Im Juni machte die Nachricht die Runde: die MTV-Mutterfirma Viacom schluckt VIVA. Ein knappes halbes Jahr später steht dann auch mal der gemeinsame Sendeplan. Und bestätigt die schlimmsten Befürchtungen.

Berlin/Köln (vbu) - Über die neue inhaltliche Gestaltung der deutschen Musiksender kann vor allem eins gesagt werden: Sie ist werbekundenkompatibel. "Die Programmierung und die Musikfarbe der Sender werden komplementär ausgerichtet und jede Marke wird ein klareres, individuelleres Senderprofil erhalten", marketingschwafelt die Pressemitteilung der Sender. Übersetzt heißt das so viel wie: Jede interessante Gruppe, die die Werbenden ansprechen möchten, wird mit einem der Programme bedient. Für den anspruchsvollen Musikfernseh-Schauer bedeutet das wohl leider: Griff in die Kloschüssel.

Im Einzelnen soll das Programm ab dem nächsten Jahr wie folgt aussehen: MTV setzt mit Krawall-Shows à la Jackass oder Viva la Bam auf eine "eher männliche Zielgruppe von 10- bis 34-Jährigen". Der Sender nennt das "innovativ und progressiv" und braucht dafür "Mut und Coolness". Musik soll nur noch am Rande auftauchen (hat sich da mal jemand überlegt, wofür die Abkürzung MTV eigentlich steht?). VIVA geht "zurück zu seinen erfolgreichen Wurzeln" als "nationaler Jugendsender mit chartorientierter Musik." Im Blickfeld vor allem: Mädchen von 10 bis 29.

VIVA Plus mutiert weiter zum 9Live für Jugendliche: "Hot Music, Games und Fun", nennt MTVIVA das. Der aufregendste Bestandteil des neuen Programms sind "SMS-Angebote". Was sich dahinter wohl Spannendes verbirgt? Bei MTV 2 Pop werden die Programmmacher etwas deutlicher: dort sorgt "Musik rund um die Uhr" für "Entspannung und Unterhaltung". Weichspül-Gedudel, das die Familie vor dem Fernseher zusammen bringt ... oder so.

Es wird also zwei Jungs- (MTV, VIVA+), einen Mädchen- (VIVA) und einen Familiensender (MTV 2 Pop) geben. Fragt sich nur, wie lange die "Musiksender" überhaupt noch Musik ausstrahlen. Aber so lange sich die Werbekunden freuen, ist wohl alles erlaubt. Was mit den bestehenden Musik-Sendungen wie etwa dem letzten Qualitäts-Feigenblatt "Fast Forward" geschieht, bleibt im Ungewissen. VIVA wollte auf Nachfrage von LAUT keine Bestandsgarantie geben. Man könne dazu noch nichts sagen, die Teams arbeiteten "mit Hochdruck" daran. Rückendeckung für Charlotte klingt anders.

Weiterlesen

OP-Show MTV droht Geldstrafe

Nach einem Beschluss der Kommission zum Jugendmedienschutz dürfen Schönheits-Operationen in Reality-Shows erst nach 23 Uhr gezeigt werden. MTV und RTL2 müssen mit Bußgeldern rechnen.

Noch keine Kommentare