Fast Forward-Moderatorin Charlotte Roche und Sarah Kuttner äußern sich zur aktuellen Situation bei VIVA.

Köln (joga) - Bei VIVA geht es derzeit drunter und drüber. Seitdem der MTV-Eigner Viacom auch die Kölner Firma erworben hat, regiert die Angst um den Arbeitsplatz bei dem Musiksender. Dass Viacom zwar bereits neuer Eigner ist, aber noch nicht weisungsberechtigt, verschlimmert das Durcheinander noch. Und wenn, wie die Kölner Rundschau berichtet, der noch amtierende Chef und VIVA-Gründer Dieter Gorny E-Mails mit dem Subject "Kommunikation Betriebsschließung" verschickt, bessert das auch nicht gerade die Stimmung.

In einem solchen Klima der Angst fallen Spekulationen auf fruchtbaren Boden. Die FAZ hatte gestern berichtet, die Sarah Kuttner-Show stünde vor dem Aus, und obwohl der Produzent der Sendung noch am selben Tag dementierte, beschäftigte Sarah Kuttner sich in ihrer Sendung am Abend mit der eigenen Zukunft: Fakt sei, dass die "Zusammenlegung für unglaublich konfuse kuddelmuddel-berechtige Ängste auf der Jobebene unter den Angestellten, Unsicherheiten, Sorgen machen usw. Das finden wir doof. Das find ich schlecht. Es wird nicht vernünftig kommuniziert, nicht in den Häusern, nicht nach draußen."

Anders als die Angestellten, die sich von Leuten "mit dickem Geld und Akten in der Tasche" wie Sachen hin und her schieben lassen müssten, könnten die Zuschauer sich aber wehren: "Man kann sich zu einer Horde Eier-werfender junger Menschen gruppieren und seine Meinung kund tun. Ich habe heute tatsächlich eine Mail bekommen in der drinstand: 'Würde es Dir etwas ausmachen, wenn wir uns dagegen wehren, dass deine Show eingestellt wird?' Natürlich nicht! Man muss um das Recht nicht bitten, eine Demonstration zu machen. Insofern: Geht auf die Straße wie früher, BHs aus, Brüste raus …"

Anders als die noch nicht endgültig abgesägte Sarah Kuttner muss Charlotte Roche kein Blatt mehr vor den Mund nehmen. Sie habe es noch gar nicht richtig kapiert, dass es ihre Sendung nicht mehr gebe, sagte sie im Interview mit der FAZ und zeigte sich auch sehr enttäuscht von der Programm-Politik des Senders: "Die Viacoms dieser Welt verstehen nicht, warum man eine kulturelle Sendung haben soll oder irgendwas, das kommerziell scheinbar unerfolgreich ist. Wenn man diesen ganzen Chefs gegenübersitzt, guckt man in blanke Gesichter. Man muss ihnen erklären, warum das Sinn hat, wenigstens in einer von vierundzwanzig Stunden etwas Spezielles zu zeigen, etwas Unbekanntes, auch wenn man damit nicht die Massen erreicht. Die sitzen dann da und sagen: Ja, aber da könnten wir doch Geld verdienen in der Zeit. Gegen solche Argumente ist man machtlos."

In der derzeitigen Situation sei es auch nicht möglich, neue Pläne zu schmieden: "So ist das gerade bei Viva: Fast jede Redaktion ist panisch und hat Zukunftsangst. Und wenn die Leute im Büro anrufen, um mit ihren Chefs Termine zu kriegen, bekommen sie zu hören, wartet mal, ich weiß selber nicht, ob ich noch einen Job habe. Alle warten."

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