19. Juni 2008

Memo an Mutti: Nicht sauer sein!

Interview geführt von

Wenn unser M. Edele andere Metaller trifft, gehört eine Salve flotter Beleidigungen zum guten Ton. Nach der Aufwärmphase geben sich die Herren aber tolerant und verspotten nicht mal das "Poprock"-Projekt des neuen Perzonal War-Tieftöners Björn Kluth.Festivals sind eigentlich immer eine gute Gelegenheit, sich mal den ein oder anderen Musiker zu krallen, ihm das Aufnahmegerät unter den Zinken zu halten und ein paar Information zu anstehenden Alben, Handgreiflichkeiten, Schwangerschaften oder Weltherrschaft abzuringen. Perzonal War-Drummer Martin Buchwalter und Björn Kluth haben wir bei sonnigsten Wetter auf dem Rock Hard Festival in die Ecke getrieben und mit Bier gefügig gemacht.

Viel Sinnvolles kam dabei aber auch nicht rum. Mit Abandoned schenken sich Martin und Björn eigentlich fast nichts, und auch nach dem zweiten Bier hab ich immer noch nichts Verwertbares auf dem MP3-Player. Zeit, mal etwas härtere Töne anzuschlagen.

Wat is denn, kömma jetzt?

Martin: Ach so, ja. Björn komm mal rüber und erzähl was.

Björn: Was soll ich denn erzählen? Ah, wir machen Interview? Geilomat, hallo, ich bin Friedrich der Große und lege dieses Aufnahmegerät hier auf meinen Penis.

Das trägt bestimmt enorm zur Tonqualität bei. Das Teil kann ich nachher direkt mal in Sagrotan einlegen.

B: Wieso? Wer seid ihr überhaupt. Ich bin der Björn.

Na und? Warum legst du meinen MP3-Player auf deine Nudel und laberst hier die ganze Zeit ins Interview rein?

B: Aber ich bin doch der neue Basser von Personal Krieg!

Das kann ja erst mal jeder behaupten …

B: Dat is aber wahr, und wer bist du jetzt?

Ich bin Eddy von laut.de. Und der darf wirklich bei euch jetzt Bass spielen, Martin?

M: Ja, darf er. Den kennen wir auch schon ne ganze Weile.

Bekommst du denn auch die Gesichter hin, die der alte Bassist auf der Bühne gezogen hat?

B: Bessere, naja, sagen wir andere. Ich lass einfach die Hosen runter, hahaha. Ich bin da so der Martin-Faktor, deswegen verstehen wir beide uns auch so gut.

Deswegen duscht ihr auch so gern zusammen, ja?

B: Ja wat denkst du denn. Dat is ja auch kein Problem, ineinander gesteckt spielen wir einfach am besten!

Da bekommt der Ausdruck unplugged ne ganz neue Bedeutung …

M: Wann wolltest du das Interview noch mal abbrechen?

Jetzt wär ein guter Zeitpunkt, aber ich versenk das Ding nachher glaub ich einfach im Rhein-Herne-Kanal. Ne, mal im Ernst, warum ist der dabei? Und jetzt nicht nur, weil er eben er ist, sondern warum war ein Wechsel am Bass überhaupt nötig?

M: Naja, der Sven war eigentlich schon seit einiger Zeit ausgestiegen, und Björn hat sogar schon die Tour mit Destruction mitgespielt. Auch auf der neuen Scheibe ist er bereits zu hören, da Sven aus beruflichen Gründen nicht mehr bei uns weiter spielen konnte. Seitdem war eigentlich schon klar, dass Björn einfach gut zu uns passt und auch die spielerischen Fähigkeiten mitbringt. Seitdem läufts fast besser als zuvor, weil es bei uns sehr wichtig ist, dass wir innerhalb der Band eine echte Einheit sind und uns super verstehen. Wir sind nicht nur vier Typen, die zusammen Musik machen, sondern vier echte Kumpels. Es bringt uns nichts, wenn die Band aus zwei Leuten besteht, die die Musik machen und zwei anderen, die eben dabei sind. Björn ist ein super Bassist, menschlich klappt das perfekt. Wir können auch längere Zeit zusammen abhängen, ohne uns dabei auf den Sack zu gehen. Das ist schon wichtig, vor allem bei einer Band in unserem Status.

