Wie später auf Guantanamo wurde Popmusik bereits 2003 in Afghanistan zu Folterzwecken missbraucht. Nun klagen zwei Opfer auf Schadensersatz.

Konstanz (nie) - Die CIA hat den Song "My Life" der irischen Band Westlife als Foltermittel missbraucht. Einem Bericht der Bürgerrechts-Initiative American Civil Liberties Union zufolge wurde der Tansanier Suleiman Abdullah im Jahr 2003 in Afghanistan unter anderem mit diesem Track von der CIA gefoltert.

Kurz zuvor war der frisch verheiratete Fischer nach einer Denunziation von der CIA festgenommen worden. Wieder auf freien Fuß kam er erst 2008. Im Refrain des Songs heißt es: "So I say a little prayer, and hope my dreams will take me there, where the skies are blue to see you once again, my love."

Abwechselnd wurde dem Mann verschiedene Lieder in ohrenbetäubender Lautstärke vorgespielt. Im starken Kontrast zu dem Liebeslied der britischen Boyband auch immer wieder Heavy Metal. Dabei soll er von den Männern der amerikanischen Geheimdienstbehörde in eine dunkle Kammer gesperrt und misshandelt worden sein. Der Bericht, der diesen Tathergang dokumentierte, wurde vor wenigen Tagen auf der offiziellen Homepage der ACLU unter dem Namen "Out Of The Darkness" veröffentlicht.

Here the rain never finishes: CIA torture report from the ACLU

Die Überlebenden der Folter, Suleiman Abdullah und Mohamed Ahmed Ben Soud, reichten am Dienstag mit Hilfe der ACLU Klage gegen zwei mitverantwortliche Psychologen vor einem US-Bundesgericht in Washington ein. Die beiden fordern eine Schmerzensgeldzahlung in Höhe von mindestens 75.000 Dollar.

Weitere Fälle sind bekannt

Bereits 2005 erschien ein Bericht der Human Rights Watch, demzufolge Häftlinge in Guantanamo mit Popmusik gefoltert wurden. 20 Tage lang sei er mit "The Real Slim Shady" von Eminem beschallt worden, berichtet u.a. der frühere Guantanamo-Insasse Binyam Mohamed der Organisation. Auch Metallica, AC/DC, Britney Spears, die Bee Gees und Marylin Manson sollen in enormer Lautstärke eingesetzt worden sein, um Gefangene gefügig zu machen. "Disco" wurde dieser Beschallungsraum genannt.

"Es ist ein sehr nerviger Song"

Auf Nachfrage des irischen Radiosenders RTÉ 2FM zeigte Westlife-Bandmitglied Kian Egan Verständnis für das Vorgehen der CIA: "Für mich ist das neu, aber [der Song] war für die CIA wahrscheinlich sehr erfolgreich. Es ist ein sehr nerviger Song, vor allem wenn er wieder und wieder gespielt wird."

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