laut.de-Kritik

Queen Of The Stone Age: Hier lacht sogar Freddie Mercury.

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So, jetzt sind wir endgültig bei Queen Of The Stone Age: "On Air" bietet den rohesten Sound aus grauester Vorzeit. Man hätte das Album auch einfach "Queen At The BBC" betiteln können: Sechs Sessions zwischen 1973 und 1977, das Gros aufgenommen vor ihrem Durchbruch mit "Bohemian Rhapsody" 1975. Das alles qualitativ natürlich mit modernsten Methoden aufgemotzt, remastered und gepimpt. Queen-Toningenieur Kris Frederiksson restaurierte die Aufnahmen, Grammy-Gewinner Adam Ayan übernahm das Mastering. "On Air" erscheint als Doppel-CD, Dreifach-Vinyl und 6-Disc-Deluxe-Version inklusive Livesendungen und Radiointerviews. Dig it.

Ich persönlich stehe total auf BBC-Sessions, denn ob Bowie oder Specials: Junge Bands konnten sich hier auf Einladung von DJ-Legende John Peel vor einem großen Publikum profilieren und legten sich entsprechend ins Zeug. Für arrivierte Künstler bot die kurze Studio-Session Raum für Improvisationen abseits der bekannten Albumversionen.

Selbst wenn Queen-Fans zumindest zwei dieser Sessions schon als Tonträger "At The Beeb" im Regal stehen haben, liefert "On Air" für die meisten sicher einen Mehrwert. Pech haben eigentlich nur diejenigen, die sich 2011 die frühen Remastered-Queen-Alben mit den Bonus-CDs zulegten, die ebenfalls schon einzelne Songs featureten.

Für den Rest ist hier alles schön kompakt versammelt: Gerade die '73er Versionen knallen fett und unmittelbar rein. Bei Songs wie "Ogre Battle" merkt man erst im direkten Vergleich, wie 'poliert' die Songs schon auf einem frühen Album wie "Queen II" geklungen haben. Das dramatische "Liar" mit den grölenden Roger Taylor und Brian May und besonders der "Mama I'm gonna try behave"-Mittelteil hebt sich auch von der bekannten Version ab.

Dramatische Metal-Ballet-Ouvertüren wie "My Fairy King" sind Ausnahmekompositionen, schlicht und ergreifend weil Freddie Mercury hier vokale Standards setzte, die bis heute einmalig sind. Eher konventionelle Rockstücke wie "Modern Times Rock'n'Roll", die konsequenterweise Taylor einsingen musste, sind zu vernachlässigen, denn er macht im himmlischen "Doin' Alright" alles wieder gut. Die heftigen Breaks zwischen Ballade und Metal weisen dabei schon zielgenau in Richtung "Bohemian Rhapsody" - zwei Jahre zuvor.

"Now I'm Here" und das Thrash-Brett "Stone Cold Crazy" (nein, ist kein Metallica-Original) aus der Oktober-Session 1974 klingen original wie die damaligen Liveversionen, nur eben in Studio-Qualität mit einem jauchzenden Freddie. Das ist schon ganz großes Rock-Theater. Besonders die mir nicht bekannte 1977er Session war für mich bei dieser Veröffentlichung der Eyecatcher. "We Will Rock You" kommt in zwei Versionen, zum einen in der bekannten von "News Of The World", hier mit leichter Variation im Abschlusssolo und dann die "Fast Version", angeblich nur ein einziges Mal im Studio gespielt, nämlich hier am 28. Oktober 1977. Macht natürlich auch mehr Spaß als die bekannte Liveversion aus dem Zugabenblock.

Dass ich sowieso jeden Tonträger kaufen würde, der neue Versionen des unbekanntesten Queen-Superhits "Spread Your Wings" oder Freddies Piano-Jazz-Exkurs "My Melancholy Blues" (hier mit Gitarrenbegleitung Mays) beinhaltet, ist einer der Gründe, die diese Compilation besonders macht. Nicht wegen mir, sondern weil jeder Queen-Fan hier zwei andere Songs aus vorliegenden 20 picken kann. Nicht zu vergessen: "It's Late" zerspringt förmlich vor Kraft, die Band spielt auf den Punkt und Freddie hat sichtlich Spaß dabei, im Mittelteil plötzlich den spacigen Echo-Orgasmus des hier nicht gelisteten 1977er Songs "Get Down Make Love" einzubauen. Ansonsten sind es oft auch Details, die die BBC-Versionen von den Originalen unterscheiden, aber: es sind schöne Details. Oder hat Freddie etwa auf irgendeinem Queen-Albumtrack gelacht? Auf dieser Version von "My Melancholy Blues" schon.

Trackliste

CD1

Session 1: Februar 1973

  1. 1. My Fairy King
  2. 2. Keep Yourself Alive
  3. 3. Doing All Right
  4. 4. Liar

Session 2: Juli 1973

  1. 1. See What A Fool I've Been
  2. 2. Keep Yourself Alive
  3. 3. Liar
  4. 4. Son And Daughter

Session 3: Dezember 1973

  1. 1. Ogre Battle
  2. 2. Modern Times Rock'n'Roll
  3. 3. Great King Rat
  4. 4. Son And Daughter

CD2

Session 4: April 1974

  1. 1. Modern Times Rock'n'Roll
  2. 2. Nevermore
  3. 3. White Queen (As It Began)

Session 5: Oktober 1974

  1. 1. Now I'm Here
  2. 2. Stone Cold Crazy
  3. 3. Flick Of The Wrist
  4. 4. Tenement Funster

Session 6: Oktober 1977

  1. 1. We Will Rock You
  2. 2. We Will Rock You (Fast)
  3. 3. Spread Your Wings
  4. 4. It's Late
  5. 5. My Melancholy Blues

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