P. Diddy & The Bad Boy Family - " The Saga Continues ..."

Puff Daddy ist eine große Nummer. Der New Yorker Rap-Mogul hat sich ein Imperium (Bad Boy Entertainment) aufgebaut und platzierte als Produzent und Solokünstler einige Megaseller. Die Folge: während die eine Hälfte "sell out" brüllt, kauft ihn die andere unreflektiert an die Spitze der Charts dies- und jenseits des Atlantiks. Grund genug, Puffys aka P.Diddys dritte Platte unaufgeregt anzuhören. Das Ergebnis: zu wenig inspirierter Pop Hop mit R'n'B- und funky Einschlag.

Selbstverständlich finden sich auf der Platte, die Combs zusammen mit einer wahren Armada von Bad Boy Family-Mitgliedern aufgenommen hat, gute Tracks. Der Titelsong wartet mit einem Alan Parsons-Sample auf, "The Bad For Life" rollt funky und das eingängige "That's Crazy" ist ein relaxtes, um eine coole Phrase aufgebautes Pop-Rap-Stück. Düster und rougher pumpen die Beats von "Let's Get It" durch die Boxen. "Lonely" verbreitet mit Snoop Doggs Mitstreiter Kokane West Coast-Feeling. Ansonsten ist das bevorzugt laid back gehaltene Album fett und clean produziert. Vielleicht zu clean.

Zusammen mit den in dunklen Underground-Farben gehaltenen Booklet-Fotos, auf denen Puffy und seine Posse zeigen, was sie sich erarbeitet haben, bleibt ein seltsam steriler Eindruck zurück. An sich nichts Verwerfliches, wenn da nicht über eine Stunde lang Beats und Samples aus den Boxen rollen würden, die keine einzige Träne der Freude oder der Aufregung über die Wange kullern lassen. Auch die wunderschön warmen Soulstimmen von Cheri Dennis ("So Complete") und Faith Evans ("Can't Believe") ändern daran nichts.

Dass Sean Combs ein schlauer Kopf mit zwei sicheren Händchen fürs Entertainment-Biz ist, kann niemand bestreiten. Darin könnte ein Hauptproblem liegen. Denn Combs samplet besser (z.B. "Sirius" von Alan Parsons) als er Stücke schreibt. Und so werden seine Songs (nicht unverdient) ein Millionenpublikum finden. Sie wirken dennoch wenig inspiriert und werden die Rap-Welt nicht verändern.