laut.de-Kritik

Unwiderstehlicher Indiepop des Aachener Beat-Manifestos.

Review von

"Brother.Sister.Bores!" trägt den Untertitel "A Beat Manifesto", und nach diesem Untertitel gefragt, antworten Pale in der Promobeilage: "Damit ist gemeint, dass wir es ernst meinen." Recht so! Wann, wenn nicht jetzt sollten Pale durchstarten und abheben? Als Neuverpflichtung bei Grand Hotel Van Cleef gesignt sorgen die Aachener nicht nur beim Hamburger Label für frischen Wind, auch der Rest der Republik soll von dieser heiligen Allianz profitieren.

Die Hoteliers aus der Elbstadt werden seit jeher assoziiert mit ganz großen Gefühlen, und da finden sich Pale in guter Gesellschaft. Ihr aktuelles Album jedenfalls bedeutet einen großen Schritt für Fans und Band. Gemeinsam zelebrieren sie den großen Pop. Mit Streichern, Background-Gesang, Klavier und beatlesken Melodien.

Dabei beginnt es fast unheilvoll, in weiter Entfernung rollen Sticks auf Trommeln heran, zumindest scheint es so. Can you hear the drums, Fernando? Ein Piano gesellt sich äußerst zurückhaltend dazu, und als Sänger Holger mit seiner wunderbar salbungsvollen Stimme loslegt, weiß der Hörer: hier bin ich richtig. Scheiß doch drauf, wenn Leute sagen, ein Album muss mit einem Kracher beginnen, es geht auch ohne große Posen und fette Gitarren. Schon im Refrain klingen die Beatles an, in "Golden Slumbers" grüßt die Hookline.

Doch kaum dockt man mit seinen Gefühlen bei Pale an, funkt ein elektroides Geplänkel dazwischen, und die Fünf beginnen zu rocken. "You wanna be so good and you shine like a city of light, no matter what for", man kann sich schon begeistern für Pale. Sie halten ihre zehn Songs wie zwei ausgestreckte Hände in Richtung Hörer, wer kann einer solchen Geste widerstehen? Die Melodien nehmen das offene Gehör gefangen.

Manchmal etwas schwerfällig, aber immer schön tanzbar grooven sich Pale durch "Brother.Sister.Bores!", scheuen nicht die große Instrumentierung, wie es sich eben gehört, wenn Pop zelebriert werden soll. Bläser bei "A Clash At The Nightclub", ein schnarrender Bass bei "Keep On. Bad Bird" und Backgroundgesang und Akustikgitarre bei "Sister. You Are About To Break Out". Softer und schmeichelnder klingt Indiepop nicht.

Und dann diese unwiderstehliche Single "I Am Sorry (You Are Not)", als Diamant thront sie in der Mitte der Platte, ein echter Höhepunkt. Danach erscheint "Gal. Why Don't You Adore Me?" wie eine Reprise des Openers, aber nur kurz. Mitunter erinnert Pale hier an Coldplay, den großen Vergleich müssen sie nicht scheuen. "Brother.Sister.Bores!" ist ein überdurchschnittlich gutes Indiepopalbum, das nicht nur dem Grand-Hotel-Personal das Tanzen beibringen dürfte.

Trackliste

  1. 1. Take Me Out, Bouncers!
  2. 2. You Wanna Be So Good
  3. 3. A Clash At The Nightclub
  4. 4. Keep On. Bad Bird
  5. 5. Sister. You Are About To Break Out
  6. 6. I Am Sorry (You Are Not)
  7. 7. Gal. Why Don'T You Adore Me?
  8. 8. I Am A Ghost
  9. 9. What Has Happened?
  10. 10. (Look, They Call You) Believer

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LAUT.DE-PORTRÄT Pale

1994 haben Pale ihre erste EP fertig. Doch wie kommt man als junge, neue Band an ein Label? Genau: wenn man nicht das Glück eines Gustav Gans hat gar …

