Alle Titel von Produzent David Brandes fliegen für drei Monate aus den Charts. Der sieht unterdessen eine konspirative Vereinigung am Werk.

Weil am Rhein (mma) - Am Freitag gab der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft die dreimonatige Chartssperre von Bros Music-Platten bekannt. Die Betrugsvorwürfe hätten sich bestätigt. Zwar habe Media Control so genannte Klumpungen aus der Chartserhebung ausgeschlossen. Doch aufgrund des Ausmaßes des Betrugs gehe der Verband davon aus, dass dennoch manipulierte Verkäufe in die Charts einflossen. Zusätzlich zur Verbannung aus den Hitlisten steht David Brandes von nun an unter scharfer Beobachtung.

Produzent David Brandes sieht sich indessen als Opfer einer Verschwörung. Jemand setze alles daran, sein Ansehen zu ruinieren, vermutet der Bros Music-Chef im Bild-"Kreuzverhör". Dieser Jemand habe auch nach dem Akte-Bericht vom 24. März, der den ganzen Skandalbrocken ins Rollen brachte, Gracia- und Vanilla Ninja-Platten aufgekauft. Um ihn und seine Künstler zu diffamieren. David vs. the Weltverschwörung, Pt. I.

Auf seiner Webseite packt David die Steinschleuder aus. Er und sein "kleines Indie-Label" seien Opfer einer gezielten Kampagne, schreibt Brandes unter der Überschrift "Der wahre Skandal". Er gebe wohl zu, bis März 2004 CDs zu Manipulationszwecken aufgekauft zu haben. Media Control habe die Unregelmäßigkeiten jedoch bemerkt und aus der Chartserhebung ausgeschlossen, verweist der Chartsbetrüger auf die Aussage von Geschäftsführerin Ulrike Altig in der März-Sendung von Akte05. Nach dem Bericht habe er selbstverständlich von den Aufkäufen abgelassen: "Ich wäre ja schön blöd gewesen, wenn ich nach der Sendung noch weitergemacht hätte", sagt Brandes im "Bild-Kreuzverhör" aus. Auch der Phonoverband stellt in der aktuellen Pressemitteilung fest: "Die auffälligen Käufe brachen (...) noch am Mittag des 24. März ab."

Jedoch seien, so Brandes, im Zeitraum von der Akte-Sendung bis in die vergangene Woche weiterhin Betrugsversuche bei Bros Music-CDs entdeckt worden. "In großen Mengen, in riesigen Stückzahlen, richtige Hamsterkäufe, die einfach auffliegen mußten." Allein wegen dieser neuerlichen Aufkäufe werde der Produzent nun bestraft, wie Dokumente auf der Internetseite belegen sollen. Auch der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft bestätigte am 19. April gegenüber stern.de: Neue Manipulationsversuche sind aufgetaucht. "Der Witz ist bloß: Das war nicht ich!", echauffiert sich Brandes.

Da bleibt einem wirklich das Lachen im Halse stecken. David, das Opfer eines verfeindeten Trittbrettfahrers? "Ganz bewusst hat sich da draußen jemand die Situation zunutze gemacht und unsere CDs in großen Mengen aufgekauft", lautet seine Erklärung. Zu möglichen Motiven wolle er sich nicht äußern; vermutlich versuche man, ein Exempel an Bros Music zu statuieren. Die These ist gar nicht so weit hergeholt, unterstellt man dem vermeintlichen Liebhaber Gracias das Mindestmaß an gesundem Menschenverstand.

Genau daran aber scheinen mittlerweile Teile der Branche zu zweifeln. "Brandes lügt wie gedruckt", sagte Media Control-Chef Karlheinz Kögel am Dienstag zur Bildzeitung: "Es ist der verzweifelte Versuch eines Betrügers, sich reinzuwaschen. Brandes ist wie ein Dopingsünder im Sport. Zuerst sagt er: Ich mußte betrügen, weil alle es machen. Und jetzt meint er, die Proben seien vertauscht worden."

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