laut.de-Kritik

Heavy Parts, aufwühlende Soundscapes, kontemplative Momente.

Review von

Ohne viel von Marketing zu verstehen, darf man unterstellen, dass die breit angelegte und exakt getimte Kampagne zum 22. James Bond-Film ein Lehrstück für Werbestudenten abgeben würde. Im Broccoli-Unternehmen sind Vollprofis am Werk. Das hört man auch.

Man könnte sich natürlich fragen, ob es Sinn macht, einen klassischen Score zu besprechen, bevor man den Film gesehen hat. Im Falle von 007 gibts da kaum ein Risiko. Das Gerüst des Plots ist in der Regel absehbar, der Geheimagent hat schließlich stets einen noch größeren Ruf zu verlieren.

Was bedeutet, dass der erfahrene Fimkomponist David Arnold, der seit 1997 für die Bond-Soundtracks verantworlich zeichnet, wohl genau der Richtige war und über die Ressourcen verfügte, um der berühmten Blockbusterreihe ein angemessen hochwertiges Klangkleid zu entwerfen.

Dazu pimpt Arnold die von Bläsern und Streichern dominierte orchestrale Produktion nur punktuell mit modernem Rock-Vokabular (Gitarren, Drums, Percussion, Effektgeräte) bzw. anderen Genres ("Bolivian Taxi Ride"). In solchen kurzen Momenten fängt das Orchester dann fasst an, zu grooven (etwa "DC3").

Das zeitlos geniale Bond-Theme wird meist nur angedeutet ("Time To Get Out", "Bond In Haiti" oder "Oil Fields"), richtig typisch kommt es nur einmal kurz zum Tragen ("Field Trip"). Ansonsten lassen die Arrangements (Spielzeit: 0:35 bis 8:08 Minuten) den Spannungsbogen des Streifens erahnen: heavy Parts, aufwühlende Soundscapes, kontemplative Momente.

Ein guter Soundtrack kann eigentlich für sich alleine bestehen, zumindest lässt er den Rezipienten erahnen, dass die Dramaturgie eines Films ohne Musik nicht funktioniert. Arnold beherrscht dieses Handwerk. Doch am besten funktioniert die Ablösung vom bewegten Bild immer noch beim Bond-Titeltrack.

Den steuerte mit Jack White und Alicia Keys ein unkoventionelles, wenn auch prominentes Duo bei. Untypisch für Bond klingt ihre Nummer allemal: "Another Way To Die" kommt ungewohnt trocken und (passend zu Darsteller Daniel Craig) hart. Fast erstaunlich welche Dynamik der an sich recht reduziert und rhythmisch messerscharf arrangierte Song entwickelt.

Jack und Alicia, deren Stimmen fast verschmelzen, sollen nur zweite Wahl gewesen sein, nachdem die Koop mit Amy Winehouse nicht klappte. Dies mag man vielleicht in Sachen Zeitgeist gelten lassen, was den Rockfaktor angeht: Alles richtig gemacht.

Trackliste

  1. 1. Time To Get Out
  2. 2. The Palio
  3. 3. Inside Man
  4. 4. Bond In Haiti
  5. 5. Somebody Wants To Kill You
  6. 6. Greene & Camille
  7. 7. Pursuit At Port Au Prince
  8. 8. No Interest In Dominic Greene
  9. 9. Night At The Opera
  10. 10. Restrict Bond's Movements
  11. 11. Talamone
  12. 12. What's Keeping You Awake
  13. 13. Bolivian Taxi Ride
  14. 14. Field Trip
  15. 15. Forgive Yourself
  16. 16. DC3
  17. 17. Target Terminated
  18. 18. Camille's Story
  19. 19. Oil Fields
  20. 20. Have You Ever Killed Someone?
  21. 21. Perla De Las Dunas
  22. 22. The Dead Don't Care About Vengeance
  23. 23. I Never Left
  24. 24. Another Way To Die (Jack White & Alicia Keys)

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