13 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    VÖ: 01.09
    Internet: http://www.paleband.de

    Ein neues Signing im Grand Hotel, das hört sich schon mal vielversprechend an und das ist es auch. Pale kommen aus Aachen und haben den Weg zum Hamburger Label gefunden, um dort ihr neues Album zu veröffentlichen.
    Sehr zur Freude von Thees Uhlmann, der sich freut „die wohl hittigste Platte seit Labelgründung zu präsentieren“. Und Recht hat er, denn Pale haben auf ihrer neuen Platte „Brother, Sister, Bores!“ (Grand Hotel van Cleef / Indigo / 01.09.06) so eingängige und schöne Songs, dass man es einfach lieben muss.
    Trotzdem wirken Pale nicht weichgespült, sondern frisch und haben dabei den besonderen Beat gefunden, der sie unverwechselbar macht – nicht umsonst trägt das Album den Beinamen „A Beat Manifesto“.
    Diese Platte ist Pales Manifest und mit diesem kann man sich nun wirklich sehr gut anfreunden.

    Und mal ein paar Pressestimmen dazu:
    Zitat (« Nur von dezenten Klaviertasten und Holger Kochs' Stimme getragen schwebt "Take me out, Bouncers!" durch Ohrmuschel und Trommelfell. Diese Sanftheit, auf dem letzten Album nur hier und da mal angedeutet, bereitet schon mal den Teppich für insgesamt zehn mal Pale anno 2006 - Eine vertraute Band, der man ein solches Album trotz, oder gerade wegen der Stilvielfalt des Vorgängers in dieser Form eher nicht zugetraut hätte. Doch die seltsam anmutende Beschaffenheit von "Brother.Sister.Bores!" erschließt sich erst viel, viel später. Zunächst sorgt "You wanna be so good" für gehörig Verwirrung im Köpfchen. Denn bevor man lange darüber nachdenken kann, treibt der Song mit ordentlichem Beat, unverschämtem Grinsen und unschlagbarem Refrain unmissverständlich Richtung Tanzfläche. Zurecht erste Single und mitunter die schmissigste Portion Hit, die Pale je kreiert haben. Auch "A clash at the nightclub" und "Keep on bad bird" animieren zum gesunden Gliedmaßen- Schwingen und bewegen sich dabei durchaus auf internationalem Parkett. Letzterer rockt dabei derart getarnt, dass man zunächst überhaupt nicht bemerkt, wie schweißtreibend Popmusik aus Westdeutschland sein kann.

    (Quelle: popcultures) »):

    Zitat (« Vielleicht das Album, das die Band schon immer machen wollte. Wie der Emo-Stempel in die Welt von Pale kam, ist nicht mehr überliefert, aber spätestens seit “How To Survive Chance”, als das Piano Einzug hielt, war ganz klar, wohin es gehen sollte. Den großen Popsong haben sie jetzt tatsächlich gemacht, und das gleich elfmal. Der erste Track “Take Me Out, Bouncers!”, als feinfühlige Piano-Fingerübung, lässt noch kurz Atem holen, bevor man loshüpfen und mitsingen muss. Aus demselben Grund, warum auch klebrige 80er-Hits einen immer noch mitreißen können: der Kern ein clever arrangierter Chorus, von einem perfekt aufgebauten Songkonstrukt umrahmt.

    So geht Pale extrem gut ins Ohr, detailversessen und flächig aufgebaut, um Tasten und schlanke Gitarrenwände gruppiert, ohne auch nur kurzzeitig den Spannungsbogen aus der Hand zu geben. Und trotz des großen Pop-Appeals verwenden sie immer noch keinen Weichspüler. Wer die ersten drei Platten mochte, wird gewusst haben, dass es so kommen würde. Die fünf Herren aus Aachen haben ihren Sound dem Song untergeordnet und wirken herrlich befreit. Ob es nach vorne geht, im Mid-Tempo große Gefühle vermittelt werden oder die Gesangsmelodie eine Wende nimmt, bei der man außer “Wow!” nicht mehr viel äußern kann: Diese Platte ist nicht eingängiger als das letzte Werk, sondern einfach ein besseres Abbild dessen, was Pale vielleicht schon immer waren: eine Band mit Gespür für die große Catchiness.

