laut.de-Kritik

Jedermanns Lieblingsrapper hat die passenden Produzenten im Gepäck.

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Mos Def bleibt ein Phänomen. Trotz der streitbaren, polarisierenden, wenn auch oftmals unterschätzten beiden letzten Platten und seinem Mitwirken in mehr oder weniger durchschnittlichen Hollywood-Streifen, hat sich nichts am Status verändert. Im Gegenteil, die Szene jauchzt vor Freude, wenn jedermanns Lieblingsrapper eine neue Platte veröffentlicht.

Das mag zum einen mit seiner bis heute schwer zu übertrumpfenden Scheibe "Black On Both Sides" bzw. der Black Star-Kollabo mit Talib Kweli zusammenhängen. Zum anderen aber auch damit, dass Mos selbst bei umstrittenen Platten wie "True Magic" immer in der Lage ist, einen Hit mit Klassikerpotenzial wie "Sun, Moon, Stars" rauszuholen.

Den Kontroversen der Vergangenheit gräbt "The Ecstatic" schon im Vorfeld das Wasser ab. Dieses Mal mit Coverartwork und ohne Gerüchte über einen kapitalen Streit mit dem Label, gibt sich Mos Def unter die Qualität garantierenden Fittiche einiger der Großen der Produzentenzunft. Vielmehr: Der Boogie Man goes Stone Throw.

Mit Madlib, Oh No, J Dilla und Georgia Anne Muldrow finden sich gleich vier Namen in den Credits, die Peanut Butter Wolfs Kreativschmiede entspringen. Gänzlich Neuartiges kommt dabei allerdings nicht heraus: "Supermagic" hieß früher "Heavy" und war als Instrumental bereits auf Oh Nos "Dr. No's Oxperiment" vertreten, "Auditorium" ist als "Movie Finale" auf der Indienausgabe der Beat Konducta-Reihe vorhanden, "Revelations" war gar ein Interlude auf "Madvillainy 2: The Madlib Remix".

"Twilight Speedball" aus Chad Hugos Beatmaschinerie wiederum weist eine signifikante Nähe zu Pharoahe Monchs "Simon Says" auf. Es sei Mos Def jedoch vergönnt, manche Dinge sind einfach so gut, dass sie selbst kompostiert noch frisch wirken. Besonders wenn ein Slick Rick durch Madlibs Klangwelten schwebt und Mos seinerseits zu Höchstleistungen anstachelt.

Dillas Post-mortem-Beitrag veredelt Featuregast Talib Kweli, was umstandslos Erinnerungen an alte Black Star-Zeiten aufkommen lässt. Auch mehr als zehn Jahre später hat sich nichts am perfekten Zusammenspiel der beiden geändert. Dürfen wir uns nach der Ankündigung eines neuen Reflection Eternal-Albums in absehbarer Zukunft auf eine neue Kollaboration der beiden Kritikerlieblinge freuen? Es wäre zu wünschen.

Bis dahin dient "Ecstatic" als hervorragendes Methadon. Es ist ein reines Hip Hop-Album geworden, dessen Reichweite sich von locker-melodiösen Kopfnickern ("Priority") über atmosphärisch-dichte Sozialkritik ("Life In Marvelous Times") zu orientalischen Groovemonstern ("The Embassy") erstreckt. Keine Genrespielereien wie Black Jack Johnons Rock'n'Roll oder der jüngste Jazzausflug mit dem Charlie Hunter Quartet, dafür aber mit Einflüssen, die durchaus von Mos Defs Nähe zu Rock, Soul und Jazz zeugen.

Selbstverständlich heißt Hip Hop in Mighty Mos' Welt nicht, dass er nicht singen dürfte: "Pistola" schafft Abhilfe, noch etwas besser macht es sich gemeinsam mit Georgia Anne Muldrows verbindlicher Attitüde vor herrlich verträumtem Piano. Jedermanns Lieblingsrapper ist zurück - mit den passenden Produzenten im Gepäck: überzeugender und weniger streitbar war nur "Black On Both Sides".

Trackliste

  1. 1. Supermagic
  2. 2. Twilight Speedball
  3. 3. Auditorium ft. Slick Rick
  4. 4. Wahid
  5. 5. Priority
  6. 6. Quiet Dog
  7. 7. Life In Marvelous Times
  8. 8. The Embassy
  9. 9. No Hay Nada Mas
  10. 10. Pistola
  11. 11. Pretty Dancer
  12. 12. Workers Comp
  13. 13. Revelations
  14. 14. Roses ft. Georgia Anne Muldrow
  15. 15. History ft. Talib Kweli
  16. 16. Casa Bey

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