Der Prozess der Digitalisierung und seine Folgen für Musikwirtschaft sowie Musiker bleibt auch 2008 das Thema der Branche. Ex-Bee Gee Robin Gibb eröffnete mit Kulturstaatsminister Bernd Naumann heute Morgen die fünfte Berliner Popkomm.

Berlin (ebi) - Auf einen legalen Download kommt ein Vielfaches an illegalen, weiß Harald Wolf. Der Berliner Wirtschaftssenator und seine Vorredner wiesen heute Morgen bei der offiziellen Eröffnung der Popkomm auf das aus ihrer Sicht drängendste Problem der Musikbranche hin: die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle fürs Internet.

Gleich fünf Prominente, darunter der Kulturstaatssekretär aus dem diesjährigen Partnerland Türkei, Nihat Gül, hatten sich zur Eröffnungsfeier der fünften Auflage des Branchentreffs angesagt. Der Star der Veranstaltung war aber ein Mann vom Fach: Ex-Bee Gee Robin Gibb reiste in seiner Eigenschaft als Präsident der International Confederation of Societies of Authors and Composers (CISAC) an.

Der Freund eines jeden Songwriters

"Eine Legende und der Freund eines jeden Songwriters", wie ihn David Ferguson, der Vorsitzende der britischen Variante des CISAC, ankündigte. Gibb begann seine Rede natürlich mit Verweisen auf die Karriere der Bee Gees: "Dass Musik geistiger Besitz oder ein Produkt ist, daran haben wir in den Siebzigern natürlich nie gedacht. Wir machten einfach Musik, um uns auszudrücken."

Der Bee Gee vertritt im Konflikt der EU-Kommission mit den europäischen Verwertungsgesellschaften um Online-Musiklizenzen die Position der Komponisten und Texter. Die Kommission will unter anderem den Erwerb grenzüberschreitender Lizenzen ermöglichen. Die Aushebelung der nationalen Verwertungsgesellschaften jedoch sieht Gibb als Bedrohung der kulturellen Vielfalt sowie der Rechte der Urheber an.

Mittler der Kulturen

Kulturstaatssekretär Bernd Naumann hatte sich zuvor über das Popkomm-Partnerland gefreut: "Die türkische Musikszene ist ein Mittler der Kulturen und auch ein Wirtschaftsfaktor, da viele türkischstämmige Mitbürger in Deutschland leben. Wir müssen noch mehr voneinander erfahren".

Naumann wies erneut daraufhin, dass für ihn Raubkopien das Hauptproblem der Branche bleiben und zeigte sich zudem als Hardliner. Er forderte weiterhin strafrechtliche Verfolgung bei gleichzeitiger Entwicklung "attraktiver legaler Angebote" im Netz. Die Musikwirtschaft sei schließlich nicht nur Empfänger staatlicher Hilfe, sondern auch ein Motor für Arbeitsplätze.

400 Acts aus 32 Ländern

Raimund Hosch, Geschäftsführer der Messe Berlin, brach die komplizierte Thematik zuvor auf die einfache Frage herunter: "Wie wird konsumiert, wie wird bezahlt und wie werden die Künstler entlohnt?"

Hosch sorgte dankenswerterweise auch für entkrampftere Töne: "Es geht hier um Musik", appellierte er an die versammelten Journalisten in der Media Lounge des Messepalais und erinnerte daran, dass im Rahmen der Popkomm nun 400 Acts aus 32 Ländern auf ihr Publikum warten.

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2 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    ich würde sofort eine Flatrate von ca. 35 euro pro Monat zahlen, wenn ich dafür musik saugen dürfte. Die kohle soll dann einfach je nach downloadanzahl unter den künstlern aufgeteilt werden.

    vielleicht eine milchmädchenrechnung - aber revolutionär :-)

  • Vor 15 Jahren

    So eine Flatrate für Musik wäre prima. Außerdem sollte es dazu möglich sein, verbilligt Musik in Form von CDs nachzubestellen. Auf'm PC - das macht nichts her! *träum*

    natürlich sollte die heruntergeladenen mp3s nicht irgendwie geschützt sein und das Angebot sollte auch vielfältig sein.

    Die verschiedenen Labels bekommt man dafür nie unter ein Dach und gerade so kleinere Labels bekommen natürlich vom Kuchen am wenigsten ab (führt zwangsläufig zu noch mehr Scheiß-Musik, die veröffentlicht wird).

    Ich würde auch eine Einmal-Gebühr für illegale mp3s an die GEMMA begrüßen. So 200€ und man hat seine Musik legalisiert. Würden viele machen, da ja gerade junge Menschen runterladen, die nicht die Kohle haben und nicht auf die Musik verzichten wollen. Ich bin mir sicher, dass man später im Leben schon eine andere Haltung zum geistigen Eigentum bekommt und gern bereit ist, sein erbeutetes Material zu legalisieren. Löschen tut es eh niemand. So gibt es eine Möglichkeit, sein Gewissen nachträglich zu beruhigen.

    Man muss eben heute mal etwas flexibler sein und die Zeiten des Internets erkennen. Nicht bloß maulen @Plattenlabels