    (Quelle: intro.de (http://www.intro.de/platten/kritiken/23037…)) »):

    Zitat (« Als Hörer einen eingängigen Ohrwurm wieder loszuwerden ist nicht immer ganz leicht. Als Musiker erst mal einen zu schreiben ist aber noch viel schwieriger. Manchmal gelingt es aber einfach, wie das neue Pale-Album zeigt. “Im Grunde haben wir gar nicht so sehr auf eine Stilrichtung geschielt, sondern versucht, den vorhandenen Ideen die richtigen Arrangements mitzugeben, sodass sich die endgültige Fassung mehr aus dem Song selbst ergab”, erklärt Sänger-Gitarrist Christian Dang. Stilrichtung ist so ein Ding für die Aachener – obwohl sie seit dem zweiten Album schon den Pop unterm Arm haben, wird ihnen das Emo-Etikett wohl auch bei “Brother.Sister.Bores!” weiter anhaften, wenn auch ganz schön blass mittlerweile. “So, wie die Platte klingt, ist es schwer, das Ganze noch Emo zu nennen.

    Was uns aber sicher nicht dagegen immun machen wird. Schließlich haben wir uns weder explizit als Emo gefühlt noch so bezeichnet, eigentlich immer als Pop-Band, mal härter, mal weniger hart.” Wer sich selbstbewusst als Pop-Band deklariert und dann noch ein so stimmiges, dichtes und mitreißendes Album voller Ohrwürmer abliefert, hat auf jeden Fall Applaus verdient. Den gab es zunächst schon mal von Thees Uhlmann, der sich spitzbübisch freut, die Band auf seinem Label Grand Hotel Van Cleef willkommen heißen zu dürfen, und direkt mit der “hittigsten Platte seit Labelgründung” prahlt. Womit er die anderen tollen Hitbands des Labels zwar in den Schatten stellt, aber irgendwie auch Recht hat. Eine Kombination aus 80er-Jahre-Pop-Catchiness und vorpreschendem Gitarrenbrett kriegt eben nicht jeder so glanzvoll hin.

    (Quelle: intro.de (http://www.intro.de/magazin/musik/23037185) »):

    Zitat (« Wie sagte Label-Chef und TOMTE-Sänger Thees Uhlmann: „Vielleicht die hittigste Platte seit Labelgründung.“. Auf jeden Fall eine weise Entscheidung, PALE unter die Fittiche zu nehmen. Dass auch die Live-Qualitäten stimmen, durfte ich ebenfalls schon selbst erfahren. Es ist eine ebenso große Freude, die Jungs bei ihren leidenschaftlichen Live-Auftritten zu erleben wie sie auf CD zu genießen. Überzeugt Euch selbst!

    (Quelle: terrorverlag) »):

    Zitat (« Bei Pale denken viele gerne an Hardcore, der ganz weich geworden ist. Weil Pale mit eigenem Label begonnen haben und schon bei Defiance waren. Weil Pale Glaubwürdigkeit verkörpern. Weil Pale immer Indie waren. Nur: Pale sind Hardcore nur im Herzen. Musikalisch sind sie eine der schönsten und ergreifendsten Gitarrenpop-Bands des Landes. Horizontweite Melodien, tolles Songwriting, Euphorie und Melancholie, Rock und Sanftmut. An die Get Up Kids oder Jimmy Eat World erinnert das nur, weil die ja auch primär tolle Songschreiber sind und wissen, wie man bewegt. Und wo Maximilian Hecker als Pianist mit auf Tour geht, da stimmt sowieso alles: Anspruch und Emotion. "Another Smart Move“ und "How To Survive Chance“ sind Platten, die man immer wieder auflegen wird, um etwas Sonne abzubekommen, ohne gleich verbrannt zu werden. Und "Razzmatazz (The Arts At The Sands)" zeigt, dass sie sich Gedanken machen. Ein Konzeptalbum über einen 22-jährigen Israeli und die Rückkehr in seine Heimatstadt, über Verwirrung und Zweifel und Liebe. Pale, das sind die Guten. Die, die dich frei atmen lassen, bei denen der Song im Mittelpunkt steht und das Gefühl keine Pose ist. Ihr neues Album kommt beim Grand Hotel van Cleef. Man darf sagen: sie sind angekommen.

