laut.de-Kritik

So muss Metal einfach sein: hart und direkt in die Fresse!

Review von

Nachdem mit Dimebag Darrell und Vinnie Paul ja schon mal ein Brüderpaar als Gitarrist und Drummer im Megadeth-Camp zur Debatte standen, helfen mit Glen (Gitarre) und Shawn Drover (Drums) nun die zwei Eidolon-Mucker aus. Die beiden haben dort schon gezeigt, dass sie gute Musiker sind, aber bei Megadeth drehen sie erst so richtig auf.

"The System Has Failed" ist schon drei Jahre alt, und man wusste danach lange nicht so recht, wie und ob es mit Megadeth überhaupt weiter geht. Egal, ob die Band nun wieder zurück ist, nie weg war, ihren zweiten Frühling erlebt oder einfach nur ein weiteres von zahlreichen verdammt guten Alben eingespielt hat - Fakt ist jedenfalls, dass Dave Mustaine mit "United Abominations" ein waschechtes Megadeth-Album eingespielt hat, das mit dem Vorgänger genauso mithalten kann wie mit "Countdown To Extinction" oder "Rust In Peace".

Wenn der Opener "Sleepwalker" mal nicht ein Einstand nach Maß ist, weiß ich auch nicht weiter. Hört das Ding richtig laut, und es bläst euch die Rübe weg. Ich hab den Kerl schon immer sehr für seine bissigen und treffenden Texte geschätzt, schließlich legt er den Finger nicht nur in die Wunde, sondern stochert noch drin rum. Gründe dafür gibt es ja nun wahrlich genug, und wenn Cover und Titel ein wenig an "Peace Sells ... But Who's Buying" erinnern, ist das sicher kein Zufall. Damals lag das UN-Gebäude nach einem Atomschlag in Trümmern, heute wird es wieder zusammengebombt.

"Washington Is Next" ist musikalisch ebenfalls eine ziemlich harte Nummer und textlich eine weitere gnadenlose Abrechnung mit den UN. So muss Metal einfach sein: hart, direkt und in die Fresse! Vom Tempo her nicht ganz so zügig, aber mit einem verdammt coolen Groove legt der Kalifornier mit "Never Walk Alone ... A Call To Arms" nach. Allein die Gesangslinie im Chorus ist so was von typisch für Megadeth, dass ich fast schon die rosa 'Früher war alles besser'-Brille aufsetzen will. Aber wozu, schließlich ist der Song nagelneu und genauso geil wie die alten.

Der Titeltrack ist ein wenig schwerer zu verdauen, setzt sich aber mit seinen wütenden Gesangslinien schon nach ein paar Durchläufen auf Dauer im Gehirn fest. So gnadenlos, wie der Rotschopf hier mit der UN abrechnet, sollte man wohl andere Gesprächsthemen wählen, wenn man mal privat mit ihm plaudern will. "Gears Of War" setzt weitgehend auf klassischen Heavy Metal im Stile von Judas Priest und war schon der Soundtrack auf dem gleichnamigen XBox-Game. Auch das folgende "Blessed Are The Dead" ist recht traditioneller Metal, der nicht zu meinen Favoriten zählt.

Dann doch lieber ein Groovemonster wie "Play For Blood", das einem noch einmal richtig die Ohren frei pustet, ehe uns Dave die Neuauflage von "A Tout Le Monde (Set Me Free)" schmackhaft machen will. Der Song war im Original klasse, und auch in der neuen Version mit Cristina Scabbia ist die Nummer nach wie vor bärenstark. Dass es sich beim folgenden "Amerikhastan" um keinen Lovesong mit banalem Tralala-Text handelt, sollte wohl klar sein. Als Preacher hab ich Mustaine zuvor aber noch nie gehört. Gefällt mir ausgesprochen gut, gehe ich doch mit den meisten seiner Aussagen konform.

"You're Dead" legt zwar nur im Mittelteil von Tempo her ordentlich vor, ist aber trotz gemäßigter Schlagzahl eines der härtesten Stücke der Scheibe. Das abschließende "Burning Ice" hustet Dave stilsicher ein, setzt damit aber nur einen weiteren guten Song und keinen Überknaller an den Schluss der Scheibe, auch wenn das Tempo zum Ende hin noch mal richtig anzieht, und die Jungs die Klampfen ordentlich qualmen lassen. Für mich steht jedenfalls außer Frage, dass Megadeth heute genau so wichtig für die Metal-Szene sind wie vor 20 Jahren.

