laut.de-Kritik

Die neue Fronterin lupft dezent die Schädeldecke.

Review von

Keine Ahnung warum, aber das offizielle Orphan Hate-Debüt braucht doch eine ganze Zeit lang, ehe die Scheibe richtig zündet. Sobald die Lunte aber brennt, setzt sich eine Kettenreaktion in Gang, die einem 14 Songs lang die Schädeldecke lupft.

Um Greenhorns handelt es sich bei den Berlinern ganz und gar nicht, sind die Jungs doch schon seit 1996 aktiv. Die Verstärkung durch Fronterin Sina Niklas ist noch nicht ganz so alt, da die Dame erst mit der letzten Promo 2004/2005 dazu stieß. Ging ihr Vorgänger Steven Winckler in Sachen Gesang schon recht flexibel zu Werke, macht Sina dem Kerl sogar noch was vor und verleiht dem Sound von Orphan Hate mit ihrer Stimme weitere Dimensionen.

Die Frau hat ähnlich derbe Grunts drauf wie Angela Gossow oder Sabina Classen, beherrscht aber ebenso einen rauen Gesang à la Sandra Nasic. Ihr Männerquartett zimmert ihr dazu eine ordentliche Grundlage, die zwischen Death, Thrash und auch hin und wieder Nu Metal so ziemlich alles beinhaltet, was das Metallerherz erwärmt.

Da finden sich Einflüsse von DevilDriver, Disturbed, ein wenig Soulfly und auch gern mal ein Schuss Machine Head. Bei aller Brachialität vergisst die Band aber auch die leisen Töne nicht, die zum ersten Mal vereinzelt bei "Circus" auftauchen. Auch hier zeigt Sina ihre Wandlungsfähigkeit: Anstatt nur zu trällern, besitzt ihr dunkler Gesang jede Menge Ausdruckskraft.

Fette Grooves wie in "King's Misery" oder "Evil A" münden immer wieder in fantastische, melodische Refrains, die sofort ins Ohr gehen. Ein wenig Metalcore schwingt in Songs wie "No Matter What" oder "This Child" mit, macht aber nur einen geringen Prozentsatz aus, denn vor allem letztgenannte Nummer bietet mit dem akustischen Zwischenstück Abwechslung ohne Ende. Allein das sehr rockige "Homeless" weiß im Refrain nicht so recht zu überzeugen, da der mehrstimmige Gesang nicht sehr sicher klingt.

Während sich "Passion" von den Melodien her noch am ehesten als Single anbieten würde, da die Melodien hier einfach am greifbarsten sind, hätte "Pull Out Some Hope" auch ein etwas stringenteres Arrangement vertragen können. Hier verzetteln sich die Berliner ein wenig zu sehr in ihren Breaks. So geil die Riffs und Soli des Gitarrendoppels Alexander Binus und Marcus Forstbauer auch sind, ohne manch genialen Lauf von Basser Jan Sadler ("No Matter What"/"Étude N°") und das extrem tighte Drumming von Mathias Gutschmidt wäre das nur die Hälfte wert.

Mit dem zunächst ein wenig nach Nu Metal klingenden "Fragrance" klingt das Album stilvoll mit einem ruhigen Song aus. Sina darf hier eine neue unbekannte Facette ihrer Stimme offenbaren und macht "Blinded By Illusions" zu einem verdammt starken Album und Orphan Hate zu einer Band, die man fortan auf dem Radar haben sollte.

Trackliste

  1. 1. Walk Straight
  2. 2. 24/7 Liar
  3. 3. Circus
  4. 4. King's Misery
  5. 5. No Matter What...
  6. 6. Evil A
  7. 7. Homeless
  8. 8. This Child
  9. 9. Étude N°
  10. 10. Passion
  11. 11. The Spine (I've Never Had)
  12. 12. Nothing's What It Seems
  13. 13. Pull Out Some Hope
  14. 14. Fragrance

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