In der zweiten Folge von Markus Kavkas "Number One!" wandelte der Moderator auf den Karriere-Spuren Bon Jovis. Leider geriet die Vorstellung überaus blass.

Konstanz (mis) - U2, Depeche Mode, Metallica: Es sind wahrlich nicht die kleinen Bands, die sich Markus Kavka für seine TV-Portraits ausgesucht hat. Beim gestrigen Versuch, die Karriere des bekannten Frontmanns der Hardrock-Legende Bon Jovi nachzuzeichnen, blieb er im direkten Gespräch überraschend blass.

Ob es an Bon Jovis blendend weißen Zahnreihen oder seinem oft betont missmutigen Blick lag, der zum Verzicht einer ihm nicht genehmen Frage geradezu aufforderte, Kavka tat dem Superstar den Gefallen.

Nun kann man dem Moderator zu Gute halten, dass das Interview-Setting im mondänen Londoner Luxushotel ein anderes war, als das kuschelig-improvisierte Backstage-Ambiente im Berliner Olympiastadion, wo er U2-Sänger Bono treffen durfte.

Im Gegensatz zu dem lockeren Iren, der Kavka noch kurz vor seinem Auftritt in Bühnenkleidung besuchte, absolvierte Jon Bon Jovi das Gespräch exakt mit der gelangweilten Routinehaltung, die man Superstars seines Kalibers gewöhnlich nachsagt und die Kavka mit "Number One!" aufzubrechen versprach.

Keine Fragen über Haare

Fragen über Haare waren offensichtlich verboten, wie Kavka dem Zuschauer halb entschuldigend in einer Off-Moderation nahebrachte. Somit blieben die Archivausschnitte das einzige, zumindest teilweise auflockernde Show-Element, machten sie doch eindrücklich klar: Jahrelang ging es bei Bon Jovi ausschließlich um Haare.

Stattdessen parlierte Kavka mit dem Sänger handzahm über dessen größte Errungenschaften ("meine vier Kinder") und traute sich auch nicht, dem gestandenen Rocker die Hintergründe des mit dem Backstreet Boys-Produzententeam geschriebenen Welthits "It's My Life" zu entlocken. Ein Hustenanfall, der den Sänger kurzzeitig außer Gefecht setzte, erhielt dagegen besondere Aufmerksamkeit.

Langweilige Einspieler

Selbst die Einspieler gerieten diesmal nur mäßig spannend. High Schools in den USA, seit gestern wissen es auch alle Kabel Eins-Zuschauer, sehen alle gleich aus. Bon Jovis Kinderzimmer, längst von anderen bewohnt und eingerichtet, befand sich in einer beliebigen amerikanischen Vorstadt.

Fragen zur Frühzeit, als der Sänger mit erheblichem Ehrgeiz bei Plattenfirmen anklopfte, später selbst seine Band zusammen stellte und kurz darauf die Frauenwelt betörte - Fehlanzeige. Auch ein gemeinsames Einordnen seiner Gruppe im 80er Hair- oder Heavy Rock-Sektor zwischen Skid Row, Mötley Crüe und Aerosmith fand nicht statt. Zum Beinahe-Split Anfang der 90er, ebenfalls kein Wort.

Scorpions als Zeitzeugen

So musste man am Ende tatsächlich noch den Scorpions danken, die mit erfrischender Ehrlichkeit die alten Zeiten hochleben ließen. Freigiebig erzählten sie von dem Erlebnis, 1989 mit Bon Jovi und anderen US-Rockbands zum Moskauer Peace Festival in einer Maschine geflogen zu sein ("Als wir zustiegen, war der gesamte Flieger schon dicht").

Oder wie Bon Jovis Manager zu "Runaway"-Zeiten seine Schützlinge auf der gemeinsamen US-Tour allabendlich zu den Profis aus Hannover schickte, damit sie lernen, wie man eine ordentliche Show macht. Doch der Wind hat sich gedreht: Bei den Feierlichkeiten zum Mauerfall am Brandenburger Tor spielen nächste Woche nicht die Profis, sondern Bon Jovi.

Die Zuschauer störten sich indes nicht an der halbgaren Vorstellung: Mit 680.000 schalteten sogar rund 100.000 mehr ein als in der vergangenen Woche.

Fotos

Bon Jovi

Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bon Jovi,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Weiterlesen

laut.de-Porträt Bon Jovi

Schwarm aller Mädchen, personifizierter Heartbreaker mit dem knackigsten aller Musikerhintern: Jon Bon Jovi, Sänger und Bandleader der gleichnamigen …

44 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Es ist schon ein Kreuz! Da ist Bon Jovi seit 26 Jahren auf dem Markt und der Frontmann, sowie zig Fans vor dem Bildschirm hoffen endlich aml auf "gescheite Fragen" und dann kommen wieder nur die Krise der Band in den späten 80ern, die Haare und die Familie ins Spiel...

    Im Übrigen - für alle "Feinde": Das Album ist von 0 auf die 1, mal wieder, die Stadien werden ausverkauft sein, mal wieder... Und es wird mal wieder großartige Konzerte nicht unter 2 1/2 Stunden geben. Aber alle sind blöd und doof und haben keine Ahnung.. Ihr seit von Idioten umgeben, schlimm, wirklich schlimm!

  • Vor 14 Jahren

    Ah ja danke...
    Das ist mein Problem.
    Ich werde mir nur noch Platten kaufen, die es auf Platz 1 schaffen.

    Dann wird das scheiß Regal auch mal voll.^^