laut.de-Kritik

Marina and the Lady Gaga-Freaky-Styley-Express.

Review von

Zugegeben, als ich den Namen Marina And The Diamonds das erste Mal hörte, dachte ich unweigerlich an Florence And The Machine. Plump abgekupfert, kam mir als erstes in den Sinn. Dann noch die Pressefotos der griechischen Waliserin: Da springt wohl eine auf den Lady Gaga-Freaky-Styley-Express auf, glaubte ich. Doch es folgte eine ganz angenehme Überraschung.

Denn während Florence Welsh eine Musikertruppe um sich schart, steht Marina Diamandis allein im Rampenlicht. Und zeigt im Gegensatz zur gemeinen Popzicke eine sehr menschliche Seite in Interviews. Ihr Debüt birgt Popsongs mit sehr simplen Beats. Dies schadet dem Album jedoch keinesfalls. Denn "The Family Jewels" lebt vor allem von Marinas Organ, einer angenehmen Altstimme, die in der heutigen Popwelt eine Seltenheit darstellt.

Das Album ist von vorn bis hinten eingängig, an einer Stelle fragt Marina unter blumigen Synthiebeats von Streichern begleitet: "Are you satisfied with an average life? Do I need to lie to make my way in life?". "Girls" handelt von den Schwierigkeiten junger Frauen, "The Outsider" dreht sich um Selbstzweifel und "Rootless" behandelt das Gefühl der Heimatlosigkeit. Die Themen sind nicht immer süß wie Zuckerwatte, doch in hüpfende Beats verpackt, wirken sie kaum mehr dramatisch schlimm.

Das als stille Klavierballade beginnende "Obsessions" bleibt sofort hängen, und je weiter der Song fortschreitet, um so intensiver und fordernd klingt Diamandis' Stimme. Auch bei einer der Singleauskopplungen - "I Am Not A Robot" - bietet sie leichte, aber einwandfreie Unterhaltung. "Guess what? I am not a robot, a robot", heißt es dort.

Betrachtet man dazu das Cover, kommen an der Echtheit ihrer Worte allerdings Zweifel auf. Zu glatt gebügelt das Gesicht, es wurde gephotoshopt bis zur Unkenntlichkeit. Marina mag nun ein Mädchen sein, das in "Hollywood" vom Leben als "American Queen" träumt. Doch muss man eine so hübsche junge Dame zur Barbiepuppe degradieren?

"Oh no!", lautet die eigene Antwort: "I know exactly what I want and who I want to be." Die neue Popprinzessin des Jahres 2010 vielleicht? Schaffen könnte sie es, denn mit "The Family Jewels" arbeitet sie sich musikalisch durch chartrelevante Bereiche: Von der Ballade über starken Powerpop bis hin zu glamourösen Nummern. Alles findet seinen Platz.

Dabei ist sie wesentlich lauter als Feist oder Regina Spektor, jünger als Kate Bush und freundlicher als Lady Gaga. Marina bleibt trotz hoher Hitparadenverträglichkeit individuell. Und liefert ein kurzweiliges Debüt.

Trackliste

  1. 1. Are You Satisfied?
  2. 2. Shampain
  3. 3. I Am Not A Robot
  4. 4. Girls
  5. 5. Mowgli's Road
  6. 6. Obsessions
  7. 7. Hollywood
  8. 8. The Outsider
  9. 9. Hermit The Frog
  10. 10. Oh No!
  11. 11. Rootless
  12. 12. Numb
  13. 13. Guilty

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14 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    schlechte review.
    obwohl ich florence und co super schlecht finde ist marina richtig gut. poppige, aber nicht plumpe songs.
    für mich einer der highlights des jahres.

  • Vor 13 Jahren

    Muss ich Crunker recht geben. Die Review basiert meiner Meinung nach auf viel zu viele Vergleiche mit anderen Kuenstlern. Vier Sterne haette sie schon verdient. Die Songs sind in der Tat alles andere als plump.

    Fuer mich ist auch dies eines der Highlights des Jahres. Bin positiv ueberrascht von der CD. Kein Einheitsbrei auf der CD, jeder Song klingt individuell anders...

    Mein Rat an euch. Kaufen, kaufen, kaufen. Solche Kuenstler sollten gefoerdert werden und nicht irgendson Beyonceverschnitt von der Stange, die man ueberall im Radio dudeln hoert oder eine Lady Gaga, bei der alles nur gespielte Irrheit ist...