laut.de-Kritik

Wann schnürt er endlich das Minimal-Korsett auf?

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Der große Minimal-Hype ist längst vorbei. Schaut man auf die Liste der Upcoming Shows, die Marc Houle auf seiner MySpace-Seite publiziert, könnte man aber meinen das Gegenteil sei der Fall. Insgesamt 17 Dates spielt der Mann von Richie Hawtins Minus Label alleine im Monat Oktober. Nun steht gerade in diesen Tagen natürlich die Promotion seines drittes Albums "Drift" an. Aber selbst wenn man diese Tatsache mit berücksichtigt, bleibt die hohe Nachfrage wohl eher den außergewöhnlichen Livequalitäten von Houle geschuldet, denn seinen aktuellen Studioproduktionen.

Acht neue Tracks hat der fleißige Studioarbeiter Marc Houle für sein Album "Drift" ausgesucht. Entstanden sind sie allesamt vor rund einem Jahr, während der kalten Berliner Wintermonate. Die unwirtlichen Wetterbedinungen bilden den kreativen Background des Longplayers. Sie dürften Marc Houle an seine kanadische Heimat erinnert haben, wo im Winter häufig kalte Polarwinde aus den kanadischen Weiten blasen. Trotz Temperaturen unter Null und einer schneebedeckten Landschaft vor seinem Studio strahlen die Tracks von Marc Houle eine futuristische Wärme aus.

Das liegt zu einem guten Teil an den zahlreichen analogen Studiobausteinen, auf die der Kanadier seit der Frühzeit seiner Karriere setzt. Insbesondere zur Klangerzeugung verwendet Houle noch immer richtige Hardware. In diesem Punkt ist er, entgegen dem innovativen Image der Minus-Künstler, ganz Traditionalist. Nutzt Houle analoges Equipement, dann schwingt bei ihm immer auch eine Hochachtung für die New Wave-Acts der 80er Jahre mit, allen voran seinen erklärten Idolen Depeche Mode.

Von New Wave ist bei den acht Tracks von "Drift" allerdings nichts zu hören. Sie stehen vielmehr in der Tradition, die Houle mit seinen ersten beiden Longplayern "Restore" und "Bay Of Fiks" begründet hat. Er reduziert seine Sounds so weit wie möglich, arrangiert sie zu futuristischen Klanggebilden, denen er hypnotische Bassläufe zur Seite stellt. Aus diesen Kontrasten leitet Marc Houle einen guten Teil der Spannung für seine Tracks ab. Mit Blick auf die beiden Vorgänger Alben ist das alles andere als neu.

Die Intensität der Stimmung auf "Drift" zeigt aber, dass sich der Kanadier mit den Top-Techno-Produzenten auf Augenhöhe befindet, auch wenn er gut beraten wäre das allzu enge Minimal-Korsett für seine nächsten Produktionen einmal aufzuschnüren.

Trackliste

  1. 1. Inside
  2. 2. Seeing In the Dark
  3. 3. Sweet
  4. 4. Drift
  5. 5. The Next
  6. 6. Hitcher Man
  7. 7. Melting
  8. 8. Hammering

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