Nach einer denkbar spannenden Abstimmung holte sich die türkische Sängerin Sertab Erener den Sieg beim Grand Prix d'Eurovision 2003. Enttäuschte und auch beleidigte Kommentare blieben nicht aus.

Riga (ebi) - Weshalb die Bild am Sonntag in ihrer Nachbetrachtung mit 'Beleidigung für ganz Europa' titelte, ist kein Geheimnis. Blieben die echten Skandälchen doch ganz im Gegensatz zu den im Vorfeld herbei geschriebenen und geäußerten Obszönitäten Mangelware. Denn das drittplatzierte Skandal-Duo T.A.T.U. markierte am samstäglichen Grand Prix-Abend im lettischen Riga eher den Typus 'nervöser Teenager' als 'homosexueller Tabubrecher'. Passend dazu zogen sich die beiden russischen Girlies nach denkbar spannender Abstimmung und knapper Niederlage (164 Punkten für "Ne Ver, Ne Bojsia, Ne Prosi") gegen die türkische Sängerin Sertab Erener ("Everyway That I Can"- 167) und den belgischen Folk-Esoterikern Urban Trad ("Sanomi" - 165) schmollend ins Hotel zurück.

Und selbst ein Alf Poier fasste sich am Samstag nicht in den Schritt, sondern verharrte regelgerecht in Höhe des Bauchnabels. Der Österreicher landete mit seiner Klamauk-Nummer "Weil Der Mensch Zählt" zwischen Kinderschule und Crossover gar auf Platz sechs und damit weit vor dem deutschen Beitrag. Ralph Siegels stückwerkhafte Konsens-Nummer "Let's Get Happy" blieb mit 53 Punkten abgeschlagen auf Rang zwölf. Vor fast neun Millionen deutschen Zuschauern ergatterte auch Polen mit einer gelungenen Perfomance ("Keine Grenzen - Zadnych Granic") dutzende Punkte mehr - Ich Troje waren bei der deutschen Vorausscheidung in Kiel noch durchgefallen.

Die Niederlage ärgerte Interpretin Lou ("furchtbar enttäuscht") mehr als Komponist Ralph Siegel. "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Der Auftritt war klasse. Woran es letzten Endes gefehlt hat, kann ich auch nicht sagen", so Siegel gegenüber Bild. Beleidigt geben sich auch die Briten. Ihr Song "Cry Baby" ergatterte kein einziges Pünktchen. Kein Wunder, sangen Gemma Abbey und Chris Cromby (O-Ton zur britischen Sun: "Wir waren noch nie so gut") von der ersten bis zur letzten Note konsequent daneben. Britische Medien vermuten nun eine Verschwörung des europäischen Festlands - aus Rache für Englands Engagement im Irak-Krieg. Beim nächsten Finale in Istanbul (Mai 2004) will das Mutterland des Pops trotzdem wieder angreifen.

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