Die Weltmeisterschaft rückt näher und eine der bizarren Geschichten am Rande wird schon vorher geschrieben. Ein Berliner Musiker macht mit einem Fußballlied Furore, das bei der WM eigentlich gar nicht zu hören sein sollte.

Berlin (mmö) - Alles fing damit an, dass Sven-Göran Eriksson, Teamchef der englischen Nationalmannschaft, den Anhängern der Three Lions verbot, die Hymne "Ten German Bombers" während der WM zu singen. Das Lied, das zur Melodie von "Von Den Blauen Bergen Kommen Wir" gesungen wird und die Royal Air Force lobt, die die deutschen Bomber im Zweiten Weltkrieg vom Himmel holte, gehört zu den Klassikern der englischen Fußballlyrik und wird natürlich immer gern gesungen, wenn es gegen Deutschland geht.

Die Zensur durch Eriksson fand der Berliner Musiker Torsun vom Electropunk-Duo Egotronic dermaßen absurd, dass er sich des Stückes annahm: "Die sollen singen dürfen, was sie wollen. Die Idee hatte ein befreundeter Blogger. Ich habe die Idee aufgegriffen, als die englischen Fans dazu aufgefordert wurden, das Lied hier nicht mehr zu singen," so Torsun gegenüber laut.de.

Innerhalb kürzester Zeit spielte er eine trashige Technoversion des Stückes ein und drehte ein Video, in dem ein Haufen mehr oder weniger maskierter Linker durchs Bild hüpfen. Das Video komplettieren Szenen von den legendären Spielen England - Deutschland 1966 und 2001 (beide Spiele verlor Deutschland, 1966 durch das bis heute umstrittene Wembley-Tor, 2001 in München recht deutlich mit 5:1).

Der eigentliche Aufreger: Torsun, der sich im Video als "Krautkiller" bezeichnet, zeigt auch Szenen, bei denen deutsche Weltkriegsflieger abgeschossen werden, am Ende brennt eine deutsche Fahne mit der Aufschrift "2006". Die Provokation ist durchaus gewollt, Torsun gehört ebenso wie Egotronic zur Fraktion der Antideutschen innerhalb der Linken. Für ihn repräsentieren die deutschen Flieger das faschistische Nazi-Regime, sie sollten dessen unmenschliche Ideologie mit kriegerischen Mitteln in Europa verbreiten. Daher, so könnte man schlussfolgern, ist nichts Falsches daran, abgeschossene deutsche Flieger zu zeigen.

Fußballfans, die Torsuns politische Ausrichtung nicht teilen, überziehen den Musiker seit Erscheinen des Videos in seinem Weblog mit allen erdenklichen Schmähungen. Doch Torsun nimmt sich die Verbalattacken nicht zu Herzen: "Ich war keineswegs überrascht über die Reaktionen. Es war mir klar, dass viele Leute Beschimpfungen lostreten würden. Es war schon geplant, dass das Kreise zieht."

Kreise hat es gezogen. Das Video wurde bei der Online-Plattform YouTube eingestellt und dort mittlerweile gut 32.000 mal angesehen. Mittlerweile ist auch den Betreibern klar geworden, dass es sich um ein Video mit einer gewissen Brisanz handelt. Sie haben den Streifen vom Netz genommen. Torsun wehrt sich derzeit dagegen.

In England haben schon diverse Magazine über das Video berichtet, sogar die News Of The World, das britische Äquivalent zur Bild Am Sonntag, griff das Thema auf. Demnächst erscheint das neue Album von Egotronic. Ein Publicity-Stunt ist dennoch nicht hinter der Aktion zu vermuten, denn Freunde unter den deutschen Fußballfans wird sich Torsun mit dieser Nummer nicht gemacht haben. Für Fußball interessiert er sich übrigens nicht. Die fußballhistorischen Fakten musste ein Freund beisteuern.

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Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Egotronic,  | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen)

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