laut.de-Kritik

Die dunkle Seite des Elektro-Stadels.

Review von

Sein Debütalbum samt der zugehörigen Single-Auskopplung waren ein Schlag ins Gesicht amerikanischer Sittenwärter. "Ultra Sex" und "Hate Fuck" hießen die beiden Vinyl-Scheiben, denen Mount Sims auf der Bühne zu noch schlüpfrigerem Ruhm verhalf. Bei der Polizei war Mathew Sims zuvor schon wegen "Unzucht mit einem Lautsprecher" in Erscheinung getreten. Ob der provozierten Skandale fristet das musikalische Schaffen des schwarzen Wavers beinahe ein Schattendasein.

Sehr zu Unrecht, denn Mount Sims baut eine Welt aus dunklen Tönen vor einem auf, die sich weder an kurzlebigen Trends wie Electroclash abarbeitet, noch im Verdacht steht, einen Tanzflächen-Brenner nach dem anderen veröffentlichen zu müssen. "Wild Light" gibt sich weitaus gruftiger als die meisten Gigolo-Releases, setzt nicht so sehr auf Techno, sondern viel lieber auf Wave. Kein Wunder, dass immer wieder Namen von Bands wie Liaisons Dangereuses oder Gary Numan gemeinsam mit den Songs den Gehörgang hinunter reiten.

Mit sanfter Hand breitet Mount Sims bei "No Yellow Lines" und "Restless" seinen Schleier aus kühlem Detroit-Charme und waviger Verspieltheit über den Zuhörern aus. Ganz zu schweigen vom Talent als Songwriter, das der Multiinstrumentalist im Verlauf von "Wild Light" zu erkennen gibt. Trotz einer durchgängig Wolken verhangenen Grundstimmung verfällt Mount Sims nicht in einen billigen Schematismus, reiht nicht nur Tracks aneinander, sondern lässt fünfzehn Songs lang ein Album heranreifen, dem man gerne sein Ohr leiht.

Wie gut sich Mount Sims auf die dunkle Seite des Elektro versteht, konnte man bereits im vergangenen Jahr miterleben, als ihn Hell damit beauftragte, "The Great Electro-Clash Swindle" in Form zu gießen. Mount Sims ließ sich nicht lange bitten und verband mit flinken Fingern aktuelles von Felix Da Housecat mit Spinnweben Überzogenem von Christian Death und Todtraurigem von The Velvet Underground und Nico.

"Wild Light" lebt die Vorliebe von Mount Sims für kühle und dunkle Klangbilder konsequent aus. DJ Hells Gigolo Records versucht sich einmal mehr erfolgreich darin, ein starkes Band zwischen den Arbeiten der elektronischen Pioniere zu Beginn der 80er Jahre und der aktuellen Produzenten-Szene zu knüpfen. Glücklicherweise verfallen die Gigolos dabei nicht in die alte Retro-Schiene, sondern blasen den Elektro-Stadel immer wieder mit frischem Wind durch. Dieses Mal sogar ganz ohne sexuelle Anzüglichkeiten.

Trackliste

  1. 1. Forest Chamber
  2. 2. No Yellow Lines
  3. 3. Restless
  4. 4. Wild Light
  5. 5. Ashes
  6. 6. The Red Line
  7. 7. Morning Birds Scream
  8. 8. Does She Dance
  9. 9. Headless
  10. 10. Lights On
  11. 11. Ergent No Ergent
  12. 12. Hollow Sky
  13. 13. 9 Voltz
  14. 14. Falling Up
  15. 15. Somnambulist

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