laut.de-Kritik

Was zum Teufel ist der Grund für dieses Album?

Review von

Mann, Pharrell, wir lieben dich doch. Wir lieben dein Zungenschnalzen, dein Händeklatschen. Wir werfen uns in den Staub vor deinen Synthies und deinen Gitarren-Riffs. Wir lieben deine Booms und deine Tschacks. Alle Welt verehrt dich, weil du der am besten angezogene Nerd in Camouflage-Short, Sneakers und Truckercap bist. Wir küssen dich für deine Tempi-Wechsel und Stil-Vielfalt. Außerdem stehen wir auf dein Falsett. Hölle, wir lieben dein Falsett. Aber was zum Teufel ist der Grund für dieses Album?

Vor acht Monaten, als die erste Single "Can I Have It Like That" erschien, hätte Pharrell sein Solo-Debüt in der Schublade verschwinden lassen sollen. Das mehrmalige Verschieben des Release-Termins zeigte, dass Mister Williams und sein Label dem Braten selber nicht trauten. Zu Recht.

Denn "In My Mind" ist nicht viel mehr als B-Ware aus dem Neptunes-Katalog, der in den letzten Jahren die Charts und die Herzen der Heads im Sturm eroberte und Pharrell als Stil-Ikone, Aushänge-Nerd und coolste Sau der Welt etablierte. Daran ändert wohl auch dieses zweitklassige Album nichts, dazu sitzt Pharrell zu fest im Sattel der Musikszene des neuen Jahrtausends.

Einen Volltreffer landet lediglich die ersten Single mit Gwen Stefani. Die dunkle Synthie-Line von "Can I Have It Like That" heftet sich bedrohlich an die Fersen des Hörers, um ihn dann mit sympathischen Fanfaren freundlich auf die Schulter zu klopfen. Ohne Frage eine große Single, die jedoch vom Beat lebt und nicht von Pharrells neu entdeckter Rap-Passion. Denn Mister Williams glänzt als Rapper genauso wenig wie als Sänger. Während sich sein Gesang in der Vergangenheit gleichberechtigt in seine Produktionen einordnete, rückt Pharrells Stimme zwangsläufig auf seinem Debüt in den Vordergrund und damit in den Fokus der Kritik. Die Raps klingen flapsig, da fehlen die Ideen. Dem Gesang fehlt es an Abwechslung und Sicherheit.

Pharrells Vision, seinen beiden Leidenschaften Rap und R'n'B zu gleichen Teilen zu frönen, beanstandet niemand. Die Neptunes tanzten schon immer auf beiden Hochzeiten. Sieben R'n'B-Tracks, sieben Rap-Stücke - so weit, so gut. Das Ergebnis ist das Problem. "Raspy S**t"s schrägem Gitarren-Loop in Endlosschleife etwa fehlt es an einem Gegengewicht, das Pharrells Reime nicht liefern. Der klassische Neptunes-Beat zu "Best Friend" hätte mit Rappern vom Schlage eines T.I., The Clipse oder Skillz durchaus Single-Qualität. Mit Lil Skateboard P, dem tiefstapelnden Rap-Alter Ego Pharrells, klickt es lediglich beim Instrumental.

Ja, die folgenden R'n'B-Stücke spielen in der darbenden Black Music-Liga vorne mit. Ich hätte mir das selber nicht träumen lassen, aber vorgetragen von Justin Timberlake wären sie mir lieber. Ich stelle mir das so vor. Pharrell läutet bei Justin durch: "Hallöchen Justin. Ich wollte nur fragen, ob du 'Baby', 'Take It Off', 'Angel' und 'Our Father' für dein Album willst." Justin: "Och nö du. Timbo hat mir da ein paar Bretter geschnitzt. 'Our Father' war mir sowieso zu religiös. Du kannst die Tracks ruhig selber verwursten! Sorry, ich muss los. Treff mich gleich noch mit Nelly und Cameron. Bussi."

Natürlich sollte "In My Mind", selbsterklärend, allein die Person Pharrell Williams beleuchten. Herausgekommen ist jedoch lediglich der Beweis, dass Williams am besten im Team mit Neptunes-Buddy Chad Hugo funktioniert. Das Ende der Chartsherrschaft der beiden sehne ich mir beim besten Willen nicht herbei. Pharrells Solo-Ambitionen sind nach "In My Mind" aber hoffentlich vorerst gestillt.