    (Quelle: visions) »):

    Zitat (« Mit ihrem fünften Album “How To Survive Chance” hatten sich die Aachener Pale längst vom Einheits-Emo abgewandt, bevor überhaupt erst die Chance dazu bestand, in und mit ihm unterzugehen. Und nicht nur das: Auch dem imaginären Augenzwinkern, der Ironie und Doppelbödigkeit, die man auch unter der Begrifflichkeit „lyrische Kodierung“ fassen könnte, wird auf „Brother.Sister.Bores!“ kein Platz mehr eingeräumt. Es scheint nur noch das Geradeaus zu zählen.
    Hinsichtlich des Stils scheinen Pale in den letzten Jahren enorm an ihrer musikalischen Feinmotorik gearbeitet zu haben. Die Grazie, von der auch bereits auf zuvor veröffentlichten Alben die Rede war, wurde mit diesem Einstand beim Hamburger Label Grand Hotel van Cleef perfektioniert. „Brother.Sisiter.Bores!“ ist ein Album, das zu keiner Zeit Zweifel darüber aufkommen lässt, ob es nun durchkomponiert wäre. Das Klavier nimmt noch eine sehr viel wichtigere Rolle ein als zuvor und wenn Pale nicht schon mit „How To Survive Chance“ Pop gewesen sind, dann sind sie es spätestens jetzt. Bereits „Take Me Out, Bouncers!“ ist wie ein kurzer, mit reichlich Eindrücken bepackter Spielfilm, der Hoffnung aufkommen lässt, die auch im Laufe der Spielzeit von „Brother.Sister.Bores!“ nie enttäuscht wird. Songs wie „You Wanna Be So Good“, „Sister. You Are About To Break Out” und auch “What Has Happened” zeugen von einer musikalischen Grundepik, die zu keiner Zeit eine weniger wichtige Rolle spielt.
    “Brother.Sister.Bores!” ist ein leidenschaftliches, waschechtes Charakter-Album geworden, ein Statement, das fast schon besser als Kino ist. In jedem Falle ähnlich. In Zeitlupe vermag es den Hörer beim Schopfe zu packen, diesen mit in Tönen gefassten Bildern zu konfrontieren und durch und durch zu faszinieren. Man möchte Pale dafür danken, dass sie sich für dieses Album derart viel Zeit genommen haben. Besser hätte es wahrlich nicht kommen können.

    (Quelle: sweetjanemusic.com (http://www.sweetjanemusic.com/review.php?d…)) »):

    Zitat (« Das Beatmanifesto also: Zehn Songs hat es und fast jeder zieht einen auf die Tanzfläche. Wer tanzt kann nichts falsch machen. Genauso wie Pale die mit "Brother. Sister. Bores!" alles richtig gemacht haben! 9 Punkte

    (Quelle: OX fanzine) »):

  • Vor 17 Jahren

    danke für die verschiedenen rezensionen. es ist schon arg peinlich, dass laut.de fast vierzehn tage nach dem erscheinen der platte noch immer nichts dadrüber geschrieben hat. schade, denn dies ist eine band, die man eigentlich fördern sollte, aber manche sehen so etwas einfach nicht und schalten auf stur.

  • Vor 17 Jahren

    es fehlt das review aus dem "WOM" magazin...

    die schreiben bsp. vom pale "debüt"...lustige geschichte.