Nach langem Streit über ein "quasimilitärisches" Einsatzkonzept gibt die Polizei nun nach.

Lärz (dok) - Das seit Monaten ausverkaufte Fusion Festival zieht jährlich rund 70.000 tanzwütige Menschen an und findet in diesem Jahr vom 26. bis 30. Juni statt. Zumindest sieht es nun wieder danach aus. Seit Wochen liefert sich das Veranstalter-Team des "Kulturkosmos Müritz" mit dem neubrandenburgischen Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch einen offenen Kampf um die Durchführung des Elektro-Festivals, Mecklenburgs größter und prominentester Kulturveranstaltung.

Für neuen Zündstoff sorgte gestern ein Bericht auf Zeit Online sorgte gestern für Aufsehen. Aus polizeiinternen Dokumenten ginge hervor, dass die Polizei bereits seit Monaten einen Großeinsatz beim Fusion vorbereite, der den Einsatz von Räumpanzern und Wasserwerfern beinhaltet, hieß es auf zeit.de. Da Auseinandersetzungen zu erwarten seien, plane man die Bereitstellung einer Hundertschaft zur Verkehrsregelung sowie unterstützenden Tätigkeiten auf dem Festival. Von knapp 1000 einsatzbereiten Polizisten, die in der Nähe des Geländes untergebracht werden, war die Rede. Die Linke-Politikerin Eva-Maria Kröger nannte Das Einsatzkonzept "martialisch und quasimilitärisch".

Die Polizei sah sich daher gezwungen, mit einer Pressemitteilung zu reagieren. Es würden keine Räumpanzer und Wasserwerfer zum Einsatz kommen, versprach man am späten gestrigen Abend. Grund sei ein überarbeitetes Sicherheitskonzept des Veranstalters, das neue Ansatzpunkte liefere, "die ein Einvernehmen mit der Polizei möglich erscheinen lassen." Man erkenne "den friedlichen Charakter der Fusion seit 22 Jahren an."

Zuvor hatte der Nordkurier berichtet, dass die Behörde spezialisierte Beamte, die normalerweise Demonstranten von Gleisbetten losschneiden, in Bereitschaft gestellt hat. Auch die Bundeswehr tauchte in dem Konzept auf. Für zusätzliche Missstimmung sorgte auch eine vom Polizeipräsidium Neubrandenburg bei der Polizeihochschule an der FH Güstrow in Auftrag gegebene Bachelorarbeit, die die vermeintlichen Schwächen des Sicherheitskonzeptes auflistete.

Brisanterweise gelangten dadurch interne Dokumente der Veranstalter in Polizeihände, die, Datenschutz hin oder her, auch verwendet wurden. Betreuer der Arbeit war der ehemalige AfD-Politiker Theodor Claasen, der 2014 wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt wurde. Claasen griff eine Gruppe jugendlicher AfD-Gegner mit Pfefferspray an, nachdem diese ihn mit Konfetti bewarfen.

Mittlerweile setzen sich parteiübergreifend Lokalpolitiker von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, FDP und MUG für die Durchführung des Festivals ein. Veranstalter Martin Eulenhaupt hatte die Landesregierung aufgefordert, dem unverhältnismäßigen polizeilichen Vorhaben einen Riegel vorzuschieben. Die endgültige Entscheidung darüber, ob das Fusion-Festival stattfinden kann, soll laut Medienberichten frühestens am Donnerstag fallen.

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