Du meinst so lange ihr euch noch keine separaten Tourbusse leisten könnt.

B: Genau, aber das ist doch eh alles Kinderfasching. Martin und ich, wir werden uns immer einen Bus teilen, und das ist dann der Bierbus! Sach ma, wat hast du da auf deinem T-Shirt stehen?

Fuck me back to life. Das macht dich rattig, was?

B: Aber voll! Ich komme aus Köln, da is jeder ein bisschen schwul, hahaha.

Ich hab das selbe Shirt noch, bei dem das groß auf dem Rücken steht. Damit könnte man in Köln sehr gefährlich leben. Da ist man dann schnell mal den Köln-Marathon gelaufen.

M: Ja und zigtausend Leute mit dem Rohr hinter dir. Das treibt an, juhuuuuu.

Memo an mich selbst: Drummer hat Timingprobleme.

Björn, du hast tatsächlich schon auf der "Bloodline" mitgespielt?

B: Jaja, ich arbeite mit dem Metti zusammen, und der hat mir mal alle CDs von Perzonal War gegeben, und ich fand die supergeil. Ich hab ihm dann gesagt, falls sie irgendwann mal einen Bassisten brauchen, wäre ich auf jeden Fall dabei. Zwei Wochen später kam er dann schon an und meinte, dass Sven auf der Destruction/Candlemass-Tour nicht dabei sein könnte.

Wir haben zweimal geprobt, ich bin dann mitgefahren und die zweieinhalb Wochen waren einfach nur geil! Metti und ich haben uns jeden Abend den Battle gegeben, wer es länger aushält, bis er einschläft oder kotzt, und es war einfach cool. Seitdem habe ich immer mal wieder ausgeholfen, wenn der Sven nicht konnte und es hat sich dann bald abgezeichnet, dass ich wohl fest einsteigen werden, weil Sven einfach beruflich nicht mehr die Zeit hat. Ich habe zwar noch ne andere Band, die mir auch sehr wichtig ist, aber so lange das alles unter einen Hut passt, ist das doch super.

M: Das ist einfach das Geile daran, dass du zwar einen normalen Job hast, aber trotzdem noch in einer Band spielen kannst, die auf einem gewissen Level agiert, und du das auch noch mit Leuten machen kannst, mit denen du dich einfach nur super verstehst. Das ist verdammt viel wert.

B: Auf jeden Fall. Mir ist es einfach auch verdammt wichtig, dass ich mit Leuten im Proberaum stehe, mit denen ich mich auch gut verstehe, und dass ich nicht nur da bin, weil ich denke, dass man mit der Band oder der Musik was erreichen kann. Das ist dann ein toller Bonus, aber in erster Linie muss mir die Sache Spaß machen und das ist bei Perzonal War einfach der Fall.

Ich sing mit Metti inzwischen die ganzen Backing Vocals und das macht auch jede Menge Laune. Und wenn ich dann zum Martin rüber schau, muss man eh die ganze Zeit nur grinsen, weil der so viel Scheiß baut, dass er immer auch mal wieder das Spielen vergisst. Aber ganz im Vertrauen, (beugt sich über das Aufnahmegerät) das sind alles Timingprobleme (lacht). Memo an mich selbst: Drummer hat Timingprobleme!

M: Wat? Ich weiß gar nicht, was der da erzählt …. Aber egal, manche haben ja befürchtet, dass Perzonal War inzwischen so ein Zwei-Mann-Ding geworden wäre, eben weil Metti und ich die Band gestartet haben und die einzigen festen Mitglieder sind. Aber wir haben zwölf Jahre lang eine funktionieren Band gehabt, und das wollen wir auch nicht ändern.

Es gibt genügend Bands, bei denen es eigentlich nur um die Kohle geht. Schau dir Megadeth an. Dave Mustaine ist ein großartiger Musiker, keine Frage, aber der holt sich seine Leute eben zusammen, wie er sie braucht und geht mit denen auf Tour. Dicke Freundschaften wird es da eher nicht geben. So was wollen wir nicht machen.

B: Eben, es geht ja nicht nur um die Musik. Es geht auch darum, sich mal gepflegt zusammen ins Koma zu schießen, hahaha.

Und da wird konstant dran gearbeitet. Wo spielst du eigentlich sonst noch?

