laut.de-Kritik

Das pure Hörvergnügen überdeckt jegliche Fleischeslust.

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Ist das noch lasziv oder schon Verstörung? Vom Cover der ersten Poni Hoax-Platte blickt eine nackte Frau mit Eule auf der Hand. Uhu! Nein, aha! Oha, sobald die ersten Takte durch die Boxen wummern. Das pure Hörvergnügen überdeckt fortan jegliche Fleischeslust.

Freunde von New Wave, Garage, Pop und Electro dürfen am selbstbetitelten Album Gefallen finden. Auch diejenigen, die in der Flut ähnlicher Veröffentlichungen zu ertrinken drohen. Es geht hier nicht um das Zitieren alter Größen (z.B. Joy Division, The Velvet Underground, Sonic Youth), sondern um das konsequente Fortsetzen der musikalischen Vermächtnisse, mit Spannungsgarantie.

Sänger Nicolas Ker verarbeitet in "She's On The Radio" die Liebesqualen eines Bandmitglieds, dessen Ex-Freundin stimmlich aus dem Äther dudelte. "Here she comes now, On the radio". Bis zum Abwinken. Derlei Schmerzen passen hervorragend zum durchweg düsteren Sound der Musiker. In "Budapest" besingt Gastsängerin Olga Kouklaki die Begleiterscheinungen der ungarischen Hauptstadt mit Geigen-Verstärkung. Das beschauliche Lied verwandelt sich gegen Ende in einen fiesen vereinnahmenden elektronischen Bastard. Die Länge von fünfeinhalb Minuten verstärkt die massive Wirkung.

Zur Erholung dreht die Richtung um 180 Grad, und Ker macht in "Carrie Ann" auf Nick Cave. Eine beachtliche Hochform erreicht die Band, sobald sie ihren Liedern Zeit gibt. Wie etwa beim "Chearleader In My Dreams" (7:37 Minuten) oder dem achteinhalbminütigen "She Sells Anger", das ohne einen Hänger auf die Tanzfläche zerrt oder zumindest zum Kopfbewegen anregt. Die Musik besticht auch mit ihrer professionellen Produktion. Joakim Bouaziz leistet bei jedem der zehn Songs sehr gute Arbeit. Das Tigersushi-Label beweist mit der Wahl der Franzosen Geschmack.

Trackliste

  1. 1. She's On The Radio
  2. 2. Budapest (Feat. Olga Kouklaki)
  3. 3. Carrie Ann
  4. 4. Involutive Star
  5. 5. Cheerleader In My Dreams
  6. 6. Drunk And Painters On Parade
  7. 7. I Shall Take It Anyway
  8. 8. L.A. Murder Hotel
  9. 9. She Sells Anger
  10. 10. Le Fil Du Temps (Feat. Ami Sioux)

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