu zu zeichnen und mit inhaltliche Klischees neu zu reflektieren."
    Wer mit Wolfgang Muthspiel einerseits und mit Ludwig Hirsch andererseits zusammengarbeitet hat, verfügt definitiv über so viel Köpfchen und Fingerspitzengefühl, sich mit Texten auseinanderzusetzen und sich über eine Interpretation Gedanken zu machen.

    "Ausdrucksmitteln. Frau Bakken hat es versucht, die Kritik ist auf anderen Portalen trotz berechtigter Einschränkungen überwiegend positiv und so sollte man auch wohlwollen urteilen"
    Hatten wir in Deutschland nicht so etwas Nettes wie Meinungsfreiheit? Warum sollen Rezensenten nicht ihre Meinung schreiben dürfen, selbst wenn sie von der Allgemeinheit nicht geteilt wird?

    "[...] aber man hat zumindest von der anderen Seite her die Hand gereicht und ein Statement abgegeben zum vermeintlichen Gossenkind und Werbung in Sachen Tom Waits gemacht. Gute Werbung wie ich finde. Und dafür müssten wir Schon immer, jetzt wieder oder jetzt erst recht Tom Waits Fans doch eigentlich dankbar sein, oder nicht?"
    Hm. Wenn Du eine Serie von Schwarz/Weiß-Fotografien anfertigst von (halb)nackten Menschen in gestrengen Posen vor alltäglich wirkenden Hintergründen - ist das dann eine gute Werbung in Sachen Helmut Newton, wo Du Dich doch seiner Inhalte und Herangehensweise bedienst?
    Gruß
    Skywise

  • Vor 9 Jahren

    Ich kann nichts dafür, ich hab zwei Ohrwürmer, die mich sogar in den Schlaf verfolgen. Nein eigentlich ist es nur einer. Bestehend aus dem Refrain von "Downtown" mit dem von "Yesterday is here" Wem soll ich jetzt huldigen? Tom Waits als Autor oder Frau Bakken weil sie es mir nahe gebracht hat. Oder soll ich Frau Bakken böse sein, weil sie es (noch) nicht geschafft hat Tom Waits oder dessen Hörerschaft intellektuell herauszufordern, oder das "Spießertum" zur Zügellosigkeit und exzessivem Lebensgenuss zu therapieren der sich vor allem in Alkohol und Drogenkonsum und promiskem Sexualverhalten manifestiert. Es gibt nur Musik. Schablonierte Denkweisen über die unterschiedlichen Kasten der Hörerschaft sind unbedeutend. Es sei denn es wird ein politischer Auftrag verfolgt aber das ist heute weder beim algerischen Rai eines Cheb Khaled, noch bei dem Antiapartheid Township Afro Rock der Nachfahren eines Fels Kuti und schon gar nicht bei den Punk Rockern der britischen Arbeiterklasse der Fall. Das Beispiel aus der Fotografie ist nicht ganz so gut gewählt, da wir in der Kunst der Musikdarbietung weit mehr Inhalte verstauen können, durch die Sprache des musikalischen Ausdrucks, durch Mimik und Körpersprache es Vortrages und letztendlich durch die Texte als solche, die viel mehr Informationen implizieren. In der Fotografie beschränkt man sich vornehmlich auf eine Hommage, man kopiert den Stil von Feininger oder Cartier Bresson. Ahmt Technik und Bildgestaltung nach. Mir fallen keine Sujets ein wo Fotografen gesagt haben ich interpretiere jetzt die Arbeiten von Man Ray oder Leni Riefenstahl komplett neu. Erstens ist das aufgrund der Zeitmotive nicht möglich und zu groß auch das Bestreben in der Fotografie eigenes zu kreieren.

    Hier mal eine ganz interessante Seite wo eins zu eins Gegenüberstellungen mit Cover Versionen zu finden sind. http://www.whosampled.com/Tom-Waits/covere…

    und hier noch was wo diese musikkritisch besprochen werden, wobei ich nicht genau blicke ob Tom Waits der Auto ist oder der Kritiker
    http://www.emptymirrorbooks.com/features/t…

    eine Version von "Yesterday is here"

    https://www.youtube.com/watch?v=9FB3ht7z8W0

  • Vor 9 Jahren

    Das klingt schon sehr nach einem enttäuschten Tom Waits Fan und als ob die Platte, getrennt von den eigenen Erwartung, keine Chance hatte. Ich selbst finde sie auch nicht berauschend, einen Stern empfinde aber als übertrieben hart.

    • Vor 9 Jahren

      die fairnes misst sich ja vor allem am künstlerischen gehalt und ausdruck des originals.
      objektiv hat es "right bullets" auf seinem black rider geschafft, wie jener teufel zu klingen, von dem er handelt. also steht der maßstab im raum: reduziert der nachahmer das bereits gesagte und macht es flacher? oder findet er einen e i g en e n ausdruck, eine e i g e n e handschrift, den inhalt der zeilen zu transportieren? das ist baken null gelungen.
      deshalb ja der hinweis auf faithfull am schluss. auch andere waren super. scralett johanson hätte mir ganz eigenen idee, waits zu bringen auch 4 punkte von mir bekommen.
      nur dieses routiniert-gesichtslose gedudel ist doch.....ne?