B: Meine andere Band heißt News At Six, das ist eher so die Poprock-Schiene. Ich habe zwar eigentlich mit Megadeth und Metallica angefangen, bin dann aber recht schnell zu eher poppigen Sachen gewechselt.

M: Bis wir ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben.

Ok, und warum hast du Charlton Heston auf deinen Unterarm tätowiert?

B: Das ist nicht Charlton Heston, das ist mein Opa, als er 25 Jahre alt war. Also so alt, wie ich jetzt.

Verstehe, und du dachtest, da wenigstens einer in der Familie in dem Alter gut aussah, musst du dir den auf den Arm stechen lassen.

B: Genau, ne meinen Opa habe ich auf meinem Arm, weil er für mich so was wie eine Vaterfigur war oder immer noch ist. Ich bin ohne Vater aufgewachsen, mein Opa hat diese Rolle immer für mich eingenommen. Der ist für mich der großartigste Mensch überhaupt, den mag ich fast noch mehr als meine Mutti und deswegen habe ich mir ein Bild von ihm auf den Unterarm stechen lassen.

M: Lass das mal nicht Mutti hören!

B: Der hab ich das schon mal gesagt und die war dann echt sauer, hahaha. (Beugt sich wieder vor) Memo an Mutti: Nicht böse sein! Aber zurück zu News At Six. Das sind einfach alles richtig geile Musiker, und bis ich da eingestiegen bin, hatte ich noch nie mit so guten Musikern gespielt. Das ist natürlich was ganz anderes als in einer Metalband, macht aber genau so viel Spaß. Ich lasse mich da von irgendwelchen Stilrichtungen nicht festlegen. Wenn mir irgendwas gefällt, dann bin ich da auch dabei.

Du bist also so die typische Bassnutte.

B: Ja aber voll! Wenn was geil ist und Laune macht, bin ich dabei.

M: Ich find das auch vollkommen in Ordnung. Ich habe kein Problem mit, jemanden in der Band zu haben, der die Eier hat, auch in einer komplett anderen Ecke Musik zu machen und dazu zu stehen. Vor allem finde ich es klasse, einen echten Bassisten zu haben und nicht einen Gitarristen, der mit zwei Saiten weniger spielen muss, weil schon zwei Gitarristen in den Band sind. Ein guter Bassist ist für die Rhythmik einfach verdammt wichtig.

Klar, du spielst die Akkorde der Gitarre, aber mit der Rhythmik der Drums und musst das Ganze verbinden.

B: (zu Martin) Hey, gut der Mann, den mag ich! Spielst du auch Bass?

Jüp. Mein Lieblingsspruch ist: Einen guten Bassisten hört man nur dann, wenn er nicht spielt.

M: Ja, das stimmt aber auch. Viele Bassisten sind gescheiterte Gitarristen, und das hört man vielen leider auch an. Bass ist für mich ein tragendes Element, gerade auch im Heavy Metal, und Björn ist einfach ein waschechter Bassist. Dass er dann auch noch so ein cooler Typ ist kommt natürlich als Bonus noch dazu.

Memo für Eddy und Björn: Der Basser hat nix zu melden.

Was ist eigentlich mit deinen anderen Betätigungsfeldern, Martin? Squealer?

M: Ja, Squealer gibts noch.

Ach ne.

B: Memo an Eddy: Squealer gibts noch, hahaha.

Memo an Eddy: Versenk das Scheißding! Fresse jetzt! Und wie gehts bei Squealer weiter?

M: Wir haben ne neue Platte fertig und auch einen neuen Sänger mit an Bord. Gus und somit das Squealer A.D. ist leider gestorben. Aber ich bin ja nur Drummer, hahaha. Die Platte soll eigentlich Mitte August erscheinen, wurde jetzt auf September verschoben. Das ist mit Gus leider ein wenig blöd gelaufen, denn ich denke, dass wir die Band mit ihm noch mal ein ganzes Stück hätten nach vorne bringen können. Aber da kann dir demnächst bestimmt jemand anderes mal mehr zu erzählen.

Ok, dann mal zurück zu euch. Ihr habt ein neues Album fertig und die ersten Durchläufe waren doch ein gutes Stück thrashlastiger, als das Letzte.