Trackliste

  1. 1. Can I Have It Like That
  2. 2. How Does It Feel?
  3. 3. Raspy
  4. 4. Best Friend
  5. 5. You Can Do It Too
  6. 6. Keep It Playa
  7. 7. That Girl
  8. 8. Angel
  9. 9. I Really Like You
  10. 10. Take It Off (dim The Lights)
  11. 11. Stay With Me
  12. 12. Baby
  13. 13. Our Father
  14. 14. Number One
  15. 15. Show You How To Hustle

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25 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Daddy Yankee hatte mit Gasolina einen Achtungserfolg, sehr cooler Reggaeton-Track, Himsen!
    Timbaland, wie mir gerade auffällt, ist auch wieder ganz dick im Geschäft! :uiui: Das Furtado-Album, mit Pharrell am Werkeln, nicht schlecht, nicht schlecht.
    Was das N.E.R.D.-Album angeht, so muss ich sagen, dass ich mir da auch mehr von versprochen habe, dennoch ein schönes, kraftvolles Album mit unglaublich viel Funk, yes! Dieser Tage dudelt bei mir eh Gnarls, da kann das jetzt auch einpacken.

    Also dringende Kaufempfehlung von deiner Seite aus? :smoke:

  • Vor 17 Jahren

    Ich wollte ja eigentlich bis zur VÖ warten,aber dieser Thread ist es Schuld,dass ich nicht warten konnte:saint:

    Diese Album ist einfach nur hinreißend.
    Ich höre Nerd,den Synthie-Neptuner,den Rapper Skataboard P und gaaaanz viel Hang zur Vielschichtigkeit.Jeder Beat ist so originell und meistens variierend(Tempowechsel,Breaks,Scratches,Gesang,Rap...hin und zurück:)).Er ist auf dem Solodebüt noch "instrumentaler"(dieses tolle Piano überall) und melodischer.
    Paar Songs muss auch ich hervorheben:

    Mamacita feat.Daddy Yankee
    Für mich DAS Highlight des Albums.Diese Breaks,der Beat.Und der Piano Loop.My goodness,da hab ich wohl meinen persönlichen Sommerhit gefunden.
    "I think you wanna...break it down ,break it down...she wants Reggeaton,Reggeaton":phones:Wow.

    Angel
    Sein hoher Soul-Gesang auf diesem Beat,der mich an den "Frontin"-Beat erinnert,kommt zu lässig.Tolle Liebeshymne.:smoke:

    Mr.Me Too
    Der Beat hat eine hypnotisierende Wirkung.Die ironischen Lyrics und der kurze Rappart von einem der beiden Clipse bilden die Krönung.

    Wheres Yours At feat.Rohff
    Daaaaaaance:phones:Rohffs Rappart auf diesem Beat ist sooo gut.

    Und das allerbeste ist,dass noch weitere 2-3 Songs aufs Album kommen werden.Es soll endlich erscheinen!Aber 5/5 hat es jetzt schon:)

    und zu Fly or Die kurz:
    Him,du warst enttäuscht?!Fly or Die ist mein wichtigstes Album für den Frühling/Sommer.Maybe,Trasherm,Jump,Backseat Love...funky Übersongs schlechthin für mich:).

  • Vor 17 Jahren

    ist das n best of o.ä. oder hab ich eventuell eine falsche tracklist? ist da echt steal away mit mary j. blige drauf? und it's obvious mit jay-z? (beides recht alt.) wenn ja, wird letzterer etwa nun von pharrell gesungen? :eek:

  • Vor 16 Jahren

    ja man endlich menschen die denken wie ich!hehehe...ach was was solls.ist echt n hamma labum ich habs auch schon seid dem es draussen ist so gut wie durchgehen in meiner jukebox!großartig u can do it too zb...hammaich hätte ihm gar nicht zugetraut das man sich sein gerappe so reinhauen kann aber derkerl hat auf jeden fall flo und n recht ordentliche technik!
    mehr davon um es wie nosliw zu sagen!!!
    c cya

  • Vor 16 Jahren

    die rezi is schwachsinn... aber von pharrell bin ich höhere qualität gewohnt... 3/5

  • Vor 15 Jahren

    Seh ich so darum wie mein vorredner, er hat schon deutlich bessere beats/melodien gebracht aber dennoch, gerade wer schon SOVIEL kranke scheiße rausgebracht hat und parallel zum Soloalbum rausbringt ist ziemlich zu bewundern wenn er dann doch ein mehr als akzeptables Album rausbringt, auch wenn die überflüssigkeit sicher irgendwo in Frage zu stellen ist.

    Aber immerhin kann man immer unbeschwert zugreifen wenn Pharrell auf der Verpackung steht.

    +- 3/5