Gerichtsurteil: Schüler durfte Fler hören

Ein Berliner Schüler erhielt einen Verweis, weil er während der Klassenfahrt eine Aggro Berlin-CD abspielte. Doch der 14-Jährige wusste sich zu wehren.

Berlin (mma) - Die Angst vor deutschem Hip Hop geht um. Vor allem die Aggro Berlin-Zugpferde Sido und Fler stehen im Schussfeld, in das sie sich mit provokanten Aussagen und dazugehörigen Musikvideos selbst manövriert haben. Die Alben der Rapper landen daher eines nach dem anderen auf dem Index, die Politik droht nach wie vor mit einem Clipverbot, und auch so mancher Pädagoge fürchtet um den Geisteszustand seiner Schützlinge. Weil ein Berliner Schüler auf Klassenfahrt einen "Aggro Ansage"-Sampler abspielte, griff der Lehrer hart durch.

Der 14-Jährige hatte die CD auf dem Zimmer gehört. Nach Meinung des Lehrers würden darauf Gewalt und Pornografie verherrlicht und rechtsextreme Ressentiments geschürt, weswegen er kurzerhand die mittlerweile indizierte Scheibe beschlagnahmte. Später erteilte die Klassenkonferenz dem Schüler einen Verweis und befahl ihm, im Musikunterricht einen Vortrag über Hip Hop und dessen ideologische Texte zu halten.

Doch der Betroffene kennt seine Rechte erstaunlich gut und reichte gegen den Verweis Klage ein. Mit Erfolg: Das Verwaltungsgericht Berlin hält den Tadel einem Bericht des Spiegel zufolge für nicht gerechtfertigt. Der Junge habe zum Zeitpunkt der Klassenfahrt noch nicht wissen können, dass er Unrecht begehe, da die "Aggro Ansage" damals noch frei im Handel erhältlich gewesen sei.

Ohnehin dürfte selbst eine Indizierung die meisten Schüler nicht abhalten, Sidos und Flers Raps zu lauschen. Schließlich fand der Lehrer auf dem Zimmer neben dem Sampler auch eine CD der offen rechtsradikalen Band Landser.

Mit deutschnationaler Symbolik kokettiert auch Fler bekanntlich äußerst gern. Sein geistiger Tiefflug hält bis heute aller Kritik zum Trotz an. Bei den MTV Hip Hop Open lud man den Rapper explizit aus, was ihn jedoch nicht davon abhielt, dennoch die Bühne zu entern. Anschließend erklärte er dem Sender, warum er eigentlich Auftrittsverbot hatte. Irgendwer scheine wohl ein Problem mit NDW 2005 zu haben, "aber drauf geschissen!".

Er habe einfach zum Hip Hop Open kommen müssen, um seinen Ruf zu retten. Sonst lade ihn möglicherweise bald kein Festival mehr ein. Das Chemnitzer Splash! brauche allerdings nicht mit ihm zu rechnen: "Da sind mir zu viele Ossis."