M: Findeste? Ja, du hast schon recht, wenn man sich das Album mit ein wenig Abstand anhört, dann geht das schon wieder ein wenig zurück zu den alten Sachen. Allerdings nur was die Musik angeht, denn der Gesang von Metti ist variabler denn je. Es ist wirklich der Hammer, wie unterschiedlich der Kerl seine Stimme inzwischen einsetzt. Vor allem hat er echte Gesangsmelodien dabei und schreibt nicht nur in der Gegend rum.

Wir haben auch versucht, die Trademarks von uns beizubehalten, aber in Sachen Gesang und Melodien ein paar neue Dinge zu versuchen. Aber wir wollen ja auch nicht immer wieder das gleiche Album veröffentlichen, sondern legen großen Wert darauf, dass man auf jeder Scheibe die Entwicklung der Band merkt, aber eben noch nachvollziehen kann. Auf "When Times Turn Red" wollten wir einen gewissen Livesound haben, weil die Songs einfach die entsprechende Härte gebraucht haben. Bei der neuen Scheibe haben wir die Prioritäten anders gesetzt. Man hat mehr Platz für härtere Sachen, aber auch für epische Songs.

B: Der Gesang entschärft auch hier und da die Härte. Wenn Metti die ganze Zeit nur brüllen würde, dann wär das zwar ein brettharter Sound, wäre aber auch schnell langweilig. Durch den variablen Gesang bekommen manche Songs aber ein ganz neues Gesicht. Manche Leute tun sich vielleicht schwer damit, aber wir wollten einfach diese Mischung haben. Allen kann man es ja eh nie recht machen.

Lag das auch an den beiden Neuen, dass ihr wieder etwas härter zur Sache gegangen seid?

M: Nö, der Daniel Düring war beim Schreiben ja noch gar nicht dabei, und prinzipiell sind das schon der Metti und ich, die die Grundlagen zu den meisten Songs geben.

B: Ja, wir werden immer nur vor vollendete Tatsachen gestellt. Sauerei! Memo für Eddy und Björn: der Basser hat nix zu melden.

M: Ja, das ist halt so. Aber wir achten schon drauf, dass wirklich alle bei uns mit dem Material zufrieden sind. Wenn irgendjemandem was nicht passt, dann arbeiten wir daran auch weiter oder kicken es eben komplett in die Tonne.

B: Das war auch was, was mich gleich sehr beeindruckt hat. Als ich die Scheibe mit den Jungs aufgenommen hab, war das ja noch nicht so ganz klar, ob ich jetzt fest dabei bin oder nicht. Ich wurde aber von Anfang an bei allen Sachen gefragt, wie ich das denn jetzt finde, ob man da was verändern oder bessern könnte und lauter so Sachen. Das war schon klasse. Ich wurde nicht einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, was ja durchaus auch ok gewesen wäre, sondern absolut mit einbezogen.

Bist du denn auch jemand, der mal mit eigenen Songs ankommt?

B: Bisher noch nicht, aber ich bin ja auch noch nicht so lange dabei. Ich hab schon ein paar Ideen in der Schublade, aber das ist fürs nächste Album. Man muss ja immer auch sehen, ob das stilistisch überhaupt passt. Meine Sachen sind ja lang nicht so komplex wie die vom Metti, aber das kann durchaus mit einander harmonieren. Wir werden sehen, was sich in Zukunft entwickelt, aber es ist natürlich hilfreich zu wissen, dass man vier Leute hat, die was arbeiten können und wo was kommt.

Ist in Sachen Tour eigentlich schon was geplant?

M: Bisher nicht wirklich. Wir hatten das Angebot mit Grave Digger was im Januar/Februar zu machen, das ist aber noch nicht fest. Ne eigene Tour ist immer schwer, aber wir werden sehen, was sich da machen lässt. Aber wir sind natürlich heiß drauf, denn letztendlich geht es doch darum, live zu spielen. Man macht doch nur Platten, um dann endlich wieder live spielen zu können. Ich verstehe die Bands nicht, die nicht auf Tour gehen wollen. Das ist doch eigentlich das Einzige, was dabei überhaupt rockt. Bislang stehen ein paar Gigs wie das Queens Of Metal, aber wir sind für alles offen und hoffen, dass da vielleicht kurzfristig noch ein paar Sachen reinkommen.

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