Auf einer Website der PRS äußern sich namhafte Songwriter zur Auseinandersetzung mit Youtube. Sie üben harsche Kritik an dem Unternehmen.

London (tol) - Der Internet-Gigant Google steht derzeit im Kreuzfeuer britischer Songwriter. Der Grund: ein Gebührenstreit mit Ableger Youtube. Die Verwertungsgesellschaft PRS (Performing Rights Society) forderte die Videoplattform jüngst auf, ihren Mitgliedern eine deutlich höhere Vergütung als bislang zu bezahlen. Dies hielten die Verantwortlichen des Internetdienstes jedoch für maßlos übertrieben. Daraufhin sperrten sie am zehnten März sämtliche Premium Musikvideos für britische User.

Die PRS zeigte sich ob der rigorosen Vorgehensweise geschockt und verärgert. Leiter Steve Porter erklärte in einem Statement, dass die plötzliche Maßnahme sowohl den Usern als auch den Künstlern schaden würde. Er bat den Konzern seine Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Zugleich rief die Verwertungsgesellschaft eine Webseite ins Leben, auf der die Musikschaffenden ihrem Ärger öffentlichkeitswirksam Luft machen. Mittlerweile publizierten über 60 Songschreiber via fairplayforcreators.com ihr Statement zur aktuellen Lage. Darunter auch Gang Of Four-Member Andy Gill.

Der Musiker empfindet die Situation als "vollkommen ungerecht". "Google und Youtube geben vor, einen öffentlichen Dienst anzubieten. Das tun sie nicht. Sie sind große Geldmaschinen, deren Besitzer unglaubliche Vermögen machen. Auf Kosten der Songwriter, denen man keine Einnahmen bezahlt", meint er zornig.

"Drei Milliarden sind verdammt viel"

X-Ray Spex-Sängerin Poly Styrene bekräftigt die Meinung ihres Kollegen. "Drei Milliarden sind ein verdammt hoher Profit", schreibt sie in Bezug auf den geschätzten Gewinn von Google. "Ich denke, es ist nur fair, dass die Songwriter ihren gerechten Anteil bekommen."

Die Achtziger-Ikone Pete Waterman macht die finanzielle Situation dramatisch deutlich. "Ich habe an 'Never Gonna Give You Up' mitgeschrieben, das Rick Astley in den Achtzigern performte und das wohl mehr als 100 Millionen Mal über Youtube gespielt wurde. Mein Performing Rights-Einkommen des letzten Jahres betrug elf Pfund."

Abba-Star Björn Ulvaeus versucht die Wichtigkeit dieser Einnahmen klar zu stellen. "Da gibt es diese Verfechter des Rechts auf File-Sharing, die sagen: 'Warum gehen sie nicht auf Tour und singen für ihr Essen?' Das zeigt eine erschütternde Ignoranz gegenüber dem Fakt, dass viele Leute, die Songs schreiben, nicht als ausführende Künstler tätig sind. Sie sind Produzenten und Songwriter. Punkt."

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5 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Warum beschweren sich gerade die Leute, die es am wenigsten nötig haben?
    Z.B. Björn Ulvaeus: Der könnte doch rein theoretisch nur von den A*Teens-Tantiemen leben. Oder er ist vielleicht immer noch enttäuscht, dass sein Ex-Kollege mehr verdient als er. Von den ABBA-Mädels hat man noch nie etwas gehört (die haben nämlich noch nie einen Song geschrieben).
    Oder auch Pete Watermann: Weil ja die SAW-Produktionen nicht kommerziell genug waren. Möcht' nicht wissen, wie die gelebt haben in den 80ern. Tja, und in den 90ern lief dann gar nix mehr. Da sieht man mal wieder: Die Produktionen waren einfach scheiße. Naja, damals haben die wenigstens noch Geld verdient.

  • Vor 15 Jahren

    Das seh ich anders, einfach, weil es für Menschen mit einem etwas absonderlichen Musikgeschmack sonst garnicht die Möglichkeit gäbe bestimmte Bands zu finden. Jemand, der nur Fileshared ist ein Dieb, keine Frage.
    Allerdings muss man auch klar sagen, dass Radio/Musikfernsehen und Plattenfirmen einen ja durchgehend mit dem gleichen Einheitsbrei belästigen, um dann abzufragen, was erfolgreich ist, um dann das gleiche weiterproduzieren zu können. Durch Internet, Youtube, etc. ist man als Konsument eben nicht mehr auf diese kommerzialisierte Form der Musikübertragung angewiesen. Insofern dürften gerade kleine Bands froh sein, wenn sie über diesen Weg an ihre Konsumenten kommen können.
    Es ist eben eine Sache der Moral die Musik, die einem gefällt dann auch zu kaufen.

  • Vor 15 Jahren

    oha, der prophet hat gesprochen

    ...

    tja jeder will halt gerechten lohn für seine arbeit, egal wie verflucht reich man sowieso schon ist, ansonsten könnte mans ja auch lassen und das will ja auch keener...

    es geht halt immer um geld... bei youtube genauso wie bei den künstlern und bei den komsumenten die das zeug sparen...

  • Vor 15 Jahren

    ist doch alles ganz normal. da sind welche unzufrieden und wollen mehr gema-gebühren über rechteverwertung bei youtube (auch wenn das dort anders heißt). youtube wiederum sagt: leckt uns am arsch, wir lassen uns nicht von euch erpressen. dann gibts eben gar keine musik und folglich auch null gebühreneinnahmen für euch.

    und wenn die klickzahlen gleich bleiben, hat youtube recht gehabt und die songwriter gucken in die röhre.

  • Vor 15 Jahren

    wieso. steht doch da: sämtliche "premium musikvideos" sind für engländer bei youtube gesperrt. also ist es ja egal, ob die videos da drin sind oder nicht. solange sie für engländer nicht sichtbar sind, wirds auch schwierig, gebühren dafür einzutreiben. die gema kann ja auch nicht geld in stalingrad verlangen, wenn ein russe sich dort dieter bohlens geheule anschaut.