laut.de-Kritik

"Banal" wäre ein treffenderer Albumtitel gewesen.

Review von

"Dachten Sie, ich hätte Sie vergessen? Hatten Sie es womöglich gehofft?", fragt Kevin Spacey alias Frank Underwood im Intro stellvertretend für Punch Arogunz, der dieser Tage sein zweites Album "Frontal" veröffentlicht. Mich dunkel erinnernd, dass ich den Vorgänger "Carnivora" so mittelmäßig in Ordnung fand, kann ich das eigentlich nicht bestätigen.

Schon beim ersten Durchgang von "Frontal" fällt jedenfalls unmissverständlich auf, dass der VBT-Auswuchs immer, wirklich ohne Ausnahme, auf das gleiche, sehr simple Schema setzt: Mittelpunkt und Stütze eines jeden Tracks bildet ein mehr schlecht als recht gesungener, möglichst eingängiger Refrain, der sich penetrant im Kopf einnistet und dort gegen den Willen ein mehrstündiges Dasein fristet. Hin und wieder einsetzender Autotune-Singsang erledigt dann den Rest.

Technisch wie textlich bewegt sich der Hohenkirchener im Mittelfeld, krasse Aussetzer sucht man ebenso vergeblich wie kreative oder wortakrobatische Höhenflüge. Zumindest im ersten Teil verlässt sich Punch Arogunz allein auf seine Battle-Qualitäten und verteilt Sticheleien gegen den Rest der Szene. Wer gefühlt die Hälfte seiner Promophase damit verbringt, irgendwelche ironischen Liebes-Videos für Dagi Bee (ja, die schon wieder) zu drehen, sollte die Steinschleuder vielleicht lieber stecken lassen.

"Darwin auf 'ner Scheibe – nur der Stärkste überlebt", heißt es auf "Z.F.V.D.A.". Zu denen gehört der 23-Jährige mit Sicherheit nicht, eine gewisse Live-Qualität kann man seinen Tracks aber nicht absprechen. Allen voran "Blutrausch" baut ordentlich Druck auf und lässt den Aggressionen freien Lauf: "Ich zerreiß' dich, bin im Blutrausch / Ich lass' dich nicht los, nur meine Wut raus / Festbeißen und reißen bis dein Genick bricht / Ich kann nichts dafür, das ist einfach mein Instinkt."

Der Text von "Primitiv Effektiv" macht dem Songtitel zumindest zur Hälfte alle Ehre. Schwer zu sagen, ob die stumpfsinnigen Drohungen oder die unterirdische Hook schlimmer ist. Über Labelboss "Pablo Esco-Saad", der "Frontal" als einziges Feature, nun ja, 'bereichert' wäre das falsche Wort, hat Kollegin Fromm im Grunde bereits alles gesagt. Eine potenzielle Antwort an nörgelnde Kritiker liefern die beiden praktischerweise schon mit: "Es ist schön für dich, dass du so schlau bist / Das rettet dich auch nicht, wenn dich eine Faust trifft."

Der eine oder andere gute Doubletime-Part kann die vorherrschende Themenarmut auch nicht kompensieren. Auf sage und schreibe drei Tracks erzählt Arogunz, leicht abgewandelt natürlich, die Geschichte seines Werdegangs bis zum Signing bei der Halunkenbande. Vielleicht sollte Saad seine Vorliebe für VBT-Rapper noch einmal überdenken. Eventuell abgesehen von Lance Butters scheint keiner von denen wirklich aus dem Quark zu kommen.

Weder der obligatorische und reichlich abgedroschene Exfreundin-Track "Wie Eine Narbe" noch die Spaßnummer "Officer Riley" über einen übereifrigen Kuhkaff-Polizisten entfachen irgendwelche Gefühlsregungen. Einigermaßen authentisch und sogar einen Ticken sympathisch wirkt Punch Arogunz höchstens auf dem finalen Track "Ich Halt Es In Bewegung", den er mit persönlichen Anekdoten spickt. Insgesamt wäre allerdings "Banal" der wesentlich treffendere Albumtitel gewesen.

Trackliste

  1. 1. Willkommen Zurück
  2. 2. Frontal
  3. 3. Z.F.V.D.A.
  4. 4. Blutrausch
  5. 5. Primitiv Effektiv
  6. 6. Kein Platz mehr
  7. 7. Sonnenbrille / Cappuccino
  8. 8. Officer Riley
  9. 9. Weiberheld Aus Versehen
  10. 10. Dumm Sein
  11. 11. Brrr!
  12. 12. Wie Eine Narbe
  13. 13. Frage der Zeit
  14. 14. Meine Ruhe
  15. 15. Ich Halt Es In Bewegung

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