In einem offenen Brief mit dem Titel "Gedanken über Musik" plädiert Apple-Chef Steve Jobs für eine Abschaffung von Kopierschutzmechanismen und reagiert damit auf die anhaltende Kritik seitens Verbraucherschützern, die den Appleprodukten mangelnde Kompatibilität vorwerfen.

Cupertino, Kalifornien (mk) - Apple-Gründer Steve Jobs spricht sich öffentlich für die Abschaffung von digitalen Kopierschutzmechanismen, auch als Digital Rights Management-Systeme (DRM) bekannt, aus. In einem am Dienstag auf der Firmen-Homepage veröffentlichten offenen Brief erklärt Jobs, DRM-Technologien seien gescheitert und man solle zukünftig "im Sinne der Verbraucher" auf diese verzichten: "DRMs haben nie funktioniert und werden die Musikpiraterie niemals aufhalten können", lautet sein Urteil.

Apple selbst sei von der Musikkonzernen gezwungen worden, DRM einzusetzen, sagt Jobs und schiebt den schwarzen Peter somit den großen Vier, EMI, Universal, Sony Music und Warner Music, zu. Die über Downloadplattformen wie dem iTunes Music Store vertriebenen Tracks müssen mit Anti-Piraterie-Systemen versehen werden, um ein illegales Kopieren zu verhindern. Dennoch verkaufe die Musikindustrie den Großteil ihrer Produkte ohne wirksamen Kopierschutz auf CD - eine Ungerechtigkeit im Auge des Computerkonzernchefs.

"Wenn die Musikfirmen über 90 Prozent ihrer Musik ohne DRM verkaufen, was für einen Nutzen haben sie dann, wenn sie den winzigen Rest ihrer Musik mit DRM-Systemen behindern?" Deswegen fordert Jobs, den Kopierschutz zu öffnen - dann könnte jeder Player Songs aus jedem Onlinestore abspielen und umgekehrt jeder Onlinestore Musik verkaufen, die auf jedem Player läuft. "Das ist sicherlich die beste Alternative für die Verbraucher. Und Apple würde dies sofort begeistert annehmen", heißt es seitens des Konzernchefs, der darin sicher vorrangig die eigenen Vorteile sieht.

Vollkommen uneigennützig ist sein Vorstoß keineswegs. Schließlich könnten so zukünftig auch Konsumenten ohne iPod bei iTunes Tracks kaufen und den Erfolg des weltweit meistfrequentierten Online-Musik-Geschäfts weiter vergrößern. Bislang, so rechnet Jobs vor, stammen nur weniger als drei Prozent aller Songs auf einem durchschnittlichen iPod aus dem iTunes Music Store. Wegen des firmeneigenen FairPlay-Kopierschutzes ist es bislang nur möglich, die im Applestore heruntergeladenen Mediendateien einzig mit dem iPod, und nicht mit anderen tragbaren Playern abzuspielen. Dem anhaltenden iPod-Siegeszug würde eine Aufgabe des DRM-Schutzes sicher auch keinen Abbruch tun.

Jobs reagierte mit seinem offenen Brief auf die anhaltende Kritik seitens der Verbraucherschützer - in mehreren europäischen Ländern laufen zur Zeit Klagen aufgrund der mangelnden Interoperabilität der Appleprodukte, verursacht durch FairPlay. "Wenn sie (die Musikfirmen) davon überzeugt werden, ihre Musik an Apple und andere ohne DRM zu lizenzieren, wird dies einen wirklich vollständig kompatiblen Marktplatz schaffen", heißt es abschließend.

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