Trackliste

  1. 1. Sleepwalker
  2. 2. Washington Is Next!
  3. 3. Never Walk Alone...A Call To Arms
  4. 4. United Abominations
  5. 5. Gears Of War
  6. 6. Blessed Are The Dead
  7. 7. Play For Blood
  8. 8. A Tout Le Monde (Set Me Free)
  9. 9. Amerikhastan
  10. 10. You're Dead
  11. 11. Burnt Ice

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50 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    @MannBeißtHund (« @triple-m (« Intereessanterweise habe ich gerade eine "Antwort" auf den Song, die versucht, die Anschuldigungen zu widerlegen, entdeckt:

    http://www.undispatch.com/archives/2007/07… ... stammt von UN Dispatch, einem UN-gesponorten (?) Blog. »):

    Dieser UN-Mensch, der den Songtext von "United Abominations" interpretiert/kritisiert, macht das ziemlich unseriös und subjektiv, was u.a. an seinem letzten Satz deutlich wird.
    (Dazu gab es auch mal ne laut-News.) »):

    Ich glaube, er hat sich schon persönlich ganz schön angepisst gefühlt :) Die Wahrheit liegt vermutlich, wie so oft, irgendwo zwischen den beiden Extremen.

    Beispiel:

    Zitat («
    In a mire of hypocrisy, bribes, kickbacks, and corruption, the UN enables terrorism, and ignores sex crimes by its peacekeepers.

    The narrator then accuses the UN of ignoring sex crimes by peacekeepers. You can read the UN's zero tolerance policy on sex crimes here. Essentially, the UN responds by sending peacekeepers home to face prosecution in domestic courts. The United Nations, I should stress, does not have the ability to conduct criminal prosecutions against peacekeepers, but depends on member states to do so. »):

    ...wahrscheinlich ignorieren die UN nicht Sexualdelikte durch Blauhelme, aber vielleicht tun sie auch nicht genug dagegen, dass diese immer wieder auftreten... Siehe z.B.

    http://www.welt.de/politik/article2039839/…

    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,5556…

    http://www.amnesty.de/umleitung/2002/deu05…

    ...langsam, so ganz langsam, driften wir ins Off Topic ab...

  • Vor 14 Jahren

    Macht doch nichts, zur Platte ist wohl alles gesagt.

    Ich glaube nicht, dass sich dieser UN-Blog einen Gefallen damit getan hat, diesen Songtext zu analysieren. Damit bekommt er doch deutlich mehr Wichtigkeit, als wenn man ihn einfach ignoriert hätte. (Seien wir mal ehrlich, dem gemeinen Metaller sind Songtexte doch eher scheißegal.) Aber vermutlich gehört diese Art von Reflektion auch irgendwo zum Selbstverständnis der UN.

    Andere Frage: Euch ist aufgefallen, dass sich der zitierte Text von der Version unterscheidet, die auf dem Album zu hören ist(zumindest auf meiner Version)? Über diese etwas andere Textvariante bin ich auch schon vorher im Internet gestolpert. Weiß jemand, wo die herkommt?

  • Vor 14 Jahren

    @Olsen (« Ich glaube nicht, dass sich dieser UN-Blog einen Gefallen damit getan hat, diesen Songtext zu analysieren. Damit bekommt er doch deutlich mehr Wichtigkeit, als wenn man ihn einfach ignoriert hätte. (Seien wir mal ehrlich, dem gemeinen Metaller sind Songtexte doch eher scheißegal.) Aber vermutlich gehört diese Art von Reflektion auch irgendwo zum Selbstverständnis der UN. »):

    Ja, mag sein... Wobei man doch an diesem Fred eigentlich sieht, dass das mit den Metalern, denen der Text egal ist, eigentlich nicht unbedingt zutrifft...
    @Olsen (« Andere Frage: Euch ist aufgefallen, dass sich der zitierte Text von der Version unterscheidet, die auf dem Album zu hören ist(zumindest auf meiner Version)? Über diese etwas andere Textvariante bin ich auch schon vorher im Internet gestolpert. Weiß jemand, wo die herkommt? »):

    Ist mir auch aufgefallen, und ich habe gestern mal bei YouTube und Konsorten gesucht, aber alles, was ich gefunden habe, hatte den Text der auch bei mir auf der CD ist... Ich dachte erst an einen "Video / Radio Edit", aber der Song scheint nicht als Single ausgekoppelt gewesen zu sein... Kein Plan wo das herkommen könnte...