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"Laughing Stock" (1991)

Darf es noch ein bisschen unnahbarer sein? "Laughing Stock" (5/5) macht weiter, wo "Spirit Of Eden" endete – oder eben auch nicht. Nach Stil-, Label- und Besetzungswechsel geht der finalen Talk Talk-Platte zunächst womöglich das Überraschungsmoment ab. In Sachen Minimalismus übertrifft sich das abermals um dutzende Gastmusiker aufgestockte Kollektiv dafür aber schon im Opener "Myrrhman" selbst. Einzig Bassmann Paul Webb nimmt angesichts der anstehenden Studiosession den Hut: Hollis' Arbeitsweise gleicht einem mentalen Oxymoron aus Kalkulation und Improvisation.

Auch zwischen Band und Label überwiegen die erwartbaren Bruchstellen: Das kommerziell gewiss wieder unversöhnliche Album erscheint auf dem Jazz-Label Verve Records. Das Material stammt beinahe ausschließlich von Hollis, dessen ausgebautes Gitarrenspiel den Mittelpunkt der fragilen Ambient-Nummern einnimmt. Drumherum mimt er den Dirigenten für acht Streicher und etliche andere Instrumentalisten. Drummer Harris schleppt sich in "Ascension Day" und "After The Flood" durch statische, aber durchaus lebendige Jazzbeats, die nicht nur Post-Rock-, sondern durchaus auch Trip-Hop-Geschichte vorwegnehmen.

Wo sich "Spirit Of Eden" lyrisch noch aus kryptischer Religiosität speist, spielt "Laughing Stock" an mehreren Stellen mit dem Ende allen Seins. Und tatsächlich: Wenn das Album nach dem überraschend optimistischen Proto-Post-Track "New Grass" im verzehrenden "Runeii" mündet, offenbart sich die Auflösung des gänzlich unkonventionellen Prozesses wie von selbst: Talk Talk haben sich stets nach der inneren Fremde verzehrt - und sich so letzten Endes selbst verspeist. Kalkuliert. Gewollt. Im positivsten aller Sinne.

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