Die deutsche Schlagerriege fordert in einem offenen Brief Gracias Rücktritt vom Grand Prix-Start. Doch die bleibt stur.

Hamburg (mma) - Der angebliche Chartsbetrug durch Produzent David Brandes sichert Grand Prix-Export Gracia seit bald drei Wochen die Schlagzeilen. Die Aufmerksamkeit nutzt Gracia aber nicht etwa, um sich für mögliches Unrecht zu entschuldigen. Stattdessen gab es zum Wochenende in der Bildzeitung für alle, die den Vorfall kommentieren, verbal ordentlich was "in die Fresse". Daraufhin verfassten Schlagermoralisten wie Yvonne Catterfeld, Udo Jürgens und Guildo Horn einen offenen Brief an Gracia. Darin forderten sie den Verzicht auf den Start in Kiew, weil der dem Ansehen der Republik im Ausland schade: "Du singst nicht für Dich, sondern für Dein Land."

Doch die Betroffene ficht das nicht an. "Ich fahre auf jeden Fall zum Grand Prix", antwortet sie den "Neidern" stur. "Ich wüsste auch nicht, warum ich zurücktreten sollte." Schließlich habe genau dieses Deutschland sie gewählt; außerdem hielten die Fans ihr die Treue.

Doch auch das scheint mehr Gracias Wunschdenken geschuldet. Denn die für Mai geplante Tournee im Vorprogramm der ebenfalls in den Manipulationsskandal verwickelten Vanilla Ninja wurde abgesagt. Gracia müsse zunächst ein Album und ein Video aufnehmen, so Brandes zum Hambuger Abendblatt. Inoffiziell verlautet in Branchenkreisen, das Problem sei vielmehr der Einbruch bei den Ticketverkäufen in Folge des Skandals.

Mittlerweile scheint sich auch die Bildzeitung, die ja immerhin ein untrügliches Gespür für Stimmungen hat, von dem Popsternchen abzuwenden. Ob ihr die "Karriere wichtiger sei als die Ehre", fragt das Busenblatt scheinheilig und berichtet, das Majorlabel Universal habe sich von der Sängerin getrennt. "Wir planen keine weitere Zusammenarbeit", zitiert Bild den Promotionchef des Labels, Michael Kucharski. Obendrein erwäge die Plattenfirma eine Verleumdungsklage wegen der Behauptung, Jeanette habe ebenfalls manipuliert. Die Label-Nachfrage von laut.de bestätigt die Meldung jedoch nicht. "Uns ist nichts Derartiges bekannt", zeigt man sich dort überrascht.

ARD-Programmdirektor Günter Struve setzt unterdessen im TV-Magazin "Brisant" der Startdiskussion ein vorläufiges Ende: "Sie darf nicht nur singen. Sie muss es auch." Der NDR-Vertrag mit Universal schreibe die Teilnahme am 21. Mai strikt vor. Aber: "Wenn sich herausstellt, dass massiv betrogen wurde, ist Deutschland in Kiew nicht dabei." Dafür bekäme die ARD vom Veranstalter Eurovision eine dicke Geldstrafe aufgebrummt. Es bleibt also spannend, zumal Produzent Brandes am Dienstag in der Talkshow "Kerner" zu sämtlichen Vorwürfen Stellung beziehen will.

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