Die Fast Forward-Moderatorin Charlotte Roche will unter den derzeitigen Bedingungen nicht länger für den Musiksender Viva arbeiten. Auch der Betriebsrat hat die Nase voll und macht gegen den Vorstand mobil.

Hamburg/Köln (chb) - Grimme-Preisträgerin und Viva-Kultperson Charlotte Roche streikt seit vergangener Woche. Trotz eines noch laufenden Arbeitsvertrages habe die Moderatorin ihre Tätigkeit verweigert, berichtet der Spiegel am Wochenende. Der Grund sei die Absetzung ihrer Sendung "Fast Forward" ab dem 2. Januar. "Ich fand es bekloppt, mich vor die Kamera zu stellen mit diesem wahnsinnigen Frust", erklärte Roche. Die 26-Jährige zeigte sich enttäuscht über die Informationspolitik des Senders: "Keiner redet mit mir, so verhält man sich nicht." Vom Ende ihrer Show habe sie eher spät und per Telefon erfahren.

Nach der Übernahme Vivas durch den MTV-Mutterkonzern Viacom sei der Sender zudem "absolut führungslos". "Alle haben Angst wie die Hasen, auch in den Chefetagen", beschreibt Roche den momentanen Zustand. Der Betriebsrat beantragte derweil eine einstweilige Verfügung, um den Viva-Vorstand zu einer offenen Infopolitik über Einsparungen und Standortverlagerungen zu zwingen. Kommende Woche wird die Angelegenheit vor dem Kölner Arbeitsgericht mündlich verhandelt.

Betriebsratssprecher Thomas Diekmann befürchtet, dass von den 290 Angestellten an die 90 Prozent gehen müssen. Personaleinsparungen werde es künftig geben, räumte MTV-Geschäftsführer Simon Guild gegenüber dem Spiegel zwar ein, aber: "Dass bis zu 95 Prozent der Mitarbeiter entlassen werden, ist völlig absurd." Es gebe viele Beschäftigte, auf deren Know-how man angewiesen sei. Viva solle auf jeden Fall erhalten bleiben.

Diekmann kündigte trotzdem Proteste im Internet und Aktionen mit Bands wie den Sportfreunden Stiller an, schreibt der Kölner Express. Zudem seien Kooperationen mit Musikzeitschriften geplant. Aus den Chefetagen der Sender meldeten sich bisher weder Vivas Dieter Gorny noch MTV-Chefin Catherine Mühlemann zu Wort.

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