laut.de-Kritik

Medium essen Automatic Writing auf.

Review von

Unlogisch, lieber O. R.-L.!

Acht Soloalben allein von Mitte 2007 bis heute? Dazu Splits mit Lydia Lunch, Damo Suzuki, Jeremy Michael Ward und John Frusciante? Plus Mars Volta- und De Facto-Output?

Ganz offensichtlich verfolgen Sie ein utopisches Ziel: Sie wollen an sich selbst das Exempel des Automatic Writers statuieren! Ihr Unterbewusstein, das sich Ihrer so zwischen zweitem Frühstück und Mitternachtssnack, zwischen Mars Volta-Tour und Filmregie ("The Sentimental Engine Slayer", tbc.) bemächtigt, in unmittelbarster Form auf die Welt werfen. Direkt und roh Musik gebären, ohne eingehende Reflektion, mit ganz viel Blut und Schweiß.

Dass da die fundierte Einordnung ihres Œuvres scheitern muss, weil ja alles im Fluss und somit jede plastikgebannte Ideensammlung im Moment des Kaufs schon obsolet ist, liegt auf der Hand. Für den großen Gedanken dahinter zahlen Sie, Omar, diesen Preis jedoch sicher gern. Ganz dialektisch verteilen Sie Ohrfeigen für den gemeinen Musikwirtschaftskreislauf, denn große Ideen bedeuten großen Fortschritt. Und diese Kulturleistung erkenne ich neidlos respektvoll an.

Die Krux liegt indes woanders begraben: im Medium nämlich. Warum, möchte ich Sie fragen, klammern Sie sich ob ihres hehren Anliegens so krampfhaft an die CD? Warum Releases auf holländischen Kleinstlabels? Wofür gibt es bitteschön das Internet? Die blasse Vergänglichkeit des Klangs manifestiert sich doch auch ganz wundervoll in Free Downloads und in MySpace-Streams - wenn nicht besser!

Ich behaupte: Eine Abkehr vom haptischen zum virtuellen Tonträger wäre die stringente Synthese Ihres Bemühens um Nähe zum Schaffensprozess. Nach dem letzten Spacetrip einfach sofort die Gitarrenlayers und Studiomusiker um sich schichten (ihre Produzentenskills eilen Ihnen ja voraus), auf "Record" drücken und uploaden.

Jeden Tag hätte der gemeine Connaisseur Teil am ewigen Werden, Sein und Vergehen Ihrer Experimental-Free-Jazz-Prog-Eskapismen. Nur eben in verdaulicher Dosierung. Eine hübsche Vorstellung, wie ich finde. Meine logische Forderung daher: Seien Sie konsequent! Je früher, desto besser für alle Beteiligten. Und auch für "Das große Ganze".

Ihnen trotz mancher Schamlosigkeit wohlgesonnen, Ihr
Matthias Manthe

Trackliste

  1. 1. The Power Of Myth
  2. 2. How To Bill The Bilderberg Group
  3. 3. Population Council's Wet Dream
  4. 4. Private Fortunes
  5. 5. Trilateral Commission As Dinner Guests
  6. 6. 1921
  7. 7. Family War Funding (Love Those Rothschilds)
  8. 8. Vipers In The Bosom
  9. 9. I Like The Rockefellers' First Two Records, But After That ...
  10. 10. Old Money

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35 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    @Fear_Of_Music (« typische Manthe-Pseudo-Rezension
    ;) »):

    Muß man unterschreiben.
    Hier heißt sowas Bahnhof.

    Das war gar nix!!!

  • Vor 15 Jahren

    liest denn kein Chefredakteur solchen Quatsch vorher zumindest mal quer? Ich lese die Reviews, um mich zu orientieren, welche Musik demnächst angehört und dann evtl. angeschafft wird. aber so´n profilneurotischer blödsiin, genau wie völlig überzogene zerrisse kommen in letzter zeit immer häufiger vor. ich glaube, ich spar mir eure seite bald! jungs, ihr wart mal cool...

  • Vor 13 Jahren

    Gitarrengötter once again!

    Omar Rodriguez-Lopez, John Frusciante, Juan/John Alderete und Marcel Rodriguez-Lopez sind "Omar Rodriguez-Lopez Quartet". Nicht mal ein Monat nachdem die beiden Virtuosen eine Session von 2004 kostenlos herausgaben, steht seit dem 1. Juni das neue Album abermals als Free-Donwload auf http://rodriguezlopezproductions.com/ zur Verfügung, die Einnahmen gehen an die Initiative "Keep Music in School".

    "Sepulcros De Miel" heißt das soeben veröffentlichte, eine gute halbe Stunde lange Meisterwerk dieser fantastischen Kreativköpfe. Obwohl man weiß, dass Frusciante seit "Shadows Collide With People" oder "The Empyrean" auch Spaß an der Synthi besitzt, darf er sich diesmal sowohl mit der Gitarre und an den Knöpfen beweisen und brilliert.

    Das Album strotzt von energetischer Kraft und Gitarrensalven, welche durch ihre Sprache den Hörer in eine Welt der Fantasie und scheinbarer Harmonie verzaubern.

    Ein Muss für Omar-Freaks, ein Muss für John-Liebhaber, ein Muss für Gitarrennarren - ein unendlicher Spaß diesen beiden Individuen zuzuhören.

    Ein kleiner Tipp zum Abschluss:
    Wer noch die verträumteste Platte des Jahres sucht, und sich vielleicht nicht mit Joanna Newson zufrieden geben möchte, dann solltet ihr das letzte Album (Ciencia de los inutiles) von "El Trio de Omar Rodiguez-Lopez" anhören. Träumerisch.